Macwelt wünscht einen guten Morgen!
Nicht alles, was Apple produziert, wird zum Erfolg. Diese überstrahlen natürlich alles, aber Apple greift auch mal daneben. Das ist kein Problem, solange man das rechtzeitig erkennt und schnell handelt.
Nicht einmal ein Jahr war der Power Mac G4 Cube auf dem Markt, vorgestellt am 19. Juli 2000 auf der Macworld Expo in New York, nahm in Apple schon am 3. Juli des Folgejahres wieder aus dem Handel.
Der Grund: Das Wunderwerk der Technik war einfach zu teuer und hatte seine Mankos. Zunächst aber zu den Vorzügen: Apple hat kaum je einen eleganteren und dabei sehr leistungsfähigen Desktop-Computer gebaut. Das Flaggschiff Power Mac G4, seinerzeit einer der schnellsten Computer der Welt, sollte nach Wille und Vorstellung Apples und seiner Designabteilung auch in einer kompakten Form auf dem Desktop alles in Grund und Boden rechnen. Auf dem Boden, da stand meist der große Power Mac, aber sind Apple-Computer nicht zum Herzeigen schön?
Und das war der Cube gewiss: Würfelförmig wie ein paar Jahre davor der NextCube, nur noch etwas kleiner. Dabei leise wie nur möglich: Denn die Kühlung sollte durch den Kamineffekt erfolgen, weswegen der eigentliche Cube noch in einem Plexiglasgehäuse stand, das von unten kalte Luft ansaugte, um die Wärme des G4 nach oben wegzutransportieren.
Gegen Aufpreis gab es noch ein passendes Soundsystem von Harman Kardon, bestehend aus einem Subwoofer und zwei „Soundsticks“ mit Hoch- und Mitteltönern, alles in transparentem Plexiglas gehalten.
Schön gelöst hat Apple auch das Thema mit dem optischen Laufwerk, die Scheiben warf der Mechanismus nach oben aus, wie Toaster ein fertig geröstetes Brot.
Aber hier haben die Probleme schon angefangen: Der Cube konnte DVDs lesen, nicht mehr. Brenner baute Apple erst ab Januar 2001 in seine Computer ein, der Cube bekam im Februar auch einen – aber nur für CD-RW, während der große Power Mac G4 ein „Superdrive“ bieten konnte, das auch DVDs brannte.
Das größte Problem war aber der Preis: 4.449 DM kostete das Wundergerät – ohne das Soundsystem und auch nur in der schwächsten Ausstattung. Erweiterungsmöglichkeiten? Fehlanzeige. Wer ernsthaft mit dem Mac arbeiten wollte, griff gleich zum Tower, wer einen eleganten Rechner auf dem Schreibtisch stehen haben wollte, bekam beim iMac ein deutlich besseres Preis-Leistungs-Verhältnis.
In der heutigen Apple-Silicon-Ära wäre indes ein geschrumpfter Supercomputer denkbar, beziehungsweise: lieferbar. Denn der Mac Studio ist nicht viel anderes als ein auf das Wesentliche reduzierte Mac Pro. Vielleicht nicht ganz so elegant wie einst der Cube und genauso wenig erweiterbar, aber Apple hat erkannt, dass selbst die effizientesten Prozessoren eine vernünftige Wärmeabfuhr brauchen. Sogar an den besser leitfähigen Kupferkühlkörper hat Apple in der Variante mit dem M2 Ultra gedacht. Den Mac Studio werden wir noch lange auf den Schreibtischen von professionellen Anwendern sehen.