
©Apple
Auch wenn digitale Magazine in Form von Apps aktuell die größte Aufmerksamkeit auf sich ziehen, sind digitale Bücher im Format E-Pub schwer im Kommen: Immer mehr Verlage und Autoren bieten ihre Titel auch auf Plattformen wie dem Kindle-Store, Apples iBook-Store oder anderen Plattformen zum Download an.
Im Gegensatz zu Apps lassen sich digitale Bücher auf verschiedenen Geräten vom iPhone über Tablets und PCs bis zum speziellen E-Book Reader wie dem Amazon Kindle lesen. Mit einem speziellen E-Ink-Display erlaubt der Kindle bequemes Lesen ähnlich wie auf gedruckten Seiten. Der Kindle erlebte zunächst nur in USA einen Boom. Seit es auch einen deutschen Kindle-Store und den Kindle zum Preis unter 100 Euro gibt, wird er auch bei uns populärer.
E-Books können aber ganz simpel auch auf jedem Mac oder PC mithilfe von Leseprogrammen, wie der kostenlosen Kindle-App für Mac oder Adobe Digital Editions , einer auf Air basierten freien Leseapp, und anderen kostenlosen Programmen wie Plug-ins für Firefox gelesen werden.
Wer schon mit Indesign CS5.5 arbeitet, ist dank neuer Funktionen für die Produktion von E-Books bestens gerüstet. Die E-Book-Erstellung unterscheidet sich beim Layouten nicht groß vom Gestalten für Print. Nur beim Export und dessen Vorbereitung gibt es einige Kniffe, die Sie kennen müssen.
Abbildungen einstellen
Für E-Books werden Abbildungen so eingestellt, dass sie sich der Bildschirmgröße flexibel anpassen

Zunächst erstellen Sie wie gewohnt Ihr Layout mit Text- und Bildrahmen. Erste und wichtige Besonderheit ist: Die Layouts werden hier nicht für eine bestimmte Pixelgröße (wie bei Tablets) oder ein festes Seitenformat (wie in der Print-Produktion) ausgelegt, sondern passen sich automatisch an die Monitorgröße des Endgeräts an. Vorteil: Der Leser muss weniger scrollen, um die Buchseiten bequem auf dem Bildschirm lesen zu können. Für Layouter sicher ungewohnt, werden auch Abbildungen verschieden groß angezeigt, jeweils passend zur Seitenbreite auf dem Endgerät. Dafür müssen Sie die platzierten Abbildungen mit einer neuen Option einstellen: Markieren Sie das Bild im Layout und wählen Sie “Objekt > Objektexportoptionen”. Dieses Fenster ist in Indesign CS 5.5 neu. Dort steuert man, wie Elemente beim Export konvertiert und später im E-Book dargestellt werden. Im Bereich “E-PUB und HTML” aktivieren Sie “Benutzerdefinierte Rasterung” und dann bei Größe “Relativ zur Seitenbreite”, bei Format “PNG” und hinter Auflösung “150 ppi”. Diese Einstellungen werden später beim Export angewandt und gelten übergeordnet zu anderen Einstellungen (zum Beispiel für das gesamte Dokument) im Fenster “Export”. Sichern Sie die Einstellungen mit einem Klick auf “Fertig”.
Abbildungen im Layout testen

Um zu testen, ob sich die Abbildung wie gewünscht auf verschiedenen Geräten der Bildschirmgröße anpasst, eignet sich der HTML-Export. Über “Datei > Exportieren …” öffnen Sie das Fenster “Export” und wählen im unteren Bereich das Format “HTML” und klicken auf “Sichern”. Danach erscheinen die HTML-Exportoptionen. Dort lassen Sie alle Standardeinstellungen unverändert. Nach Klick auf “OK” exportiert Indesign die HTML-Dateien und öffnet sie automatisch in Safari. Wenn Sie jetzt das Browserfenster vergrößern oder verkleinern, sehen Sie, wie das Layout auf einem kleinen Smartphone oder größerem Tablet aussieht, und ob die Abbildungen entsprechend mitskaliert werden.
Texte vorbereiten

Auch das Erscheinungsbild der Texte in einem E-Book passt sich an – und zwar so, dass Überschriften größer, Fußnoten kleiner erscheinen. In E-Pub-Dokumenten aus älteren Versionen als Indesign CS5.5 treten dabei manchmal Probleme auf, da sie Textblöcke mit dem Paragraph-Tag “
” exportieren, die dann per CSS (Cascading Style Sheets) in Form gebracht werden. E-Pub-Reader-Programme ohne CSS-Unterstützung lesen jedoch alle Textblöcke – egal ob Absatz oder Überschrift – gleich ein und stellen sie gleich dar, da sie nur die
-Tags und damit Absätze verstehen. Wer das Problem lösen wollte, musste den Code von Hand nachbessern. Mit Indesign CS5.5 ist das einfacher. Öffnen Sie dazu über “Fenster > Formate > Absatzformate” die gleichnamige Palette, in der Sie zuvor wie gewohnt mit Formaten definiert haben, wie ein Fließtext oder eine Überschrift im Layout aussehen soll. Ein Doppelklick auf ein Format, zum Beispiel “Header” für Überschriften, öffnet den Dialog “Formatoptionen”. In der linken Spalte ganz unten steht der Eintrag “Tagsexport”. Markieren Sie ihn und wählen Sie bei “E-PUB und HTML” zunächst unter “Tag” zum Beispiel “h1”, um eine der Standardauszeichnungen für Überschriften zuzuweisen. Mit dieser Standardauszeichnung (zur Auswahl stehen “p” für Absatz und “h1” bis “h6” für Überschriften) stellen Sie sicher, dass alle Überschriften größer und fett dargestellt werden. Noch exakter lassen sie sich durch einen Eintrag hinter “Klasse” formatieren. Tragen Sie hier einen Klassennamen wie “my_head1” ein (beim Namen die Regeln Kleinschreibung, keine Leerzeichen und Umlaute beachten!), liefert Indesign alle Attribute wie Schriftart, -größe, -farbe oder Spationierung in einer Klasse im externen Stylesheet beim Export automatisch zur E-Pub-Datei mit. Eigene Klassennamen sind sehr empfehlenswert, denn sie transportieren die Optik von Formaten am exaktesten auf verschiedene Geräte. Alle Eigenschaften stellt der Eintrag unter “Exportdetails” zusammengefasst dar. Wiederholen Sie den Vorgang für alle Absatzformate.

Nach dem gleichen Prinzip können Sie auch Zeichenformate exportieren. Öffnen Sie “Fenster > Formate > Zeichenformate”, dann per Doppelklick ein Format und in den Zeichenformatoptionen unter “Tagsexport” einen Tag – etwa für Bildunterschriften. Hier reicht oft ein allgemeiner Tag wie “strong” für den gewünschten Effekt – eine fette Darstellung der Bildunterschriften.

Zusätzlich ist es möglich, mit “Alle Exporttags bearbeiten …” aus dem Kontextmenü der Palette “Formate” alle Tags in einem Rutsch festzulegen. Hier wird jedes Format aufgelistet. Unter “E-PUB und HTML” können Sie jedem Format Tags und Klassen zuweisen.
Texte im Layout testen
Die Änderungen im letzten Schritt haben keine Auswirkungen im Indesign-Layout, da sie nur den Export betreffen. Um zu prüfen, ob alles wie gewünscht im Format E-Pub aussieht, lohnt sich zwischendurch ein Test. Hier hilft wieder der Export ins HTML-Format wie im vorletzten Schritt beschrieben. In Safari sehen Sie zum Beispiel, ob Überschriften wie gewünscht hervorgehoben sind.
Wer einen Blick in den Quellcode werfen möchte, kann in Safari “Darstellung > Quelltext anzeigen” aufrufen und exakt nachvollziehen wie Indesign die Seite in HTML- und CSS-Code übersetzt. Mit “Befehlstaste-F” können Sie im Quellcode nach bestimmten Stellen wie der im letzten Schritt festgelegten Klasse “my_head1” suchen. Das Arbeiten und Editieren von Quellcode ist in der Regel nicht nötig, aber eine gute Methode, um Problemen auf den Grund zu gehen.
Objekte im Textfluss verankern

Die fließenden Layouts in E-Books funktionieren zwar prima auf verschiedenen Bildschirmgrößen, beinhalten jedoch die Gefahr, dass Objekte, die nebeneinander stehen sollen, auseinander gerissen werden. Dagegen hilft die Verankerungsfunktion in Indesign. Soll eine Grafik unbedingt neben einem Textblock stehen, können Sie die Objekte verankern. Damit bleiben sie etwa horizontal nebeneinander fixiert, während der Rest der Seite auf dem verfügbaren Platz fließt. Das Verankern ist nicht schwer: Jeder Objektrahmen in Indesign CS5.5 trägt ein kleines blaues Kästchen. Markieren Sie ein Objekt und klicken Sie auf die kleine blaue Box.

Mit gedrückter Maustaste ziehen Sie sie an die Stelle, zu der das Objekt fixiert werden soll, etwa eine Stelle im Text. Hat alles geklappt, erscheint in der zuvor blauen Box ein kleines Ankersymbol.
Inhalte für das E-Book organisieren

Ein E-Book besteht meistens nicht nur aus einem Indesign-Dokument: Ein Cover, ein Inhaltsverzeichnis, ein Mittelteil mit Bildern, ein Anhang mit Index und mehr. Mit der Palette “Artikel” können Sie in Indesign die Reihenfolge der Dokumente vor dem Export festlegen. Öffnen Sie über “Fenster > Artikel” die Palette, die zunächst noch leer ist.

Markieren Sie zum Beispiel alle Elemente einer Seite und erstellen Sie daraus einen Artikel, indem Sie in der Palette “Artikel” auf “Neuen Artikel erstellen” klicken. Das gelingt auch mit einzelnen Seitenelementen, die Sie auf einer Seite, oder mit ganzen Seiten, die Sie in der Seitenpalette markieren. Nach dem Einfügen können Sie den Artikeln Namen wie “Inhaltverzeichnis” oder “Titel” geben. Die Reihenfolge können Sie durch Ziehen und Verschieben der Artikel in der Palette ändern. Alle mit einem Haken markierten Artikel werden später exportiert.
E-Pub-Datei exportieren

Jetzt geht es daran, das finale Ergebnis zu überprüfen. Der Export unterscheidet sich nicht wesentlich von den Zwischentests im HTML-Format. Nach “Datei > Exportieren …” wählen Sie diesmal jedoch bei Format “EPUB”. Mit “Sichern” öffnen sich die E-Pub-Exportoptionen. In “Allgemein” legen Sie fest, wie das Deckblatt aussehen soll. Klicken Sie auf “Vorhandene Bilddatei verwenden” und legen Sie nach “Auswählen” fest, wo sich die Grafik befindet. Alternativ können Sie auch einfach die erste Seite des Dokuments in ein Pixelbild wandeln. “Sortieren” bestimmt die Reihenfolge der Seiten. Mit “Wie Artikelbedienfeld” übernehmen Sie die zuvor definierte Abfolge aus der Palette “Artikel”. Deaktivieren Sie “E-PUB nach Export anzeigen”. Jetzt können Sie das Ergebnis direkt auf iPad oder iPhone testen.
Unter ” Bild ” prüfen Sie ob als Bildgröße “Relativ zur Seite” und allgemein “Aussehen aus Layout beibehalten” ausgewählt ist. Unter “Inhalt” kann zuletzt bestimmt werden, dass Seitenumbrüche beim Absatzformat “Header” erstellt werden und unter anderem per CSS die Schriftarten – soweit möglich – eingebettet werden. Mit “OK” startet Indesign den Export mit allen gewählten Voreinstellungen.
Tipp
Bei E-Books, die nur wenige hochwertige Abbildungen enthalten (zum Beispiel für eine Bilderstrecke in der Mitte), können Sie 300 ppi Auflösung wählen. Für Layouts mit hunderten Bildern empfehlen sich 72 ppi, damit die finale Datei nicht zu groß wird. Optimal ist das Format PNG. Es komprimiert sehr gut und stellt auch Bilder mit Transparenzen dar.