Macwelt wünscht einen guten Morgen!
Heutzutage ist Apple ja wieder der FC Bayern, FC Barcelona und SSC Neapel zusammen: Heftig geliebt – wenn auch nicht von jedem – und an der Spitze. Aber Apple war auch schon mal wie der HSV: Verblasster Ruhm, zweitklassig und die Männer an der Spitze hielten es nicht lange aus.
Während der einst ruhmreiche Hamburger Sportverein aber es schon als Erfolg ansieht, mit dem gleichen Trainer trotz erneutem Scheiterns in der Relegation eine dritte Saison anzugehen – nach gefühlt 17 Trainern und 12 Sportdirektoren in einem Dutzend Jahren – ist bei Apple die Zeit der ständigen Wechsel an der Spitze längst vorbei.
Genau genommen seit dem 7. Juli 1997, als Cupertino das Ausscheiden seines CEOs Gil Amelio bekannt gab, der erst kurz davor von Michael Spindler übernommen hatte, der erst kurz davor auf John Sculley gefolgt war. Wir hatten vorgestern bereits daran erinnert.
Und wie der HSV in den letzten Jahren auch zahlreiche Interimstrainer nur für ein oder zwei Spiele beschäftigte, war Amelios Nachfolger erst einmal eine Zwischenlösung, zumindest offiziell. Doch der Interims-CEO Steve Jobs sollte bleiben und schnell so erfolgreich werden wie der Interimsbayerntrainer Hansi Flick im Jahr 2020 – heute glückloser Bundestrainer.
Anders als Flick stünde aber Jobs auch heute noch an der Spitze seines Vereins, pardon, Unternehmens, wenn ihm nicht die Krebserkrankung dazwischen gekommen wäre. Immerhin leitet mit Tim Cook nunmehr seit fast zwölf Jahren Jobs’ ehemaliger Assistenztrainer den Verein von Titel zu Titel, um im schiefen Bild zu bleiben.
Kurzzeittrainer des HSV und anderer gescheit gescheiterter Traditionsvereine hatten ja oft das Problem, in einem dysfunktionalen Verein eine verunsicherte Mannschaft unter Druck wieder in die Erfolgsspur bringen zu müssen. Manche bringen ein Konzept mit, das unter der Saison nur schlecht vermittelbar ist, andere reden in Floskeln wie “Bock umstoßen” oder “Gras fressen”.
Der Interimstrainer, äh, Interims-CEO Steve Jobs hatte sowohl einen langfristigen Plan als auch eine kurzfristige Strategie parat, um die verunsicherte Mannschaft vor dem weiteren Abstieg zu retten. Per Federstrich erklärte er für alle Aktienoptionen den Preis von 13,81 US-Dollar, dem AAPL-Schlusskurs jenes 7. Juli 1997.
Die Folge: Mit einem Mal waren die Aktienoptionen wieder etwas wert. Wer Jahre zuvor in besseren Zeiten das Recht bekommen hatte, Apple-Aktien für 20, 50 oder 100 US-Dollar zu erwerben, konnte diese in den schweren Zeiten nicht einlösen und sah auch mittel- und langfristig keine Chance, damit zu Geld zu kommen. Jetzt aber, da der neue Cheftrainer alles auf Null respektive 13,81 gesetzt hatte, lohnte es sich wieder Gras zu fressen, sich die Lunge aus dem Leib zu rennen und dem Gegner alles abzuverlangen. Mit einem Mal hatte die Belegschaft wieder Vertrauen in ihr Tun und in die Zukunft des Unternehmens.
Was der HSV aus all dem lernen könnte? Das mit dem Zurückholen der Legenden wird schwierig: Im letzten Sommer ist auch noch Uwe Seeler gestorben und der letzte Cheftrainer, der einen Titel mit den Rothosen gewonnen hat, der Wiener Ernst Happel, ist schon im Jahr 1992 einem Krebsleiden erlegen.
Immerhin setzen die Hamburger jetzt auf beinahe Apple’sche Kontinuität und beschäftigen auf der Bank einen, der bei Apple, nein, beim FC Bayern etwas gelernt hat: Tim Walter hatte einst die B-Jugend und dann die zweite Mannschaft des Rekordmeisters gecoacht und sollte bald den HSV zumindest wieder eine Klasse höher bringen. Und wenn es einen dritten Anlauf über die Relegation geben muss.