Noch bevor Apple iOS 17 Anfang Juni auf der WWDC 2023 angekündigt hat, stellte das Unternehmen am Welttag der Barrierefreiheit am 18. Mai bereits einige neue Funktionen vor, die im Herbst in den Bedienungshilfen eingeführt würden.
iOS 17 steht in den Startlöchern und wir hatten inzwischen Zeit, uns die neuen Features in den unterschiedlichen Beta-Versionen anzusehen – zumindest, soweit sie verfügbar waren. Wir zeigen, welche neuen Funktionen Sie im September erwarten und auf welchen Geräten sie funktionieren.

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Live-Sprachausgabe & Eigene Stimme
Für sprachlich eingeschränkte Menschen gibt es zwei neue, zusammenhängende Funktionen: „Live-Sprachausgabe“ und „Eigene Stimme“. Erstere funktioniert im Prinzip wie traditionelles Text-to-Speech: Sie können Text eingeben, der dann vom System laut vorgelesen wird. Das funktioniert nicht nur bei direkten Gesprächen, sondern auch bei Telefonaten und Facetime.
Nachdem Sie die Live-Sprachausgabe unter Einstellungen > Bedienungshilfen > (Abschnitt „Sprachausgabe“) > Live-Sprachausgabe aktiviert haben, können Sie dreimal die Seitentaste drücken, um die Funktion aufzurufen. In den Einstellungen können Sie außerdem Phrasen festlegen, die Sie häufig verwenden, um ohne Tippen schnell darauf zugreifen zu können.

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Standardmäßig stehen einige vordefinierte Stimmen zur Auswahl, allerdings erlaubt es die zweite neue Funktion, „Eigene Stimme“, die Sprachausgabe noch stärker zu personalisieren. Wie der Name schon sagt, können Sie anhand von eigenen Sprachdaten ihre eigene Stimme synthetisieren – mithilfe von KI und der Neural Engine. Rund 15 Minuten Sprachaufnahme verlangt iOS, um diesen Trick zu lernen, die eigentliche Aufnahme dauert jedoch länger – in unserem Test mit einigen Wiederholungen etwas über eine halbe Stunde.
Doch es gibt mehr als nur einen Wermutstropfen: Der größte ist, dass „Eigene Stimme“ zunächst nur auf Englisch verfügbar sein wird – ob und wann andere Sprachen dazukommen, ist bisher unbekannt. Einrichten kann man sie auf einem deutschen iPhone aber trotzdem – zumindest, wenn man das richtige iPhone hat. Anscheinend funktioniert das nämlich nicht auf jedem Gerät, das iOS 17 bekommt: Während es auf unserem iPhone 14 mit iOS 17 Beta tadellos funktioniert (nach einer sehr, sehr langen Generierung über mehrere Nächte hinweg), fehlt von der Funktion bei unserem iPhone SE (2022), ebenfalls mit iOS 17 Beta, von der Funktion jede Spur.

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Lupe – Erkennungsmodus
Eine zusätzliche Funktion für blinde Personen und solche mit eingeschränktem Sehvermögen bekommt die Lupe: Nachdem sie mit iOS 16 bereits eine Türerkennung erhalten hat, werden die Lidar- und KI-Funktionen etwas ausgeweitet. Mit dem Erkennungsmodus können Nutzer:innen künftig mit dem Finger auf einen Gegenstand zeigen, Apple nimmt hier als Beispiel die Regler und Tasten einer Mikrowelle, und wenn die Funktion Text erkennt, liest sie ihn vor.

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Um die neue Funktion aufzurufen, müssen Sie die Lupe aus der App-Liste öffnen und aufs angedeutete Quadrat-Symbol tippen, hinter dem sich sämtliche Optionen zur Barrierefreiheit befinden. Von dort aus können Sie den jeweiligen Modus auswählen, einschließlich Tür- und Texterkennung.
Voraussetzung dafür ist, wie bereits erwähnt, ein Gerät mit einem Lidar-Scanner, den Apple 2020 in iPhone und iPad integriert hat, mindestens also ein iPhone 12 Pro.
Ob die Funktion zum Release von iOS 17 in Deutschland verfügbar sein wird, ist noch nicht ganz klar. In der Beta mussten wir etwas tricksen und Sprache und Region unseres Test-iPads zunächst auf Englisch/USA umstellen, um die Funktion zum Laufen zu kriegen – danach aber auch mit deutschen Einstellungen.

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Unterstützender Zugriff
Unterstützender Zugriff ist eine neue Oberfläche für Menschen mit kognitiven Einschränkungen. Statt unzähliger bunter Symbole und Schaltflächen wird das Interface aufs Nötigste reduziert und groß dargestellt – in Zeilen oder in einem Raster (s. Screenshot oben). Welche Apps zur Verfügung stehen, kann angepasst werden, allerdings sind aktuell nur eine Handvoll Apple-Apps für diese Darstellung optimiert, obwohl beispielsweise auch Spotify etwas größer angezeigt wird, mit einem riesigen „Zurück“-Button am unteren Bildschirmrand.

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Auch in den Apps selbst kann man einschränken, welche Funktionen verwendet werden können. In der Telefon-App, die gleichzeitig auch für Facetime genutzt wird, und Nachrichten kann man beispielsweise einschränken, welche Kontakte angezeigt werden. In der Kamera – welche Kamera verwendet werden kann (Haupt- bzw. Selfie-Kamera) und ob Videos aufgenommen werden dürfen.
Der unterstützende Zugriff kann unter Einstellungen > Bedienungshilfen > (Abschnitt „Allgemein“) > Unterstützender Zugriff eingerichtet werden. Damit er nicht versehentlich ausgeschaltet wird, wird er mit einer vierstelligen PIN gesichert. Einmal eingeschaltet, kann er nach dreifachem Druck auf die Seitentaste und Eingabe dieser PIN wieder ausgeschaltet werden.
Screenshots kann man in diesem Modus übrigens auch nicht machen. Dafür ist der unterstützende Zugriff bereits in der iOS 17 Beta auch auf Deutsch voll funktionsfähig.
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