Die Popularität des Internet nimmt immer mehr zu. Wer nicht mindestens über drei E-Mail-Adressen verfügt, ist out und eine eigene Homepage gehört längst zum guten Ton.
Die Gestaltung der Seiten muss man nicht unbedingt einem erfahrenen Webdesigner überlassen, Editoren, mit denen man seine Gestaltungsideen in die Seitenbeschreibungssprache HTML übersetzt, sind für (fast) jeden erschwinglich. Dabei gibt es unter den Programmen zwei wesentliche Gruppen: Textbasierte Editoren wie BB-Edit und Pagespinner sollte nur zur Hand nehmen, wer sich zumindest ein wenig mit HTML auskennt, WYSIWIG-Editoren versprechen Seitengestaltung ohne Programmierkenntnisse. Unter der letztgenannten Gruppe finden sich für den Mac drei Programme: Macromedia Dreamweaver 4 (kostet rund 700 Mark), Adobe Golive 5 (500 Mark) und Softpress Freeway 3 (450 Mark). Von dem HTML-Editor Freeway gibt es neben einer Vollversion auch eine Light-Version, Freeway LE. Bei ASH kostet die deutsche Version Freeway 2 LE nur 100 Mark. Vor kurzem hat Softpress bereits die Version 3.1 herausgebracht und Apple verkauft die Version 3 LE in ihrem K 6 Web Publishing Kit an amerikanische Bildungseinrichtungen. Aufgrund der besseren Verständlichkeit ist aber die deutsche Version 2 LE immer noch empfehlenswert. ASH will aber demnächst auch eine übersetzte LE-Version anbieten.
Die Programme von Adobe und Macromedia warten mit einer Fülle von Funktionen auf, die professionelles Design ermöglichen. Einsteiger werden sich jedoch nicht ohne weiteres zurecht finden, denn die Unmenge an Funktionen geht auch auf Kosten der Übersichtlichkeit.
Freeway LE dürfte deswegen Webmaster-Neulinge schneller zum Ziel führen, eine gut aussehende Homepage in das Netz zu stellen. Der Ansatz des Programmes von Softpress ist ein ganz anderer als der der Konkurrenzprodukte. Anfänger und erfahrene Grafiker, die im Seitenlayout für den Printbereich bewandert sind, dürften gleichermaßen ihre Freude an dem Programm haben. Auf den ersten Blick eine überraschende Kombination, die sich jedoch aus der Struktur der Software erklärt. Freeway ist in seiner Bedienung sehr stark an Quark Xpress angelehnt. Aber auch Einsteiger kommen sehr schnell mit diesem Programm zurecht. Sie müssen nur daran denken, daß es zwei Möglichkeiten gibt, einen Bereich einer Seite zu füllen, mit Text oder mit Grafik. Folglich gibt es Textrahmen für Text und Grafikrahmen für Grafiken oder Photos. Will man an oben rechts auf seiner Homepage einen Text einfügen erstellt man oben rechts mit einem Textrahmenwerkzeug einen Textrahmen. In diesen Textrahmen schreibt man nun Text oder importiert ihn aus einer Textverarbeitung. Will man oben links ein Photo einfügen, erstellt man oben links einen Grafikrahmen und importiert das Photo. Oder man klickt auf ein Zeichenwerkzeug und zeichnet eine Grafik.
Für die spätere Site ist es sehr wichtig, dass der Designer diese beiden Rahmenarten unterscheidet. Füllt man einen Grafikrahmen mit Text, wird dieser Text zu einem GIF oder JPEG. Damit erzielt man zwar schönste typographische Schönheit und Form, die Sache hat aber einen Nachteil: die Dateigröße einer Seite voller Grafik-Text wird immens. Deshalb sollte man Fließtext immer in einen Textrahmen schreiben. Die gestaltungsmöglichkeiten sind dann zwar eingeschränkt, aber Freeway schreibt ihn in HTML-Code um, was für kürzere Ladezeiten sorgt.
Erst in einem letzten Arbeitsschritt wird aus dem Freeway-Dokument eine Website: Der Menübefehl “Site erzeugen” sorgt dafür und schreibt den Inhalt eines Textrahmens in HTML-Text. Gleiches gilt natürlich auch für Grafiken: der Inhalt eines Grafikrahmens wird in ein GIF oder JPEG umgewandelt. Je aufwendiger die erstellte Grafik ist, desto länger wird die Ladezeit. Auch einen Quicktime-Film einzubinden, ist sehr einfach: Grafikrahmen in gewünschter Größe zeichnen, auf Menpunkt Ablage > Importieren gehen, Film auswählen, fertig.
Importieren gehen, Film auswählen, fertig.
So einfach sich mit einem grafischen Ansatz Websites erzeugen lassen, hat Freeway aber auch Nachteile. Eine Schwäche ist konzeptionsbedingt, während man die Site zusammenbaut, fehlt der Zugriff auf den HTML-Code, der ja erst am Schluss der Prozedur entsteht. Auch der Umgang mit Cascading Style Sheets ist in anderen Programmen besser gelöst, in der “Limited Edition” ist diese Funktion sogar deaktiviert. CSS-Dateien sind inzwischen bei professionellen Seiten fast schon Standard. Sie ermöglichen die schnelle und einfache Änderung von Stilvorlagen. Umfasst die Homepage aber nur wenige Seiten, kommt man auch ohne CSS aus. Möchte man nur gelegentlich ein paar passable Seiten erstellen, ist Freeway LE 2 sicher ausreichend. Das Programm hat zusätzlich den Vorteil, weniger Ressourcen zu benötigen als Dreamweaver. Die Version 2.0 LE arbeitet sogar noch mit 68040 Prozessoren zusammen. Das Argument, Freeway sei ein Programm für Amateure, man wolle aber ein richtiges Profiwerkzeug ist schließlich auch nicht ganz richtig. Möchte man tiefer in die Kunst der Webseitengestaltung einsteigen, sollte man HTML lernen. Und dafür braucht man kein Programm wie Dreamweaver. Simple Text genügt.
Stephan Wiesend