Ein Insider-Bericht auf „The Information“ beleuchtet die Hintergründe der Zusammenarbeit zwischen Apple und Goldman Sachs bei der Apple Card. Dass das Finanzprodukt von Apple und der Bank ein Erfolg ist, zeigen die bislang unveröffentlichten Zahlen: Apple Card hat momentan rund zehn Millionen Kunden, bei der Voranmeldung haben sich drei Millionen in die Warteliste eingetragen. Seit dem Start des Sparkontos im April dieses Jahres haben die Kunden gleich Kapital in Höhe von einer Milliarde US-Dollar dort deponiert.
Doch der Bericht zeigt auch, vor welchen Herausforderungen beide Unternehmen, Apple und Goldman Sachs, standen, bevor und als die Apple Card startete. Die Idee einer eigenen Kreditkarte ist bei Apple noch 2016 entstanden, als Luca Maestri und sein Finanzteam nach Wegen suchten, mehr iPhones zu verkaufen. Zu der Zeit war der Smartphone-Markt gesättigt und das iPhone als Produkt ausgereift, die Kunden nutzten das Gerät tendenziell länger. Eine Kreditkarte und die damit verbundene Ratenzahlung würden den Kauf eines neuen iPhones erleichtern, weil seine größte Hürde, der Preis, plötzlich auf mehrere Monate aufgeteilt und nicht so hoch erscheinen würde.
Zwei Welten prallen aufeinander
Sowohl für Apple als auch für Goldman Sachs war das Bankgeschäft mit Endkunden neu, für die Investmentbank war Apples Projekt eine Chance, seine Privatkundensparte zu etablieren. Kurze Zeit davor hat Goldman Sachs eine neue Bank für diese Zweige gegründet – Marcus. Die Quellen von „The Information“ berichten von unterschiedlichen Ansichten beider Firmen, wie sie das Projekt angehen wollten. Apple ging es drum, ein aufpoliertes Produkt und ein hürdenloses Kundenerlebnis zu bieten. Goldman Sachs ging es eher um die gesetzlichen Richtlinien, die dabei zu erfüllen sind, sowie um Profite.
So gesehen ist ein angeblicher Vorfall mit Tim Cook bezeichnend für diese Unterschiede: Der Apple-CEO wollte die Apple Card vor dem Start testen und versuchte, ein eigenes Konto zu eröffnen. Seine Anträge liefen jedoch ins Leere, weil er zu bekannt war und seine persönlichen Daten wie der Name und mehr allzu oft von Fremden missbraucht werden. Erst nach einem manuellen Eingriff bei Goldman Sachs konnte Cook seine Apple Card erhalten.
Auch Goldman Sachs hatte und hat Probleme mit der Apple Card: Kurz nach dem Start des Finanzdienstes kamen Berichte auf, Apple Card würde Ehefrauen diskriminieren, obwohl diese in der Ehe teils besser verdienten und eigentlich ein besseres Kreditprofil haben sollten. Einige Zeit später ermittelte die Aufsichtsbehörde wegen sich häufenden Klagen der Nutzer über fehlerhafte Buchungen oder lange Support-Schleifen. Die Apple Card ist für die Bank bislang ein Verlustgeschäft, der Bereich „Plattform Services“ schreibt bei Goldman Sachs noch rote Zahlen.
Tipp: Die Kreditkarten von American Express. Bereits ab 0,- Euro im Monat
Geschäft abgeben
Zuletzt gab es Berichte, dass Goldman Sachs das Projekt loswerden will. Zum einen dauert es länger als antizipiert, dass das Geschäft profitabel wird, zum anderen hat die Bank eine Neuausrichtung eingeschlagen und plant, sämtliche Privatkundenprojekte einzustellen. Doch die Optionen für den Exit sind für Goldman Sachs recht rar. Es gab zwar erste Gespräche mit American Express, der Dienstleister hat jedoch ein eigenes Zahlungsnetzwerk und Apple Card soll noch bis Ende der Dekade bei Mastercard laufen. Dazu hat Apple bei seiner Kreditkarte recht günstige Konditionen ausgehandelt: Goldman Sachs verzichtet auf Gebühren, die die Händler für die Annahme einer Kreditkarte für gewöhnlich zahlen.
Der Bericht von „The Information“ skizziert auch ein alternatives Szenario: Apple könnte als einen zukünftigen Partner eine eher unbekannte und kleinere Bank auswählen, die sich lediglich um Compliance-Fragen kümmern soll, den Rest könnte Apple übernehmen.
Fazit
Die Zukunft der Apple Card ist trotz der Beliebtheit bei Kunden ungewiss, weshalb Apple den Start in weiteren Ländern wie Deutschland wahrscheinlich eher nach hinten verschieben wird, bis ein neuer Partner dafür gefunden ist.