Es ist eine allgemein anerkannte Wahrheit, dass eine neue Smartwatch auf dem Markt sich dringend mit der Apple Watch messen muss, denn laut Statista ist Apple momentan ein Platzhirsch unter den Smartwatch-Herstellern.
Nun hat Samsung auf seinem Unpacked Event 2023 die nächste Generation seiner Galaxy Watch vorgestellt. Es gibt gleich zwei Ausführungen: Eine „normale“ Galaxy Watch 6 und eine Galaxy Watch 6 Classic. Anders als bei der Apple Watch bietet Samsung die Galaxy Watch gleich in vier verschiedenen Größen an, zwei für die Watch 6 und zwei für die Watch 6 Classic.
Die kleinste Uhr kommt auf 40 Millimeter, die größte (Classic) – auf 47 Millimeter. Dazwischen liegen noch die Größen 43 mm bei der Classic Small und 44 mm bei Watch 6 Large. Allerdings kann man die Größen der Galaxy Watch und der Apple Watch nicht direkt vergleichen, denn die beiden Uhren haben einen grundunterschiedlichen Formfaktor: Apple setzt auf viereckige Displays, die anderen Hersteller fast ausschließlich auf runde Bildschirme.
Akku
Gemessen an der reinen Akkugröße lässt Galaxy Watch 6 (Classic) die Apple Watch hinter sich: Das kleinere Modell kommt mit einer Batterie in der Kapazität von 300 mAh, die Series 8 41 mm fasst etwas weniger – 282 mAh. Die Large-Modelle sind mit dem Akku von 425 mAh ausgestattet, bei der Apple Watch 8 45 mm ist eine Batterie mit 308 mAh eingebaut.
Obwohl sich die beiden Uhren bei der (theoretischen) Größe um vier Millimeter unterscheiden, liegen die prozentualen Unterschiede der Akkus weiter auseinander. Eine größere Apple Watch erhält einen um neun Prozent leistungsstärkeren Akku, eine größere Galaxy Watch erhält einen um 42(!) Prozent leistungsstärkeren Akku. Samsung verspricht damit die Laufzeiten von bis zu 30 und 40 Stunden respektive, Apple hält seit Jahren an der 18-Stunden-Grenze für seine (normale) Apple Watch.
Allerdings müssen Samsungs Versprechen noch den Praxistests standhalten: Beim Vorgänger-Modell musste eine Testerin von The Verge bei eingeschaltetem Always-On-Display bereits um 17–18 Uhr die Watch nachladen, da die Batterieladung auf neun Prozent fiel.
Sensoren
Die Sensoren der beiden Wettbewerber haben vergleichbare Features: Optischer Herzfrequenzsensor ist die Grundlage für die meisten Auswertungen, was Puls und auch Aktivität betrifft. Beide Uhren haben einen elektrischen Herzsensor eingebaut bekommen, was die EKG-Auswertung erlaubt. Samsung hat der Galaxy Watch außerdem einen Bioimpedanzsensor spendiert, mit dem sich die Zusammensetzung des Körpers nach Skelett-, Muskel- und Fettmasse analysieren und den Fortschritt bei den Trainings besser nachverfolgen lässt.
Die restlichen Sensoren in der Galaxy Watch und der Apple Watch sind identisch: ein Temperatursensor, Barometer, Lichtumgebungssensor, Beschleunigungsmesser, Gyroskop und ein Kompass. In der Classic-Variante hat Samsung noch einen 3D-Hall-Sensor integriert, der einer besseren Orientierung in geschlossenen Räumen mit komplexer Struktur dient. Ob das sich direkt mit dem U1-Chip in der Apple Watch seit der Series 6 vergleichen lässt, ist noch unbekannt.
Gesundheitsfunktionen
Gemessen an den Gesundheitsfunktionen, die Samsung auf der Pressekonferenz und in den Unterlagen für Journalisten besonders nennenswert erachtet, kann man sagen, dass die Apple Watch in diesem Bereich deutlich ausgereifter ist. So weist Samsung darauf hin, dass Nutzerinnen und Nutzer ihre Herzfrequenzzonen nun beobachten können, bei Apple ist das seit watchOS 9 der Fall (bei Fitbit allerdings noch länger).
Die Apple Watch kann über einen unregelmäßigen Herzrhythmus warnen – ein starkes Signal auf Vorhofflimmern. Es gibt unzählige Berichte in der Presse, wie die Apple Watch nichts ahnende Träger und Trägerinnen zum Arzt schickte und die sodann rechtzeitig eine Therapie bekommen haben. Samsung hat für eine vergleichbare Funktion eine Freigabe der entsprechenden Behörde in den USA erhalten, allerdings ist die Funktion noch nicht freigeschaltet.
Der Apple Watch hingegen fehlt die Analyse der Körperzusammensetzung, wie sie die Galaxy Watch bietet, außerdem kann die Konkurrenz (unter Umständen) den Blutdruck schätzen.
Auch das sogenannte Schlaf-Coaching steht bei der Vorstellung der Galaxy Watch 6 im Vordergrund. Das hat Apple allerdings mit watchOS 9 und iOS 16 einigermaßen gut gelöst: bei der Einstellung von Schlafzeiten und -zielen schlägt das System ganze Routinen vor, bei denen sich das Smartphone in einen reduzierten Modus ohne Benachrichtigungen versetzen kann. Daran kann man über die Home-App die Automatisierungen mit entsprechendem Licht und Musik verbinden.
Software
Seitdem sich Google entschieden hat, Wear OS nur mit Android-Smartphones koppeln zu lassen, leben Apple-Watch- und Android-Watch-Träger in unterschiedlichen Welten. So ist es manchmal erstaunlich zu entdecken, was gerade bei der Konkurrenz passiert. So soll Wear OS 4, das mit Galaxy Watch 6 ausgeliefert wird, eine Hürde beim Wechsel von Smartphones teilweise beheben. Bisher mussten Nutzerinnen und Nutzer die Uhr auf die Werkseinstellungen zurücksetzen und erst dann mit dem neuen Gerät verbinden. In watchOS geht das Prozedere etwas komfortabler, ohne die notwendige Zurücksetzung der Uhr.
Allerdings wird Wear OS 4 gegenüber watchOS bald den größten Trumpf erhalten: Whatsapp funktioniert auf den Android-Uhren nativ, mit Anrufen und weiteren Funktionen, die auf der Apple Watch unmöglich sind.
Preis
Die Galaxy Watch 6 startet in der kleinsten Variante ohne LTE-Modul bei 319 Euro, für die LTE-Variante zahlt man bei der gleichen Größe 50 Euro mehr. Für das größere Modell muss man zusätzlich 30 Euro mehr bezahlen, die Classic beginnt bei 419 Euro und hat die gleiche Preisgestaltung bei den LTE-Varianten wie die „normale“ Watch 6.
Preislich liegt die Galaxy Watch 6 im Bereich der Apple Watch SE: Diese beginnt bei 299 Euro, für die größere Variante zahlt man 30 Euro extra, für das LTE-Modul allerdings gleich 70 Euro mehr. Die „normale“ Apple Watch Series 8 ist jedoch deutlich teuer und beginnt bei 499 Euro, gleich 180 Euro mehr als die günstigste Watch 6. Das größere Modell kostet auch bei Apple 30 Euro Aufpreis, allerdings verlangt der Hersteller aus Cupertino gleich 120 Euro für das zusätzliche LTE-Modul.
Aktuell bester Preis: Apple Watch SE 2 40 mm