Keine Sorge, die iPhones des Jahres 2023, die Apple offenbar am 13. September vorstellen will, werden keine 14S. Und auch in den Folgejahren zählt Apple einfach weiter. Warum das so ist und nicht mehr so wie zuletzt 2018, als auf das iPhone X ein XS folgte, legen wir hier genauer dar. Dazu müssen wir aber zunächst ein wenig zurückblicken: Um die Zukunft zu verstehen, muss man die Vergangenheit kennen.
Zahlen und Buchstaben in verwirrender Anordnung
Oft mokierten wir uns ja über die seltsame Zählweise Microsofts mit Windows 3.11, Windows 95, Windows 98, Windows ME und Windows XP – danach folgte auf die Versionen 7 und 8 gleich die 10. Aber auch Apples Nomenklaturen trugen gerne mal zur Verwirrung bei.
So folgte auf das erste iPhone nicht das iPhone 2, sondern das iPhone 3G, was damit zu tun hatte, dass Apple erst für das zweite Modell sich den Einbau eines 3G-Funkchips (und eines GPS-Sensors) traute. Aber das nächste, das dritte iPhone, bekam einen wirklich seltsamen Namen: 3GS. Warum das? Nun, das „S“ stünde für „speed“ erklärte im Juni 2009 Steve Jobs bei der Vorstellung des neuen Modells. Und in der Tat: Das 3GS legte gegenüber seinem Vorgänger nochmal deutlich an Leistungsfähigkeit zu und brachte eine bessere Kamera – äußerlich jedoch komplett unverändert.

iPhone 4 und 4S unterschieden sich äußerlich nur marginal.
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Als das vierte iPhone tatsächlich den Namen iPhone 4 erhielt, dazu ein völlig neues Design und erstmals einen Apple-eigenen Chip, den A4, war die Welt für Erbsenzähler wieder in Ordnung. Nur hieß der Nachfolger davon eben iPhone 4S und nicht iPhone 5.
Das war aber berechtigt, denn auch hier blieb äußerlich alles unverändert, sieht man vom Antennenband ab, das Apple leicht verändern musste. Eine offizielle Erklärung für das „S“ gab es nicht, aber eine nahe liegende: Erneut war das iPhone schneller geworden, der digitale Sprachassistent Siri fügte sich harmonisch mit ein.
Das Muster wird klar
Im Jahr darauf kam dann endlich das iPhone 5, das darauf vom 5S abgelöst wurde. Wir beginnen hier nun ein Muster zu erkennen: Mit der neuen Nummer gab es ein neues Design – das iPhone 5 war von 3,5 auf 4 Zoll Bilddiagonale gewachsen – das S-Modell des Jahres darauf optimierte einige Komponenten oder führte gar neue Technologien ein. Zum Beispiel eben Siri auf dem iPhone 4S und Touch-ID auf dem 5S. Die S-Klasse war gewissermaßen die Optimierung der Reihe oder das auf das Tick folgende Tock – ehe es zum nächsten Takt weitergehen sollten.
Beim iPhone 6 und 6S, das jeweils noch ein größeres Plus-Modell zur Seite gestellt bekam, war es genau so. Neues, noch flacheres Design, größerer Bildschirm und Optimierungen in der S-Reihe etwa mit einer stabileren Aluminiumlegierung für den Rahmen und besseren Schutz gegen Wasser.

Das iPhone 7 war das erste ohne Kopfhörerbuchse.
Apple
Das iPhone 7 setzte diesen Weg konsequent fort und strich den beweglichen Home-Button und die Kopfhörerbuchse, das Plus-Modell bekam eine zweite Kamera für zweifach optischen Zoom. Dann kam der Bruch.
Der Anfang vom Ende der S-Klassen
Denn zehn Jahre nach dem ersten iPhone dachte Apple sein Konzept radikal neu, mit dem iPhone X: gar kein Knopf mehr vorne, sondern nur noch OLED-Bildschirm. Also, fast: Stichwort „Notch“. Das hatte seinen Preis, weswegen Apple das traditionelle iPhone noch weiterführte, aber von 7 nicht zu 7S weiter zählte, sondern gleich zur 8, um anschließend die 9 wie weiland Microsoft bei Windows ganz auszulassen.
Der Sprung von 7 zu 8 war dennoch berechtigt, die 8er-Reihe war weit mehr als ein optimiertes 7er. Denn es war der gleiche A11 Bionic mit seiner neuronalen Engine wie im iPhone X eingebaut, die Rückseite bestand für induktives Laden ebenso aus Glas wie beim Jubiläumsmodell. Auf ein iPhone XI wartete man vergeblich.
Ein letztes Mal bedeute ein Nachfolgemodell vor allem Optimierung, das iPhone XS brachte etwa eine schnellere Face-ID – und einen großen Bruder, das XS Max. Mit dem iPhone XR gab es noch ein etwas günstigeres Modell im All-Screen-Design, aber mit LCD (Liquid Retina) statt OLED.
Den endgültigen Übergang in die neue iPhone-Ära und deren neue Nomenklatur markierte aber erst die Folgegeneration aus dem Herbst 2019: iPhone 11 und iPhone 11 Pro (Max) sollten nun die Modelle heißen.

iPhone 11 in Weiß und iPhone 11 Pro im exklusiven Ton Mitternachtsgrün. Seither zählt Apple einfach weiter.
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Warum die S-Jahre vorbei sind
Das war es dann mit den S-Jahren, wobei uns im Rückblick ein Jahr 2019S vermutlich besser getaugt hätte als das tatsächliche Jahr 2020. Seit diesem zählt Apple aber konsequent weiter und wird so schnell nicht damit aufhören.
Das Tick-Tock ist Geschichte. Alle paar Jahre wird Apple zwar wieder die Form leicht ändern, seit der Modellreihe 12 mit iPhone 12, iPhone 12 Mini, iPhone 12 Pro und iPhone 12 Pro Max ist das Apple-Smartphone wieder etwas eckiger geworden, die Weiterentwicklung geschieht jetzt aber eher kontinuierlich und nicht im Tick-Tock-Rhythmus.
Alle 12er bekamen im Oktober 5G-Chips und das gleiche SoC, jetzt A14 Bionic genannt, die Pro-Modelle aber jeweils einen Grafikkern mehr. Im iPhone 12 Pro Max probierte Apple erstmals Sensor Shift aus, also einen beweglich gelagerten Bildsensor, der Verwackler reduziert – schon im Jahr darauf passte die neue Technik in alle Modelle.
Das Vererben von Technologie geht nun weiter, die Dynamic Island der iPhone 14 Pro soll in diesem Jahr auch auf die regulären 15er kommen, vielleicht auch das Always-On-Display. Im iPhone 15 Pro Max wird es wohl eine Periskopkamera mit sechsfach optischem Zoom geben, die wir zumindest für das 16 Pro im kommenden Jahr erhoffen.
Es ist also vor allem die Diversifizierung in normale und in Pro-Modelle, welche Apple auf S-Jahre verzichten lässt. Neue und damit etwas teurere Techniken entwickelt man erst für das iPhone Pro und Pro Max und gibt sie dann ein oder zwei Jahre später weiter an das reguläre Modell, anstatt ein S-Jahr auszurufen.
Auch ändert Apple die Form nicht mehr alle zwei Jahre, mit etwa 6,1 und 6,7 Zoll (Plus und Pro) hat man offenbar die richtigen Größen gefunden, die vermutlich nur dann wachsen, wenn die Ränder dünner werden können. Seit dem iPhone 12/13/14 muss man aber genau hinschauen, welcher Jahrgang vor einem liegt. Das verraten mal die rückwärtigen Kameras und mal die neuen Farben, Details wie die Postion der Seitentasten fallen erst dann auf, wenn man eine falsche Hülle überziehen will.

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Außerdem: Wenn der größte Konkurrent sein Smartphone mit einem S und einer Jahreszahl bezeichnet, warum sollte Apple dann in den kommenden Jahren seine Nomenklatur wieder ändern? Nein, es wird munter weitergezählt und irgendwann hat man sich daran gewöhnt. So werden wir in drei Jahren eben das iPhone 18 Pro mit A20 Bionic sehen, das mit iOS 20 ausgeliefert wird und zu dem am besten die neue Apple Watch 12 passt. Denn die 9 wird Apple hier nicht auslassen.
Bleiben noch die Neben- und Sondermodelle. Nach dem gescheiterten iPhone 5C machte es Apple mit dem iPhone SE besser. Das gibt es auch heute noch – unverändert im Namen. Ob es noch eine vierte Generation geben wird und wie diese aussieht, ist offen. Nur wird auch diese wieder iPhone SE heißen und nicht SE 4. Gleiches gilt für die Apple Watch – da wird Apple auch bei der Ultra nicht weiterzählen, sondern allenfalls in Klammern den Jahrgang angeben.