Nach dem Sommer mit seinen Klassik-Open-Air-Konzerten geht es im September wieder in Konzert- und Opernhäusern los, die Spielzeit 23/24 startet. München begrüßt mit Sir Simon Rattle einen neuen Chefdirigenten für das Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks (BRSO), der gleich mit Haydns „Die Schöpfung“ im Herkulessaal und Mahlers sechster Sinfonie im Ausweichquartier HP8 des Gasteig einsteigt.
Haben Sie sich schon Karten gesichert? Oder für die neue Saison der Berliner Philharmoniker oder der gleichnamigen Kollegen in Wien? Geht es eventuell zum New York Philharmonic Orchestra? Schade, schon alles ausverkauft.
Nichts geht über das Live-Erlebnis, aber mit einem guten Kopfhörer und Musik in hoher Soundqualität steht einem die Welt der Klassik aber täglich offen – zudem zu vernünftigen Preisen.
Apples Angebot: Klassik für alle
Den Zugang bekommt man über ein Abo von Apple Music und die App Apple Music Classical, die auf dem iPhone sich schlicht als „Klassik“ präsentiert – mit weißem Violinschlüssel auf rotem Grund gut von der Standard-App Apple Music am Symbol zu unterscheiden.
Apple ist im März dieses Jahres mit der App und ihrem umfangreichen Katalog an den Start gegangen – die Basis war die App „Primephonic“, die das Unternehmen vor zwei Jahren samt Katalog übernommen hatte.
Und dieser hat es in sich: Zwar haben auch der iTunes Store und Apple Music ein reichhaltiges Angebot an klassischer Musik (wir vereinfachen hier und subsumieren unter diesem Begriff auch alles von mittelalterlicher Musik über Renaissance und Barock hin zu Romantik, Zwölftonmusik und Moderne), doch die Klassik-App bietet einen Umfang, der staunen lässt.
Das bemerkten wir etwa zuletzt bei unserer Vorbereitung auf ein Konzert des BRSO, das ein Werk des zeitgenössischen Münchner Komponisten Karl Amadeus Hartmann (1905 – 1963) zur Aufführung brachte. Überschaubar, was man in Apple Music von Hartmann findet, meist Bestandteile von Samplern. In der Klassik-App hingegen: Praktisch das Gesamtwerk, inklusive jener vierten Sinfonie.
Die Mediatheken von Apple Music und der Klassik-App überschneiden sich, was Sie in der Standard-App an klassischer Musik Ihrer Mediathek hinzufügen, finden Sie auch in der Klassik-App, umgekehrt gibt es dort jede Menge an Werken, die nur hier zu finden sind. Diese können Sie nur als Favoriten markieren, aber nicht der Mediathek hinzufügen. Hartmanns vierte markieren wir mittels eines Sternsymbols als Favoriten.
Informationen zu Leben und Werken – noch ein wenig ausbaufähig

Macwelt
Was aber noch in der App fehlt, sind nähere Information zu Leben und Werk des Münchner Komponisten, wie sie Apple für bekanntere Künstler und Künstlerinnen anbietet. Immerhin finden wir von Hartmann über „ähnliche Komponistin“ zu Alban Berg und Arnold Schönberg. Apple Music Classical zeigt seine Stärke unter anderem in seinem umfangreichen Angebot, Apple spricht von fünf Millionen Titeln, 120.000 Werken, 400.000 Sätzen von über 20.000 Komponist:innen. Dabei habe man für die Auffindbarkeit 50 Millionen Datenpunkte gesetzt.
Wie Profis Apple Music Classical nutzen
Spaß macht aber selbst Profis das Stöbern, nach Genre, Epoche, Dirigentinnen, Solist:innen, Orchestern, Ensembles, Chören und eben Komponist:innen, wie uns etwa die Pianistin Alice Sara Ott auf einem Apple-Pressetermin in München verraten hat.
Privat höre sie an sich wenig Klassik – sie befasst sich ja beruflich damit – aber in der Klassik-App verbringe sie gerne Zeit zum Stöbern und entdecke dabei immer wieder Neues. Ob wir denn schon wussten, dass Frank Zappa auch mal experimentelle Klassik gemacht hat, die man bei Apple Music Classic entdecken kann?
Alice Sara Ott erklärt ihre Begeisterung für Apple Music Classical auch in technischer Hinsicht. „Zehntausende“ Stücke hat Apple Music Classical in 3D-Audio vorliegen, meist Neuaufnahmen wie Ott’s Album „Echoes Of Life“ von 2021, aber auch jede Menge an neu gemasterten älteren Aufnahmen aus den besten Konzertsälen der Welt.

Macwelt
Für „Echoes Of Life“ habe man 3D-Audio schon gleich bei der Aufnahme mit gedacht, die Künstlerin hatte da einen ganz anderen Einfluss auf das Klangerleben. „Ich habe mich als Kind immer unter den Flügel gelegt, wenn meine Mutter spielte,“ dieses Klangerlebnis könne man in 3D-Audio nun einigermaßen nachstellen.
Als Beispiel nennt Ott die beiden letzten Stücke des Albums, das Allegro appassionato No. 24 in d-Moll von Frédéric Chopin, das nahtlos in „Lullaby to Eternity“ übergeht, eine auf Mozarts Lacrimosa basierende Komposition Otts. Beim Chopin habe man beim Hören den Eindruck, direkt vor dem Flügel zu sitzen. Wenn der als Brücke gedachte d-Moll-Akkord im Bass allmählich verklingt, rückt der Flügel weit in den Raum hinaus.
Wir haben mit Apples Airpods Max, die eine der Voraussetzungen für den Genuss von 3D-Audio sind, nachgehört: Stimmt. Im Vergleich zu weit günstigeren Over-Ear-Hörern ohne Unterstützung von Dolby Atmos gehen beim Hören Räume auf, in denen wir die Musik verorten, weit breiter und tiefer als in einem jeden Stereobild.
Das bemerken wir auch bei Stravinsky „The Rite of Spring“, aufgenommen von der San Francisco Symphony unter Esa-Pekka Salonen, einem anderen Freund der 3D-Audio-Technik. Beinahe, als säße man nicht direkt vor der Bühne, sondern stünde wie der Dirigent am Pult, kommt das Streicher-Pizzicato am Ende der Introduktion von links außen.
Apple und der Raumklang
3D-Audio ist natürlich kein 5.1-Surround, die Ohrhörer sind nur ein Paar und keine Rundumanlage, beeindruckend ist der Klang mit 3D-Audio allemal. Besonders, wenn die Soundquelle iPhone nicht direkt vor einem liegt, sondern etwa leicht seitlich. Jedes Drehen des Kopfes verändert das Klangbild enorm, beinahe so, als würde man am Orchester vorbeispazieren, von den Streichern zu den Blechbläsern und wieder zurück.
Aber auch für die Millionen anderen Stücke ohne 3D-Audio verspricht Apple höchste Klangqualität, 24-Bit bei 192 kHz Abtastrate. Hi-Res Lossless können die Airpods Max nur wiedergeben, wenn man sie mit Kabel nutzt.
Generell ist es Apples Ziel, mit dem großen Katalog und seiner 3D-Audio-Technik das beste Angebot für Klassikfreunde in aller Welt zu bieten und auch solchen Musikfans Zugang zu geben, den sie sonst nicht hätten. Um das Angebot von dem anderer Dienste abzuheben, geht Apple Partnerschaften mit renommierten Orchestern und Opernhäusern ein.
Exklusive Aufnahmen renommierter Orchester
So sind neue Produktionen von den Berliner Philharmonikern, den Wiener Philharmonikern, dem London Symphony Orchestra oder der Metropolitan Oper zuerst bei Apple Music Classical zu hören, ehe sie auch auf anderen Diensten laufen oder auf CD erhältlich sind.
Die nächsten fünf Spielzeiten werden die Wiener Philharmoniker ihre Konzerte der Abo-Reihe exklusiv in der Klassik-App präsentieren. Wer indes das BRSO hören will, aber keine Karten mehr bekommen hat: Die Abo-Konzerte überträgt der Bayerische Rundfunk auf seinem Klassiksender Bayern 4 immer freitags.