Sucht man nach “What the duck” im Internet, liefert Google gleich 1.280.000.000 Ergebnisse. Es gibt ein Drama mit dem gleichen Namen, auf Amazon kann man sich T-Shirts, Hoodies und alle andere Bekleidung mit der Inschrift kaufen. Kaum zu glauben, dass diese Phrase nicht von einem Menschen stammt, sondern vom iPhone.
Apple war in seinen früheren Tagen als recht puritanisch gesehen, ein Fünkchen Wahrheit war jedoch dabei: Wollte jemand auf dem iPhone per iMessage oder Mail schimpfen, berichtigte das System notorisch das Schimpfwort “fuck” durch das weit harmlosere “duck”. Bei der schieren Masse der iPhones in den Händen der englischsprachigen Nutzer musste sich die Enten-Schimpftirade irgendwann mal in dem allgemeinen Sprachgebrauch etablieren.
Apple gelobt Besserung
Ab iOS 17 soll sich zunächst für die englische Sprache bei der Texteingabe auf dem iPhone viel verändern. Nein, das iPhone wird nicht in Ihren Business-E-Mails neutrale Wörter gegen beliebte Fäkalausdrücke ersetzen. Apple verspricht jedoch ein Mini-ChatGPT direkt auf dem iPhone: Die Wortvorschläge werden deutlich besser, irgendwann mal später im Jahr wird das System nach wenigen eingetippten Buchstaben nicht nur das passende Wort vorschlagen, sondern auch passende Nachfolgewörter.
Wir haben in den vergangenen zwei Wochen die automatischen Wortvorschläge unter iOS 17 beim Tippen in iMessage und Whatsapp ausprobiert. Apple behauptet, ab iPhone 12 und neuer besonders schlaue Vorschläge, aber nur in Englisch, Spanisch und Französisch anzubieten. Eine solche kombinierte Bedingung ist eher ungewöhnlich: Entweder verlangt Apple nach einer neueren Hardware oder beschränkt die Funktion auf bestimmte Sprachen. Wir vermuten, dass die neue Autokorrektur zunächst nur für diese drei Sprachen kommt und eben nur mithilfe einer Neural Engine mit 16 Kernen, die ab dem iPhone 12 eingebaut ist.
Wir haben derweil die neue Autokorrektur auf dem iPhone 11 und dem iPhone 14 Pro ausprobiert, im Deutschen haben wir keine nennenswerten Unterschiede auf den beiden Geräten bemerkt, obwohl die automatisierten Wortvorschläge nach Gefühl her deutlich besser geworden sind, als das noch der Fall unter iOS 16 war.
Wie gut Apples Autokorrektur geworden ist
Komplette Wunder dürfen Sie mit iOS 17 nicht erwarten, schließlich müssen Sie auch bei Chat-GPT Ihre eigenen Gedanken gut formulieren, damit das Tool ansprechende Texte daraus produziert. Besonders gut kann aber Apples Technologie Wörter vorschlagen, wenn sie in bestimmten festen Phrasen oder Verbindungen vorkommen.

In einem Gespräch mit dem Kollegen über ein Postpäckchen hat iOS bei der Antwort “(Ich) … hab jetzt zurück schicken …” für die letzte Stelle Modalverben “lassen”, “können” oder “müssen” vorgeschlagen. Je nach Sprachsituation sind alle drei Varianten richtig.
Auch bei anderen Konversationen, wobei einigermaßen oft gebrauchte Wortverbindungen vorkamen, lag die Autokorrektur erstaunlich richtig: Bei “goldener Nase” folgte das entsprechende Emoji und das Verb “verdienen”, beim Adjektiv “Interessante” schlug das iOS 17 sofort “Frage” oder “Idee” als Nachfolger, bei der Wortkombination “ein toller” folgen die Vorschläge “Tag”, “Abend”, “Nachmittag” etc.

Das Prinzip, wonach iOS passende Wortvorschläge macht, ist übrigens in etwa das gleiche wie bei ChatGPT: In der Sprachwissenschaft gibt es den Begriff “Valenz”, was bedeutet, dass Wörter bestimmte (auch entfernte) Nachbarn beim Verwenden im Satz verlangen. So kann der Satz “Ich kann” nicht mit einem Punkt enden, das Modalverb “können” verlangt in diesem Kontext nach Ergänzung, sei es nur ein “es”.
Hier kommt noch eine Prise Statistik ins Spiel: Mit einem genügend großen Textkorpus kann man ausrechnen, mit welcher Wahrscheinlichkeit, welche nachfolgenden Wörter das gerade eingetippte Wort verlangt. Noch vor ChatGPT haben solche Daten gute Corpora wie das von der Universität Leipzig präsentiert. Stephen Wolfram, der Gründer der Wissensmaschine Wolfram Alfa, hat in einem Blogpost seine Vermutungen geschildert, wie und warum ChatGPT so gut funktioniert. Demnach schaut sich der Algorithmus an, welches Nachfolgewort am wahrscheinlichsten ist, und schlägt einige der wahrscheinlichsten Varianten vor.