Im Rahmen des Gesetzes über digitale Märkte hat die Europäische Kommission heute Apple als einen der sechs Torwächter (Gatekeeper) benannt. Apples Betriebssystem iOS sowie Browser Safari und die App-Plattform App Store gehören somit zu den wichtigen Dienstleistungen, die potenzielle Marktmacht in der EU haben.
Das Gesetz regelt die Folgen für diejenigen Unternehmen bzw. ihre Dienste, die als Gatekeeper eingestuft wurden. Zum Beispiel sollen die Gatekeeper Dritt-Unternehmen oder -Entwicklern erlauben, mit eigenen Diensten zu arbeiten. Gewerblichen Nutzerinnen und Nutzer sollen auf die Daten zugreifen können, die bei der Nutzung der entsprechenden Plattformen entstanden sind. Bei der Werbeschaltung sollen die Gatekeeper-Unternehmen Instrumente und Informationen zur Verfügung stellen, die eine unabhängige Prüfung dieser Werbung erlauben können. Die Unternehmen, die solche Plattformen nutzen, sollen eine Möglichkeit erhalten, Verträge mit Kunden auch außerhalb der Plattform zu schließen.
Was die Gatekeeper nicht dürfen
In erster Linie dürfen Gatekeeper eigene Dienste und Produkte auf den eigenen Plattformen nicht bevorzugt gegenüber anderen vergleichbaren Diensten und Produkten behandeln. Die Nutzer sollten sich ungehindert an Unternehmen außerhalb der Gatekeeper-Plattformen wenden können. Vorinstallierte Software oder Apps sollen deinstalliert werden können. Die Gatekeeper sollen ihre Kunden außerhalb der eigenen Plattformen nicht ohne Zustimmung nachverfolgen.

Torwächter-Benennungen der EU.
Was das für Apple-Nutzer bedeuten könnte
Die Benennung innerhalb der EU zu einem Gatekeeper könnte Apple zu einigen unerwünschten Schritten zwingen. So steht das sogenannte Sideloading, die Installation der Apps außerhalb des App Store schon länger im Raum. Während wir davon ausgehen, dass die Mehrheit der Nutzer beim Status quo bleibt und ihre Apps aus dem App Store bezieht, können vom Sideloading Apps profitieren, die Apple notorisch nicht zulässt, etwa Systemapps, die Jailbreak feststellen können.
Einen weiteren Vorteil können daraus Unternehmen ziehen, denen Apples Anteil am App-Umsatz ein Dorn im Auge ist – Fortnite beispielsweise, Netflix oder Spotify. Fortnite ist 2019 aus dem App Store geflogen, weil der Entwickler eine andere Bezahlmethode implementiert hat, als Apple sie erlaubt. Bis heute ist das Spiel nicht mehr im App Store erhältlich. Bei der iOS-App von Netflix und Spotify fehlt seit jeher ein Abo-Button. Man kann nur ein bestehendes Abo in der App aktivieren, nicht aber ein neues abschließen.
Auch iPadOS und iMessage werden überprüft
Die Europäische Kommission führt noch weitere Untersuchungen durch. Neben Bing, Edge und Microsoft Advertising wird Apples iMessage auf seinen Status als Torwächter überprüft. Diese Untersuchung soll im Laufe von fünf Monaten abgeschlossen sein. Eine zusätzliche Überprüfung steht iPadOS bevor, sie sollte innerhalb von zwölf Monaten abgeschlossen sein.
Bei iMessage und bei iPadOS können wir eigentlich auf die Nutzerzahlen des entsprechenden Programms schließen. Bei iMessage ist eine gesonderte Untersuchung notwendig, weil der Hersteller einen Widerspruch dagegen eingelegt hat, obwohl der Dienst die Schwellenwerte erreicht. Nach dem aktuellen Gesetz ist Torwächter, wer in der EU monatlich mehr als 45 Millionen aktive Endnutzer seit mindestens drei Geschäftsjahren erreicht. Im Umkehrschluss bedeutet das, dass iMessage in der EU doch recht verbreitet ist, obwohl Whatsapp hierzulande ein Platzhirsch zu sein scheint.
Gegen iPadOS wurde eine Untersuchung eingeleitet, obwohl das System eine der Anforderungen nicht erreicht hat. Wir nehmen es an, es geht um drei Geschäftsjahre – das erste iPadOS wurde im September 2019 veröffentlicht.