Macwelt wünscht einen guten Morgen!
Dieser Tage hat Apple einen weiteren Meilenstein hinsichtlich des Börsenwertes gerissen: Drei Billionen US-Dollar sind Anteilsscheine des Unternehmens kumuliert wert. Und das trotz durchwachsener Bilanzen zuletzt, die auch den Verzögerungen in der Lieferkette geschuldet waren.
Wer eine Krise für Apple herbeiredet, hat entweder unheilbare Doomsday-Fantasien oder meint das Wort in seiner ursprünglichen Bedeutung. Denn gewiss kann die Apple Vision Pro eine nächste Wende im Computing auslösen, vom persönlichen und mobilen jetzt zum räumlichen.
Im Sommer 1997 erlebte Apple indes den Höhepunkt einer Krise in der dramatischen Bedeutung des Wortes und gleichzeitig eben genau das, was das griechische Wort aussagt – eine Wende.
Diese ist untrennbar mit dem Datum des 5. Juli 1997 verbunden, an dem der Aufsichtsrat des Unternehmens entscheid, den mehr oder minder glücklosen CEO Gil Amelio zu entlassen und ihn durch Steve Jobs zu ersetzen, der erst wenige Monate zuvor im Zuge der Übernahme von NeXT Computer zu Apple als Berater zurückgekehrt war.
Doch Jobs zierte sich, zu jenem Zeitpunkt sah er seine neue Rolle bei Apple noch etwas anders. Gleichwohl sagte er dem Aufsichtsrat zu, für zunächst 90 Tage seine Tätigkeiten als Berater auszuweiten und bei der Suche nach einem neuen CEO mitzuhelfen.
In die offizielle Verantwortung als Geschäftsführer geriet der damalige Finanzchef Fred Anderson – doch im Lichte der Öffentlichkeit war Steve Jobs der “Interims-CEO” und später iCEO, bis er das kleine “i” strich. Erst vier Tage nach der Entscheidung zur Entlassung, am 9. Juli, einem Mittwoch, gab Apple den Rücktritt von Gil Amelio und die neue Verantwortung für Jobs und Anderson bekannt.
Amelio war primär über eine desaströse Bilanz gestolpert, im zweiten Quartal 1997 (März) musste Apple über 700 Millionen US-Dollar Verlust bilanzieren, weitere 55 Millionen Minus kamen im dritten Quartal hinzu. Erst zum ersten Quartal des neuen Geschäftsjahres stand wieder ein Plus in den Büchern. Was den damaligen iCEO bei seiner Keynote auf der Macworld Expo zum Bonmot hinriss: “Eine Sache noch: Wir machen wieder Gewinn.” Der Terminus „One more thing“ hatte ursprünglich eine andere Bedeutung als das nächste große Ding – zuletzt eben die Vision Pro – einzuführen.
Mit Amelios Demission endete eine unstete Zeit bei Apple. Man kennt es ja vom Fußball: Es gibt Vereine, die halten lange an ihren Trainern und Managern fest und solche, die in einer Saison vier Übungsleiter und drei Sportdirektoren beschäftigen. Manchmal sind das sogar dieselben Vereine, die in guten Zeiten an Bewährtem festhalten und in Krisenzeiten hektisch sich in Personalia versuchen.
Apple hatte von etwa 1985, als John Sculley den Gründer Steve Jobs aus der Firma drängte und eben dem 5. Juli 1997 solche Krisenzeiten durchgemacht. Sculley hatte zunächst noch Erfolg, verzettelte und verplapperte sich aber vor allem in Sachen Newton.
Sein Nachfolger Michael Spindler, aufgrund seines enormen Arbeitspensums “Diesel” genannt, verrannte sich in hektischem Aktionismus und einem aufgeblähten Produktangebot. Gil Ameliio schließlich traf zwar womöglich unerlässliche Sanierungsmaßnahmen, außer Sparen fiel im augenscheinlich aber nicht viel ein. Es war wieder an der Zeit für Visionäre.
Heute ist Apple nicht nur höchst erfolgreich, sondern in seiner Führungsebene auch wieder äußerst stabil, Tim Cook seit fast zwölf Jahren CEO. Sein Nachfolger wird nicht in einer Krise gekürt werden, sondern irgendwann auf Apples Weg hin zu vier Billionen US-Dollar Marktkapitalisierung