Macwelt wünscht einen guten Morgen!
Die E-Mail hat als schnelles Kommunikationsmedium noch längst nicht ausgedient. Schneller und dank Ende-zu-Ende-Verschlüsselung auch sicherer tauscht man zwar Nachrichten per iMessage oder WhatsApp aus, im Büro kommuniziert man immer mehr via Teams, aber letztendlich geht nichts an der guten, alten E-Mail vorbei.
Dabei ist die so alt noch gar nicht, die erste E-Mail kam heute vor 39 Jahren in Deutschland an, an die Adresse Zorn@Germany. Einen Tag zuvor hatte sich das elektronische Schreiben in Passadena auf den Weg gemacht – ungewöhnlich lange Versandzeit für elektronische Kommunikation, aber immer noch schneller als die Luftpost.
Der Computerwissenschaftler Werner Zorn sollte auch derjenige sein, der die E-Mail nach China brachte, respektive diese aus dem Reich der Mitte heraus: “Ueber die Grosse Mauer erreichen wir alle Ecken der Welt.“ Tippte Zorn im Institut für Computeranwendungen in Peking im September 1987 in die Tasten, der Empfänger war wie etwas über drei Jahre das Informatik-Rechenzentrum der Universität Karlsruhe, an dem Zorn arbeitete.
China hat die Sache mit dem Internet aber nun nicht so offen gesehen wie die Pioniere in Kalifornien und Karlsruhe, „The Great Firewall of China“ steht zwischen den staatlich kontrollierten Netzen in China und dem Rest des Internets.
Das in Deutschland aber immer noch Neuland ist, trotz der 39 Jahre seit Empfang der ersten Mail. Dabei war Deutschland überhaupt das erste Land, das nach den USA an das neue Netzt angeschlossen wurde, die vom MIT abgeschickte Mail war gewissermaßen die Begrüßung. Was ist aus dem einstigen Internet-Pionier passiert, dass wir heute über Funklöcher und schleppenden Glasfaserausbau sprechen? Wie Werner Zorn vor einem Jahr der SZ erklärte, hat das seiner Ansicht nach nicht nur mit falschen politischen Entscheidungen in den Achtzigern zu tun, sondern auch mit falschen technischen Präferenzen jener Zeit.
Die Kohl-Doktrin “Glasfaser für private Fernsehanbieter statt für die Telefonie und Datenübertragung, dafür nehmen wir weiter Kupfer” hat auch heute noch Auswirkungen auf die Internetgeschwindigkeiten zu Hause und im Büro. Der große Rückstand von geschätzt zehn Jahren hat aber auch noch andere Gründe: Während Deutschland in den frühen 80ern auf den Großrechnerstandard ISO-OSI zur Übertragung von Datenpaketen setzte, war mit TCP/IP in den USA die kommunikative Übertragungstechnik schnell im Vorteil. Denn Pakete einzeln zuzustellen und jedesmal zu quittieren, nimmt kostbare Zeit in Anspruch, wenn die Pakete nur wenige Kilobyte groß sind, man aber Gigabyte von Daten transferieren will.