Bei der WWDC 2023 hat Apple das nächste Update für macOS vorgestellt – macOS Sonoma. Neben Desktop-Widgets und anderen nützlichen Funktionen hat das Unternehmen ein ungewöhnliches Augenmerk auf Gaming gelegt. Als Teil der Metal-3-Grafikschnittstelle führte Apple das „Game Porting Toolkit“ ein, ein Werkzeug für Entwickler, um Spiele, die ursprünglich für Windows ausgelegt waren, mit relativ wenig Aufwand auf den Mac zu portieren.
Im ersten Monat nach der WWDC wurde schnell klar: Das Game Porting Toolkit, das aktuell im Rahmen der macOS Sonoma Beta verfügbar ist (mit etwas Mühe aber auch auf macOS Ventura installiert werden kann), erlaubt es auch Nicht-Entwicklern, Windows-Spiele einfach auf dem Mac auszuführen.
Wie gut das funktioniert, beleuchtet Oliver Mackenzie von den Grafik-Experten von Digital Foundry in einem neuen Beitrag.
Spielbar, aber viel Luft nach oben
Insgesamt kommt das Game Porting Toolkit in der Analyse von Digital Foundry sehr gut weg: Mit der Software werden aktuelle Spiele wie das Remake von „Dead Space“ und „Gotham Knights“ zumindest spielbar, wenn auch nicht ganz flüssig. Für eine stabile Performance ohne nennenswerte Frame-Einbrücke musste Mackenzie die Auflösung von nativen 1440p auf 1080p senken, Grafikfehler gibt indes kaum.
Allein Open-World-Spiele wie „Hogwarts Legacy“ machen Apple Silicon zu schaffen: Hier fallen die Bildraten von spielbaren 30 fps auf knapp über 10, was nur unwesentlich flüssiger wirkt als eine Diashow. In Innenräumen hingegen krabbeln die Bildraten gerne auf stabile 60 fps, abhängig von Spiel und Umgebung. Selbst „Cyberpunk 2077“ ist dank des Game Porting Toolkits überraschend spielbar auf einem Mac.
Lesetipp: macOS Sonoma: So installieren Sie die Beta 2
Eine interessante Beobachtung macht Mackenzie bei „Psychonauts 2“: Die Windows-Version läuft über das Game Porting Toolkit merklich flüssiger als die Original-Portierung für den Mac. Diese wurde allerdings mit Hinblick auf Intel-Macs entwickelt, weshalb das Spiel von Rosetta 2 für Apple Silicon übersetzt werden muss.
Den Original-Beitrag ist in Schriftform verfügbar, aber auch als Video:
Hoffnungsschimmer für Mac-Gaming
Ähnlich wie Proton für Linux bzw. fürs Steam Deck, handelt es sich beim Game Porting Toolkit um einen Software-Layer, der DirectX-Befehle für Metal 3 übersetzt. Bereits bei Proton waren die Ergebnisse erstaunlich: Plötzlich liefen über 1.000 Windows-Spiele ohne bzw. nur mit geringfügigen Einbußen auf Linux, was maßgeblich zum Erfolg von Valves Handheld-Konsole beigetragen hat.
Das Game Porting Toolkit könnte jetzt auch Gaming auf dem Mac einen Schub geben. Bisher war es für Studios wenig rentabel, Ressourcen in Mac-Versionen ihrer Spiele zu investieren, da sie damit verhältnismäßig wenige Spieler:innen erreichten. Wenn die Hürde – sprich: die Kosten – für solche Ports sinkt, könnte es sich wiederum lohnen.
Weiterentwicklung geht voran
Nach der Vorstellung des Game Porting Toolkits hätte Apple auch in die Hände schlagen und das Projekt für beendet erklären können, doch offensichtlich ist dem nicht so. Ende Juni wurde Version 1.0.2 des Tools veröffentlicht, das deutliche Verbesserungen mit sich bringt, auch wenn konkrete Versionshinweise bei diesem Release fehlen. Diese sollen in späteren Versionen folgen, schreibt Apple-Manager Nat Brown auf Twitter.
Abgesehen davon, dass die dmg-Datei etwa halb so groß ist wie die von Version 1.0.0, gibt es nun Unterstützung für 32-Bit-Spiele und Stabilitäts- und Performance-Verbesserungen – im Bestfall rund 20 Prozent höhere Bildraten, ersten Tests des Youtubers Andrew Tsai nach zu urteilen. Doch auch nach diesem Update bleibt die Grafik-Performance hinter den synthetischen Benchmarks zurück, insbesondere bei den Ultra-Chips, wobei man im Hinterkopf behalten muss, dass das bei Kompatibilitäts-Layern zu einem gewissen Maß zu erwarten ist.
Aktuell bester Preis: Macbook Pro 16 Zoll M2 Mac 1 TB