
Apple stellt das iPad vor
Mit dem iPhone hat Apple den Mobilfunkmarktauf den Kopf gestellt und sich zum umsatzstärksten Handyherstellerentwickelt. Nun will der kalifornische Elektronikkonzern mit einemneuen Tablet-Computer namens iPad diesen Erfolg wiederholen: “Wirhaben ein magisches und revolutionäres Gerät entwickelt, das wir zueinem unglaublichen Preis anbieten können”, fasste Apple-Chef SteveJobs gestern Abend in San Francisco seine Botschaft zusammen.
Bei der Einführung des iPad setzt Apple auf die Popularität derAnwendungen für das iPhone. Überden Apple-Onlinestore werden inzwischen über 140 000 Apps angeboten- und die meisten von ihnen können nicht nur auf dem iPhone laufen,sondern auch auf dem iPad. “Das wird einen neuen Goldrausch fürEntwickler auslösen”, sagte Jobs. An der Seite des Apple-Chefspräsentierten Computerspiele-Hersteller wie Electronics Arts undGameloft aber auch Medienunternehmen wie die “New York Times” ersteProgramme, die für das 9,7 Zoll großeDisplay des iPads optimiert sind. Entwickler erhalten ab sofort ein neues Software Development Kit (SDK) , mit dem sie ihre Programme für das iPad anpassen können. Ausgewählte Softwarehersteller hatten dieses SDK bereits seit drei Wochen nutzen und so ihre Apps dem Publikum im Yerba Buena Center in San Francisco präsentieren können.
Als Jobs dann die Preise für das iPad verkündete, ging ein Raunendurch das Yerba Buena Center in San Francisco. Da Jobs zuvor immerbetont hatte, dass Geräte unter 500 US-Dollar nur “Müll” seien, hattenBeobachter im Vorfeld der iPad-Premiere mit Preisen bis zu 1000Dollar gerechnet. Nun wird die billigste Variante in den USA aberschon ab 499 Dollar verkauft. Diese hat jedoch nur 16 GB SSD-Speicher integriert und verfügt lediglich über Bluetooth- und WLAN-Chips, aber keinen Anschluss an das Mobilfunknetz. Das UMTS-lose iPad ist in Varianten mit 16 GB, 32 GB und 64 GB aber bereits in 60 Tagen weltweit im Handel. UMTS-Versionen folgen aufgrund der noch nötigen Freigabeprozesse in den USA 30 Tage später und sollen in Europa spätestens im Juni verfügbar sein.
Die teuerste iPad-Version mit einemUMTS-Modem und 64 Gigabyte Hauptspeicher soll 829 Dollar kosten. Der Provider AT&T liefert die iPad 3G mit einer Prepaidkarte für 15 US-Dollar aus, die im Monat 250 MB Daten übertragen lässt. Eine Datenflatrate soll 30 US-Dolalr im Monate kosten. Man darf auf Angebote der Provider in Europa gespannt sein.
Einige Innovationen bei der Hardware, über die im Vorfeldspekuliert wurde, blieben bei der iPad-Präsentation aber aus: Keinsuperbrillanter Bildschirm mit OLED-Technologie und keine Videokameraauf Vorder- und Rückseite. Nachdem der Aktienkurs von Apple zu Beginn derPräsentation zunächst um drei Dollar nachgab, stieg der Preis desPapiers gegen Ende der Veranstaltung wieder über den Vortageskurs um danach wieder etwas zu fallen.Die Apple-Aktie hatte in den vergangenen drei Monaten um über 60Prozent zugelegt.
Mit dem iPad tritt Apple nun auch direkt gegen Amazon und Sony aufdem Markt der digitalen Bücher an und erweitert seinen OnlineladeniTunes um die Buchabteilung iBooks . Zum Start sicherte sich SteveJobs bereits die Unterstützung von fünf Großverlagen (Penguin,HarperCollins, Simon & Schuster, Macmillan sowie Hachette), die ihreTitel für das iPad anbieten werden. Gleichzeitig unterstützt Appledas offene Dokumentenformat ePub, was den Druck auf den Kindle-Anbieter Amazon vergrößern wird.
Apple positioniert das iPad aber auch als eine ultramobileBusinessmaschine und wird eine Variante des Office-Pakets iWork aufden Markt bringen. Das Paket besteht aus einer Textverarbeitung,Tabellenkalkulation sowie einem Präsentationsprogramm und soll demBüroprogramm Office von Microsoft Konkurrenz machen.
Die dreiiWorks-Anwendungen werden für jeweils zehn Dollar im iTunes-Storeangeboten. Microsoft-Chef Steve Ballmer hatte Anfang Januar mehrereTablet-PCs für die zweite Jahreshälfte angekündigt. DieComputerhersteller versuchen schon seit Jahren vergeblich, solcheGeräte am Markt zu etablieren.
Mit dem iPad reagiert Apple auch auf Kritik an der Vermarkung desiPhone in Märkten wie den USA oder Deutschland, wo das Smartphone nurexklusiv über einen Mobilfunkprovider angeboten wird und mit einerNetzsperre versehen ist. Alle iPad-Modelle werden mit einer schnellendrahtlosen Internet-Verbindung (802.11n WiFi) angeboten, einigeModelle auch mit einem Mobilfunkmodem (UMTS). Wie beim iPhone werdendie UMTS-Modelle des iPad in den USA zusammen mit einem Datenpaketdes Providers AT&T vermarktet. Im Gegensatz zum iPhone sperren Appleund AT&T aber andere Provider nicht aus, sondern bieten das Gerätohne Netlock an. (dpa)