Durch die in vielen Applikationen angebotenen Softproof-Funktionen wird ein kalibrierter Monitor zum Herzstück kreativer Arbeitsabläufe. Er spart dadurch oftmals einen teuren, farbverbindlichen Ausdruck.
In der Praxis treten drei Kalibrierungsarten für Monitore auf. Die einfachste nutzt den in OS X integrierten Kalibrierungsassistent ohne jedes Messmittel.

Die preislich interessanteste Methode nutzt eine Kombination aus Software und Messgerät, die Weißpunkt, Gradation und Luminanz des Monitors ausmisst und auf die gewünschten Zielwerte anpasst. Die Korrektur der Parameter erfolgt dabei über die Grafikkarte. Das führt allerdings zu Tonwertverlusten, die sich etwa bei Farbverläufen als Abrisse bemerkbar machen. Diese Tonwertverluste können minimiert werden, sofern man Bildschirmparameter wie RGB, Gradation und Luminanz über das Bedienmenü des Monitors manuell justieren kann.
Bei einer Hardware-basierten Kalibrierung werden die Farben über eine interne Farbtabelle des Monitors angepasst. So bleiben die Tonwerte und der Dynamikumfang komplett erhalten. Dieses Verfahren liefert in der Regel die besten Ergebnisse.
Wir testen aktuelle Kalibrierlösungen für Monitore, die die Displays mittels eines Colorimeters auf verschiedene (ISO-)Normen, sRGB, Adobe RGB, UGRA Softproof und ECI-RGB 2.0, kalibrieren können. Da wären Basiccolor Display 5 im Verbund mit dem Basiccolor Discus, Quato geht mit iColor Display 3.8 und den Messgeräten Silver Haze Pro (DTP94) und Silver Haze 3 (i1 Display Pro) an den Start und X-Rite schließlich ist mit den Kombinationen Color Munki Display / Color Munki Display 1.0.1 sowie i1 Display Pro / i1 Profiler 1.1.1 mit von der Partie. Datacolors Spyder-Lösung erreicht uns nicht rechtzeitig zum Test.
Basiccolor Display 5.0 / Discus

Die Farbspezialisten aus dem bayerischen Penzberg bringen mit dem Discus ein komplett neu entwickeltes Colorimeter auf den Markt. Es fällt durch seine robuste Bauweise sowie einen für diese Geräteklasse hohen Preis von 940 Euro auf. Die dazu passende Software Basiccolor Display 5 erlaubt sechs allgemein verständliche Voreinstellungen. Sie lassen sich sowohl vom Laien als auch dem Profi schnell anpassen und die Anzahl der unterstützten Messgeräte ist ausgesprochen umfangreich.
Der Funktionsumfang der Software lässt kaum Wünsche offen. Alle Parameter lassen sich individuell anpassen. Per Bildschirmmenü justiert man jedoch in der Regel nur die Luminanz und die RGB-Werte. Parameter, die der Monitor nicht per Menü einstellen kann, wie etwa die Gradation, muss man über die (Lookup-Table (LUT) der Grafikkarte anpassen. Das allerdings führt zu stärkeren Tonwertverlusten. Die Anwendung bietet eine schnelle und einfache Möglichkeit, zwei Farbräume auf einem Display zu simulieren.
Basiccolor Display 5 bietet für die Kalibrierung mittels Colorimeter generische Korrekturkurven für Wide Gamut Monitore, hat aber darüber hinaus mehr als 50 Displays von Eizo, NEC und Quato vermessen und entsprechende Korrekturkurven hinterlegt. Ein integrierter Test informiert nach Abschluss von Profilierung respektive Kalibrierung über die Abweichungen zu den Zielwerten.

Die Kalibrierungsgenauigkeit korreliert allerdings nicht mit dem Preis. Uns fällt im Test auf, dass meist nur der Weißpunkt verfehlt wird, dies dann aber deutlich. Dies ist allerdings unserer Validierung mit dem i1 Pro von X-Rite geschuldet. Eine Überprüfung der Kalibrierungsziele mit dem Discus bescheinigt den Monitoren wiederum exzellente Ergebnisse. Allerdings scheinen auch die gerätespezifischen Korrekturkurven nicht ganz optimal zu sein. Anders lässt sich die mäßige Genauigkeit für den Weißpunkt bei der Hardware-Kalibrierung des Quato-Monitors kaum erklären. Für eine Software-Kalibrierung benötigt der Discus gut fünf Minuten, eine Hardware-Kalibrierung dauert mit zwölfeinhalb Minuten spürbar länger.
Quato iColor Display 3.8 / Silver Haze Pro und Silver Haze 3

Der Braunschweiger Monitorexperte hat mit dem Silver Haze Pro noch das bereits etwas betagte DTP94 von X-Rite als OEM-Produkt im Portfolio. Die Benutzeroberfläche von iColorDisplay 3.8.0 ist ausgesprochen technisch. Die Voreinstellungen orientieren sich ausschließlich an (ISO-)Normen. Auch wenn jeder Schritt hinreichend erklärt wird, sollte der Anwender ein Minimum an akademischen Weihen im Farbmanagement mitbringen. Die Anzahl unterstützter Messgeräte ist hoch, aber nicht so üppig wie bei den Penzbergern. iColor Display erlaubt die umfänglichste Steuerung von Luminanz, Gradation und RGB über das OSD.

Auch Quato bietet eine Messgerätekorrektur für Monitore mit erweitertem Farbraum, gerätespezifische Korrekturen jedoch vornehmlich für die eigenen Fabrikate. Nach Abschluss der gut fünfminütigen Kalibrierung stehen dem Anwender diverse Testroutinen und Feinjustierungen zur Verfügung, als einziger Anbieter auch inklusive UDACT. Die Kalibrierungsergebnisse sind gemittelt die besten im Test, was vor allem an den sehr guten Ergebnissen bei der Hardware-Kalibrierung liegt. Mit einem Preis von unter 200 Euro sollte diese Lösung auch für ambitionierte Privatanwender erschwinglich sein.
Quato iColorDisplay 3.8 / Silver Haze 3

Das Silver Haze 3 ist eine OEM-Version von X-Rites i1 Display Pro. Anders als Discus und DTP94 muss sich dieses Messgerät nicht vor jeder Messung selbst kalibrieren. Im Vergleich arbeitet es rasend schnell. Es benötigt mit einer Minute und 40 Sekunden nur knapp ein Drittel der Zeit. Im Gegensatz zum DTP94 besitzt es interne Korrekturen für die aktuellen Backlights (CCFL 72 %, WLED 72 %, CCFL Wide Gamut 92/102 % und RGB-LED Wide Gamut 102 %). Diese kann man in der Software selektieren und alternativ noch die softwareseitigen Korrekturen verwenden. Es verwundert uns etwas, dass die Messergebnisse mit dem i1 Display Pro etwas schlechter ausfallen als beim DTP94, obwohl das Gerät technisch deutlich moderner ist.
X-Rite: i1 Display Pro, Color Munki Display

Branchen-Primus X-Rite bietet mit dieser Lösung einen volkstümlichen Einstieg in das Thema Farbmanagement. Die Benutzeroberfläche kennt einen einfachen sowie einen erweiterten Modus. Aber selbst letzterer sollte keinen Einsteiger überfordern. Dafür sind jedoch die Einstellmöglichkeiten begrenzt, etwa nur vier verschiedene Tonwertkurven – L* fehlt. Über das OSD lässt sich nur die Luminanz regeln. Man kann keine RGB-Justage durchführen und verschenkt dadurch Tonwerte und letztlich Präzision. Andere Optionen sind so gut versteckt, dass man sie suchen muss. Wide Gamut Displays kann die Anwendung bedienen, aber nur mit generischen Korrekturkurven.
Die Software zeigt sich im Test als instabil, besonders, wenn andere Kalibrierungslösungen installiert sind. Außerdem produziert i1 Display Profiler gelegentlich ICC-Profile bei denen die Farben invertiert sind. Profile lassen sich nur auf Benutzer- nicht auf Systemebene sichern.
Läuft die Software jedoch ohne Crash durch, dann liefert sie gute Ergebnisse. Sieht man einmal von den Ergebnissen beim Hardware-kalibrierbaren RGB-LED-Display ab – die beiden X-Rite-Produkte verstehen sich nur auf Software-Kalibrierung – dann sind die Ergebnisse mit denen der Spezialisten vergleichbar. Die Kalibriergeschwindigkeit variiert je nach gewählter Anzahl der Testfelder zwischen zwei und sieben Minuten.
X-Rite ColorMunki Display Color Munki Display

Diese Lösung stellt das unterste Einstiegsniveau in das Thema Monitorkalibrierung dar. Sie kann einen Monitor profilieren und nur sehr rudimentär kalibrieren. Der Anwender kann nur den Weißpunkt (vier Optionen, keine benutzerdefinierte) und die Leuchtdichte (80 – 140 cd/m2) anpassen. Tonwertkurve, Kontrast, chromatische Adaption und vieles mehr lassen sich nicht anpassen. Die Testroutine beschränkt sich auf einen Vorher-Nachher-Vergleich. Davon einmal abgesehen, fallen die Kalibrierungsergebnisse gar nicht mal so schlecht aus. Die Kalibrierungsdauer beträgt gut sechseinhalb Minuten.
Notizen aus dem Testcenter, Fazit
Die von uns getesteten Lösungen kalibrieren die gewählten Monitore durchwegs nur bedingt auf die Zielparameter. Einzig Quatos iColor Display schafft dies mit dem Silver Haze Pro beim Hardware-kalibrierbaren IP 240 excellence LED aus gleichem Hause. Vor allem der Weißpunkt (Zielabweichung:
Die anderen Kalibrierungsziele, wie Graubalance (Zielabweichung: Range = 95 Prozent) und auch das Farbraumvolumen für sRGB und Adobe RGB (Zielabdeckung: >= 95 Prozent), meistern die Lösungen je nach Monitorgamut mit Bravour.
Verschiedene Anforderungen im Praxisbetrieb
Bei Apples 30 Zoll Cinema HD Display macht keine der Lösungen eine wirklich gute Figur. Das liegt allerdings vor allem daran, dass quasi alle Änderungen an diesem Monitor über die LUT der Grafikkarte gehen. Letztlich führt das zu vergleichsweise hohen Tonwertverlusten.
Die schlechten Werte beim Farbraumvolumen liegen letztlich also am Apple-Display, das schon recht betagt ist. Der Monitor deckt lediglich den Standardfarbraum von 72 Prozent NTSC ab.
Samsungs Syncmaster 305T+ zeigt, was ein Display mit erweitertem Farbraum (103 Prozent NTSC ) per Software-Kalibrierung in dieser Hinsicht leisten kann: Mindestens 95 Prozent Abdeckung des Farbraumvolumen von sRGB, Adobe RGB und ISO coated v2.
Mit den weißen LEDs des Thunderbolt-Displays kommen alle Kandidaten gut zurecht. Zumindest was die Simulation von sRGB angeht.
Die Königsdisziplin, die Hardware-Kalibrierung des IP 240 excellence LED von Quato, beherrschen nur die Spezialisten Basiccolor und Quato. Wie zu erwarten war, erzielen die Quato-Lösungen etwas bessere Ergebnisse als das Basiccolor-Duo.
Fazit und Kaufempfehlung
Das Profilieren und Kalibrieren eines Bildschirms bringt für den kreativen Workflow viele Vorteile. Professionelle Lösungen sind bereits für 200 Euro zu haben. Der Nutzen hängt jedoch stark von den Farbmanagement-Kenntnissen des Anwenders ab. Einsteiger finden im Color Munki Display eine Lösung, die keine Vorkenntnisse voraussetzt. Profis finden bei Basiccolor und Quato die passende Lösung. Testsieger wird iColor Display 3.8.0 mit dem Silver Haze 3. Das Paket liefert die beste Gesamtleistung.
Einsteiger : X-Rite Color Munki Display
Profis : Quato iColor Display