Die Pioniere des Internet duldeten in E-Mails haufenweise Rechtschreibfehler. Da inzwischen aber immer mehr elektronische Post einen offiziellen Charakter annimmt, ist diese alte Angewohnheit oft nicht mehr angemessen. Allerdings haben nur Outlook und Entourage eine deutsche Rechtschreibprüfung. Wie aber unser ausführlicher Vergleichstest in der aktuellen Macwelt-Ausgabe zeigt, sind die Microsoft-Programme nicht unbedingt der Weisheit letzter Schluss, andere Tools erhalten unter Mac-Anwendern oft den Vorzug, auch ohne Rechtschreibprüfung.
Notorischen Falschtippern kann in diesem Fall eine Freeware namens Excalibur weiterhelfen. Excalibur ist ein kostenloses eigenständiges Rechtschreibprogramm, das auch die neue deutsche Rechtschreibung akzeptiert. Neben dem eigentlich englischen Programm muss man sich auch das deutsche Wörterbuch herunterladen und installieren. Dank freiwilliger Hilfe gibt es Wörterbücher für die verschiedensten Sprachen, übrigens nicht nur für europäische: Seit kurzem gibt es auch ein Wörterbuch für Haitianisch.
Hat man das Programm installiert und in den Voreinstellungen die deutsche Rechtschreibung ausgewählt, kann es Texte auf verschiedene Weise korrigieren. Zum einen lassen sich Textdateien mit dem Programm öffnen und auf Fehler durchsehen. Dass Excalibur nicht mit den aktuellen Worddokumenten von Office 2001 umgehen kann erscheint nicht so entscheidend – die schönsten Formatierungen würden sowieso spätestens dann komplett verloren gehen, wenn man den Text über einen kostenlosen Dienst wie GMX versendet.
Zum anderen kann Excalibur jeden Text auch innerhalb der Zwischenablage korrigieren. Hat man dies in den Voreinstellungen des Programms so eingestellt, beginnt Excalibur sofort nach dem Start, den Inhalt des Clipboards zu durchsuchen. Ist die Prüfung abgeschlossen, schließt man Excalibur, öffnet das Schreibprogramm und kopiert den korrigierten Text wieder aus der Zwischenablage in das Programm.
Um die Zuverlässigkeit der Freeware zu testen, nehmen wir vom Duden-Verlag eine Liste mit 2500 Wörtern in alter und neuer Rechtschreibung und lassen das Programm die Liste korrigieren. Würde es funktionieren, müssten alle Wörter in alter Rechtschreibung erscheinen, aber nur 500 Wörter erkennt Excalibur in unserem Test. Der Grund dafür: Das Programm ist leider nicht in der Lage, mit einer grammatikalischen Regel wie der Groß- und Kleinschreibung umzugehen. Statt die alte Rechtschreibung “alles beim alten lassen” als falsch zu erkennen, hält es sie für richtig. Richtig müsste es heißen “alles beim Alten lassen”. Will man das Programm benutzen, muss man also zumindest in der Groß- und Kleinschreibung firm sein.
Stephan Wiesend