Nicht alles, was in macOS Sonoma neu ist, sieht man, denn die Apple-Entwickler haben vermutlich auch viel Arbeit in die Optimierung der Systemprozesse investiert. Wie sich das auf die Arbeit mit dem Mac auswirkt, lässt sich erst mit der finalen Version von macOS Sonoma ermessen.
Neue Funktionen gibt es aber ebenfalls, und diese lassen sich schon ausprobieren. Manche sind für den Autor eher nicht relevant, während andere Anwender sich darüber bestimmt besonders freuen werden. So bekommen Spieler dank des neuen Spielemodus bessere Unterstützung für anspruchsvollere Spiele. Und Spieleentwickler erhalten mit dem Game Porting Toolkit ein Werkzeug, um ihre Spiele schneller auf den Mac zu portieren.
Wer häufig in Videokonferenzen Dinge präsentieren muss, wird die Moderatorenmaske schätzen, um bei der Präsentation besser im Bild zu bleiben. Beide Neuerungen sind aber nur auf Macs verfügbar, die einen M1- oder M2-Chip haben, Intel-Macs bleiben hier außen vor.
Widgets auf dem Schreibtisch
Was man nicht im Blick hat wird schnell übersehen. So ging es auf dem Mac des Autors bisher den Widgets, die man erst einblenden musste und darum oft vergessen hat, dass sie überhaupt da waren. Jetzt lassen sich die Widgets direkt auf dem Schreibtisch ablegen und man hat sie sofort im Blick. Etliche der mit macOS Sonoma mitgelieferten Apps unterstützen Widgets, darunter der Kalender, das Wetter, die Notizen, die Erinnerungen, Safari, Kurzbefehle und Home.
Safari blendet beispielsweise im Widget die in der Leseliste gespeicherten, noch ungelesene Webseiten ein, die man so schnell öffnen kann. Bei den anderen Widgets wie den Erinnerungen lässt sich über das Kontextmenü wählen, welche Informationen man sehen möchte. Auch Drittanbieter-Apps können mithilfe der WidgetKit API des macOS eigene Widgets zur Verfügung stellen.

Wichtige Widgets hat man immer im Blick, da man sie auf dem Schreibtisch platzieren kann.
Thomas Armbrüster
Über das Kontextmenü auf dem Schreibtisch ruft man den Befehl für die Bearbeitung der Widgets auf. Man kann jeweils zwischen drei unterschiedlichen Größen auswählen und bekommt dementsprechend mehr oder weniger Informationen geboten. Platzieren lassen sich die Widgets überall auf dem Schreibtisch. Per Klick auf ein Widget öffnet sich die dazugehörige App.
Apple hat in den Systemeinstellungen eine neue Option hinzugefügt, die den Umgang mit den Widgets erleichtert. Denn unter „Schreibtisch & Dock“ kann man festlegen, dass per Klick auf den Schreibtischhintergrund alle Fenster ausgeblendet werden und nur der Schreibtisch mit seinen dort abgelegten Objekten und den Widgets zu sehen ist. Ein weiterer Klick blendet die zuvor geöffneten Fenster wieder ein. Diese Option gab es bisher nur im Stage Manager, jetzt lässt sie sich auch verwenden, ohne den Stage Manager zu aktivieren.

Für die Widgets gibt es drei verschiedene Größen und teilweise auch unterschiedliche Layouts.
Thomas Armbrüster
Verbesserte Notizen
Die Notizen-App hat neue Optionen bekommen, die das Programm zu einem noch brauchbareren Instrument zur Verwaltung von Informationen macht als bisher. Zum einen kann man einzelne Notizen miteinander vernetzen. Dazu fügt man einen Link ein, tippt im sich einblendenden Fenster den Namen einer anderen Notiz ein (meist genügen schon die ersten Buchstaben) und wählt diese aus.
Drag-and-drop würden wir aber noch cooler finden. So kann man mehrere zu einem Thema gehörende Notizen miteinander verknüpfen und per Mausklick zu einer dieser Verknüpfungen springen. Und es gibt neue Tastenkürzel, um zur vorherigen oder zur nächsten Notiz zu springen, was beim Navigieren durch verknüpften Notizen hilfreich ist.

Notizen lassen sich untereinander verknüpfen, man findet so zusammengehörige Infos schnell per Mausklick.
Thomas Armbrüster
Ebenfalls hilfreich in Notizen ist die bessere Verwaltung von PDFs. Fügt man in eine Notiz ein PDF ein, das mehrere Seiten hat, lassen sich jetzt alle Seiten direkt in der Notiz durchblättern, ohne sie in Vorschau oder einem anderen Programm zu öffnen, sofern man die große oder die mittelgroße Darstellung auswählt.
Die Einstellungen findet man, wenn man in der Titelleiste oberhalb des PDFs auf den nach unten weisenden Pfeil klickt. Man kann zudem Miniaturen einblenden, um schneller zwischen den Seiten des PDFs zu wechseln. Das alles funktioniert auch, wenn man mehrere PDFs in eine Notiz einfügt. Außerdem ist es möglich, einem PDF Markierungen hinzuzufügen, ohne es zuerst in Vorschau zu öffnen.

In einer Notiz abgelegtes PDF kann man in macOS Sonoma durchblättern und so alle Seiten lesen, ohne das PDF öffnen zu müssen.
Thomas Armbrüster
Besser und sicherer Surfen
Safari unterstützt in macOS Sonoma Web-Apps, wie bisher schon auf dem iPad und dem iPhone. Dazu fügt man eine Website über den Befehl „Zum Dock hinzufügen“ im Menü „Ablage“ dem Dock hinzu, was aus der Website eine eigenständige App macht. Das ist vor allem für Websites interessant, die man regelmäßig und sehr häufig verwendet. Elemente wie die in Safari gespeicherten Lesezeichen und der Verlauf sind in einer Web-App nicht verfügbar.
Die Website-Daten werden nur in der App abgelegt, was die Sicherheit gegen Seiten übergreifendes Tracking erhöht. In den Vorgaben der App lassen sich die Websitedaten auch löschen, jedoch nicht wie in Safari einzeln anzeigen. Per Tastenkürzel oder das Menü „Öffnen“ kann man schnell zur jeweiligen Startseite zurückkehren, wenn man durch das weitere Angebot der Webseite navigiert hat, und per Tastenkürzel nach vorne oder zurückblättern.

Jede Website lässt sich in Safari zu einer eigenständigen App machen, die unabhängig vom Browser funktioniert.
Thomas Armbrüster
Eine weitere Neuerung, um sich in Safari auf bestimmte Dinge zu konzentrieren, sind die Profile. Man kann für jedes Profil eigene Favoriten und Tabgruppen anlegen, und auch der Verlauf wird nur im jeweiligen Profil angezeigt. Außerdem lassen sich Safari-Erweiterungen einem Profil zuweisen. Nur die Leseliste ist, zumindest in der aktuellen Betaversion von macOS Sonoma, in jedem Profil identisch. Auch hier wäre eine Trennung eigentlich sinnvoll. Jedes Profil wird in einem separaten Fenster geöffnet, entweder über das Menü „Ablage“ oder einen Button in der Symbolleiste der angezeigt wird, sofern die Seitenleiste nicht eingeblendet ist.

Um beispielsweise private und berufliche Webseiten voneinander zu trennen, lassen sich Profile anlegen.
Thomas Armbrüster
Verbesserung gibt es laut Apple für den privaten Modus von Safari, um mit diesem anonymer zu bleiben als bisher. So werden beispielsweise Zusätze in Links, die der Identifizierung dienen, automatisch entfernt., und bekannte Tracker werden blockiert. Auch weitere Tricks sollen ausgehebelt werden, mit denen Tracker sich verstecken können.
Während das Apple nur für den privaten Modus ankündigt, gibt es in den Safari-Einstellungen unter „Erweitert“ die Option „Erweiterten Identifizierungs- und Trackingschutz verwenden“, den man dort auch so einstellen kann, dass er immer aktiviert ist und nicht nur im privaten Modus.

Der erweiterte Trackingschutz in Safari 17 lässt sich nicht nur im privaten Modus aktivieren.
Thomas Armbrüster
Auch ein neues Feature in WebKit ist für die Sicherheit relevant. So werden die Seitenelemente mithilfe der GPU gerendert, getrennt von der Verarbeitung der Inhalte, was über die CPU läuft. Beide arbeiten also unabhängig voneinander und die GPU und die Treiber sind vom Webinhalt, der potentiell unsicher sein kann, getrennt. Dies ist bisher schon unter iOS, iPadOS und WatchOS der Fall und kommt nun auch auf den Mac.
Mehr Privatsphäre in Safari
Anhand der IP-Adresse ist man im Netz identifizierbar und es kann festgestellt werden, wer man ist und was man tut. Das gilt nicht nur für den Browser, sondern auch für alle Programme, die auf Server im Web zugreifen. Um das „wer“ vom „was“ zu trennen, gibt es das Internetprotokoll „OHTTP“ (Oblivious HTTP).
Hierbei wird die Verbindung ins Netz über ein Relay geleitet, um den Inhalt der HTTP-Anfrage von der IP-Adresse zu trennen. Dieses System wird bisher schon von iCloud Private Relay verwendet. In macOS Sonoma gibt es nun die Oblivious HTTP API, die von den Entwicklern genutzt werden kann. Welche Apps auf diese neue API zugreifen werden, muss sich aber erst noch herausstellen.

Entwickler können mithilfe einer neuen API ähnlich wie bei iCloud Relay die IP-Adresse des Anwenders verstecken.
Thomas Armbrüster
Schönere Bilder auf dem Desktop
Nachdem in macOS Ventura die Systemeinstellungen komplett verändert wurden, gibt es diesmal nur kleinere Korrekturen. So findet man unter „Schreibtisch & Dock“ jetzt die Einstellungen für die Symbole auf dem Schreibtisch und die Widgets, zusammen mit den Optionen für den Stage Manager.
Die allgemeinen Vorgaben für die Menüleiste, die bisher hier ebenfalls zu finden waren, sind in die Abteilung „Kontrollzentrum“ gewandert, wo schon bisher festgelegt wurde, welche Extras in der Menüleiste angezeigt werden sollen. Das erscheint uns logischer als bisher.

Neue Einstellungen für den Schreibtisch findet man in der Systemeinstellung „Schreibtisch & Dock“.
Thomas Armbrüster
Neue Motive sind bei den Bildschirmhintergründen und beim Bildschirmschoner zu finden. Es gibt eine Reihe von hochauflösenden Motiven, unterteilt in Landschaft, Stadt, Unterwasser und Erde. Diese lassen sich für den Bildschirmschoner als dynamisches Bild aktivieren und dann als Bildschirmhintergrund übernehmen, wenn der Bildschirmschoner beendet wird, sodass es einen fließenden Übergang vom bewegten zum statischen Bild gibt.
Um die neuen Bilder besser ins Licht zu rücken, haben die Entwickler auch den Anmeldebildschirm geändert und das Eingabefeld für das Passwort an den unteren Rand des Displays verschoben. Wie auf dem iPhone werden das aktuelle Datum und die Uhrzeit auf dem Anmeldebildschirm eingeblendet.

Die dynamischen Bildschirmschoner lassen sich auch als statische Hintergrundbilder für den Schreibtisch verwenden.
Thomas Armbrüster
Fazit
Die aktuelle Betaversion für Entwickler funktioniert erstaunlich gut und ohne größere Probleme, Baustellen sind aber natürlich zu finden. Wer die öffentliche Betaversion ausprobieren möchte, sollte dies aber nicht auf einem Mac tun, den er normalerweise verwendet, oder zumindest ein weiteres AFPS-Volume hinzufügen, in dem er dann das neue macOS installiert.
Und noch zwei Kleinigkeiten, die wir schon häufig verwenden: Um in Nachrichten auf eine beliebige Nachricht innerhalb einer Konversation zu antworten, streicht man einfach nach links über die „Sprechblase“ und klickt auf den sich einblendenden Pfeil. Und man kann nun nahtlos vom Diktieren zum Schreiben und wieder zurückwechseln, ohne die Diktierfunktion jedes Mal wieder aktivieren zu müssen.