Vor elf Jahren hat Apple eine radikale Veränderung angekündigt: Am 12. September 2012 hat das Unternehmen den Lightning-Anschluss vorgestellt, der den 30-poligen Anschluss ersetzen sollte. Dieser wiederum wurde neun Jahre zuvor, 2003, mit dem iPod eingeführt.
Weitere neun Jahre später ist es wieder so weit: Diesmal wird der Lightning-Anschluss aufs Abstellgleis geschoben, wenn auch gezwungenermaßen: Die EU hat beschlossen, dass ab Ende 2024 bestimmte Kleinelektronik über einen einheitlichen Ladeanschluss verfügen muss – USB-C.
Während Apple 2012 den Anschluss also aus Innovationsdrang verändert hat, wird das Unternehmen diesmal dazu gezwungen. Wir werfen einen Blick darauf, wie das Unternehmen die beiden Anschlüsse auf der jeweiligen Keynote vorgestellt hat – 2012 und 2023.
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Philip Schiller stellt Lightning vor – 2012
Knapp zweieinhalb Minuten – so lange hat Philip Schiller 2012 gebraucht, um den Umstieg vom 30-poligen Anschluss auf Lightning vorzustellen, knapp 45 Sekunden davon allein für den Rückblick auf den großen iPod-Anschluss und was sich seitdem bei der Datenübertragung getan hat: Vieles hat vom Kabel auf kabellose Technologien gewechselt – Bluetooth, WLAN, Cloud.
Ein kurzer Spruch, der das Publikum etwas aufheitert: “Now we have Thunderbolt and Lightning in our connector strategy”, wahrscheinlich auch als Anspielung an die Stelle in “Bohemian Rhapsody” von Queen.
Dann die groben technischen Daten: Digital, achtpolig, adaptiv, robuster, 80 % kleiner und – zu dieser Zeit tatsächlich bahnbrechend – umkehrbar; kein “oben” und “unten” mehr, mit dem sich USB-Stecker bis zur Vorstellung von USB-C herumplagen mussten.
Nun ein Abschnitt, der 11 Jahre später komplett aus der Zeit gefallen ist: Schiller zeigt andere Hersteller, die den Lightning-Anschluss für ihr Zubehör übernehmen: Bose, JBL, Bowers & Wilkins und Bang & Olufsen – Marken, die auch heute noch bekannt sind, aber nicht mehr für das Zubehör von 2012: große Stereoanlagen mit Lightning-Dock für iPhone und iPod. Ja, die gab es eine Weile, bis man auch diese Funktion kabellosen Standards übertragen hat.
Zu guter Letzt darf auch ein passender Adapter von 30-polig auf Lightning nicht fehlen, dessen Funktionsweise natürlich auch erklärt werden muss, als hätten die Leute noch nie einen Adapter für irgendetwas benutzt. 30 Dollar hat das gute Stück damals gekostet, ein Dollar pro Pol.
Insgesamt aber eine gelungene Präsentation: Kurz und knackig, alles Wichtige auf den Punkt gebracht.
USB-C im Nebensatz und Zusatzinfos für die Profis – 2023
Dass Apple auf USB-C nicht ganz so scharf ist wie damals auf Lightning, wurde in der “Wonderlust”-Keynote deutlich. Die eigentliche Vorstellung erfolgte nämlich lediglich in einer Randnotiz.
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Weniger als eine Minute hat Kaiann Drance gebraucht (ca. 49:57–50:47), um USB-C am iPhone anzukündigen – und zwar komplett, ohne das Wort “Lightning” überhaupt nur in den Mund zu nehmen. Vergleiche sollten auf der Bühne nicht gezogen werden.

Apple
Der Anschluss könne zum Laden, zur Daten-, Audio- und Videoübertragung verwendet werden, außerdem kann das iPhone 15 damit notfalls auch die Airpods Pro 2 und die Apple Watch laden. Sowieso gebe es USB-C bei Apple-Geräten schon seit mehreren Jahren, also nichts Neues. Weiter im Programm.
Die Airpods Pro 2, die Apple vor einem Jahr vorgestellt hat, gibt es jetzt in einer neuen Version mit USB-C-Case, die kabelgebundenen Earpods bekommen den neuen Anschluss auch. Das war es auch mit kleinem und großem Zubehör – ein Adapter wird nicht erwähnt, jedoch sehr wohl im Apple Store angeboten: 29 Dollar kostet er in Amerika (35 Euro in Deutschland), also genauso viel wie der 30-Pol-auf-Lightning-Adapter vor 11 Jahren. Angenehm konsistent.
Partnerschaften mit anderen Herstellern, wie 2012 bei Lightning, gibt es diesmal freilich keine, schließlich hat mittlerweile jedes Gerät außerhalb des Apple-Ökosystems USB-C. Exklusive Partnerschaften wären, sind wir ehrlich, gerade zu lächerlich gewesen.

Apple
Im Großen und Ganzen wäre es das auch schon mit USB-C gewesen, hätte Apple nicht noch eine spezifische Information fürs iPhone 15 Pro aufgehoben: Sribalan Santhanam erklärt, dass der USB-C-Anschluss in den Pro-Modellen mit einem anderen USB-Controller läuft als die normalen iPhones und deshalb USB 3 mit Übertragungsraten von bis zu 10 Gbit unterstützt. Das eröffnet neue Möglichkeiten für Foto- und Videografen, da sie Ihre Daten in Echtzeit auf ein Macbook oder einen externen Datenträger übertragen können statt auf konventionellem Weg mit Verzögerung.
Fazit
Im direkten Vergleich fällt auf, dass Apple den Lightning-Anschluss damals noch stolz Apple präsentierte, während die diesjährige Ankündigung des USB-C-Anschlusses am iPhone eher unaufgeregt ausfiel. Nicht ohne Grund, denn Lightning war eine Eigenentwicklung und der erste umkehrbare Anschluss in diesem Segment – einige Jahre bevor USB-C überhaupt erst vorgestellt wurde. Es ist eben nicht einfach, etwas als Innovation zu verkaufen, das seit so vielen Jahren so weitverbreitet ist.
Doch trotz Apples zurückhaltender Haltung gegenüber dem Anschluss gibt es etliche Vorteile, die USB-C gegenüber Lightning hat. Welche das sind, erfahren Sie in diesem Artikel: Das bringt USB-C wirklich.