Den kompletten Foto-Workflow von der Verwaltung, Bearbeitung bis zur Präsentation ermöglicht das Programm Photo Director, das es in Version 4 nun auch für das Mac-Betriebssystem gibt. Merklich Anleihen nimmt sich Photo Director dabei an Adobe Photoshop Lightroom. So ähneln sich die Programme vor allem im Bereich Bibliothek und Anpassung.
Oberfläche
Wie Adobe Photoshop Lightroom oder andere Bildverwaltungs-Programme wie Corel Aftershot Pro oder Phaseone Media Pro bietet auch Photo Director eine schicke Bedienoberfläche, die in Grau und Schwarz gehalten ist. Die Anleihen an Photoshop Lightroom ziehen sich durch die gesamte Bedienoberfläche: So lassen sich wie bei Lightroom beispielsweise nur markierte Bilder in einer Miniaturliste anzeigen und auch die Anpassen-Werkzeuge ähneln denen von Lightroom recht deutlich. Insgesamt bietet Photo Director nicht den Funktionsumfang von Lightroom, ist dafür streckenweise etwas einfacher in der Handhabung.
Bibliothek
Wer mit Photo Director arbeitet, sollte seine Fotos auch mit Photo Director organisieren. Dazu bietet das Programm eine recht übersichtliche und gute Bibliothek an. Bilder lassen sich von Speicherkarten in eine eigene Bibliothek importieren, Möchte man Fotos zufügen, die sich bereits auf der Festplatte befinden, kann man dies auch ohne Kopieren in die Photo-Director-Bibliothek. Wie in Lightroom lassen sich Alben anlegen, die man mit Fotos aus verschiedenen Ordnern befüllen kann. Auch eine smarte Sammlung lässt sich anzeigen, voreingestellt ist unter anderem die Anzeige aller Fotos mit einer bestimmten Wertung. Eine eigene smarte Sammlung lässt sich wie auch in iPhoto erstellen, auch hier sind mehrere Kriterien möglich. Die Bibliothek bietet auch eine Gesichtererkennung, die nicht so gut wie jene von iPhoto funktioniert. Dafür ist sie nicht permanent aktiv sondern lässt sich nur auf Wunsch zuschalten, ein großer Vorteil für diejenigen, die diese Funktion nicht verwenden wollen. Gefundene Gesichter lassen sich recht schnell mit dem passenden Namen versehen und nicht erkannte Gesichter manuell zufügen.

Anpassung und Bearbeitung
Etwas inkonsistent bezüglich der Zielgruppe zeigt sich Photo Director in den beiden Bereichen Anpassung und Bearbeiten. Denn während das Programm im Bereich Anpassen bereits so viel Fachwissen bezüglich der Bildkorrektur voraussetzt, wie es ein Lightroom-Anwender benötigt, richtet sich das Bearbeiten-Menü mit seinen Automatik-Werkzeugen eher an die unerfahrenere Klientel der Bildbearbeiter. Doch zunächst ein Überblick zu dem Bereich “Anpassung”: Unter “Anpassung > Manuell” findet sich ein Benutzer von Photoshop Lightroom schnell zurecht, teilweise ähneln sich die Werkzeuge auffällig. So bietet Photo Director wie Lightroom die Möglichkeit, unter “HSL” mit einem Werkzeug direkt auf einen Bildbereich des Fotos zu klicken, das man verändern möchte, und durch Verschieben der gedrückt gehaltenen Maus die gewählte Einstellung wie Farbton, Sättigung oder Helligkeit auf die gewählte Stelle zu ändern. So lässt sich beispielsweise ein Himmel dunkler machen oder von Blau in Rot färben sowie bestimmte Farbbereiche in Schwarzweiß umwandeln (entsättigen). Eine weitere Übereinstimmung mit dem Vorbild Lightroom findet sich beim Kopieren-Dialogfenster für die gewählten Bildeinstellungen, die man auf andere Bilder übertragen möchte. Es bietet nahezu die Optionen wie bei Lightroom. Die Tonwerte kann man ebenfalls wie bei Lightroom verändern, hier lassen sich auch sehr gut Tiefen und Lichter gezielt verringern oder erhöhen. Eine Tonwert-Warnung lässt sich zudem einschalten, die ausgefressene Lichter und abgesoffene Tiefen im Bild anzeigt. So lässt sich gezielter das Bild korrigieren. Für die gröbsten Korrekturen von Objektivfehlern wie eine Kissenverzerrung, Vignetierung (Randabdunklung, meist bei offener Blende) und sogar chromatische Aberrationen (Farbsäume an kontrastreichen Kanten im Bild) bietet Photo Director unter “Korrektur” recht gute Werkzeuge. Nur zum Korrigieren von stürzenden Linien, beispielsweise um einen Kirchturm gerade zu rücken, ist das Werkzeug nur eingeschränkt verwendbar.

Auch Werkzeuge für die lokale Korrektur hat Photo Director im Gepäck. So bietet es einen Kopierstempel, eine rote Augen-Entfernung sowie ein Freistellungs-Werkzeug mit dem man auch einen Horizont ausrichten kann. Wie bei Lightroom lässt sich zudem per Pinsel oder Verlaufswerkzeug ein Bildteil auswählen und mit Korrekturwerkzeugen bearbeiten. Beispielsweise kann man so einen Himmel einfärben, sättigen oder aufhellen. Abgesehen von den zahlreichen Übereinstimmungen zu Lightroom gibt es kleinere Bedienschwächen. Beispielsweise lassen sich unter Allgemeine Anpassungen nicht alle Reiter der Einstellungen gleichzeitig schließen oder öffnen, so kann es schon mal unübersichtlich werden. Auch das Zurücksetzen einzelner Regler gelingt bei Lightroom leichter. Dafür ist die Qualität der Bildkorrektur-Werkzeuge in Photo Director durchaus gut, es gibt sogar ein brauchbares Werkzeug zum Erstellen eines HDR-Effekts.

Im Bearbeiten-Modus sind einige Autokorrektur-Werkzeuge versammelt, die teilweise durchaus gut zu gebrauchen sind. Gut gefällt uns der Bereich der Personenretusche. Hier gelingt es für viele Aufnahmen sehr leicht und schnell, ein Strahlen in die Augen zu bekommen, Zähne aufzuhellen und die Haut zu glätten. Sogar die Gesichtsform wie auch der gesamte Körper lassen sich mit dem Werkzeug “Körperformänderung” schnell verändern. Die Ergebnisse sind hierbei durchaus gut. Zudem gibt es ebenfalls gut funktionierende Automatik-Werkzeuge um beispielsweise Gegenstände aus einem Bild zu retuschieren. Dies gelingt abhängig vom Motiv und vom Hintergrund teilweise erstaunlich gut. Dagegen sind die Werkzeuge “Extrahieren oder zusammenstellen” in der Praxis wenig brauchbar.
Ausgabe der Bilder
Photo Director 4 bietet eine simple Möglichkeit, Diashows zu erstellen und diese entweder als eigenständigen MPEG-4-Film zu speichern oder direkt auf Youtube zu laden. Die Gestaltungsmöglichkeiten sind allerdings sehr eingeschränkt. So lässt sich beispielsweise nur zwischen drei Übergängen wählen (Ein-Ausblenden, Bewegung (Ken Burns) und “nach links wischen”). Die Übergänge lassen sich nur auf alle Fotos anwenden, unterschiedliche Übergänge sind nicht möglich. Zudem ist der “Bewegen”-Übergang nicht Bildschirmfüllend, sodass bei den Fotos ein schwarzer Rand bleibt. Immerhin: Die Diashow lässt sich auf Wunsch an die Dauer der gewählten Musik anpassen. Diese lässt sich allerdings nicht direkt aus iTunes wählen, sondern muss auf der Festplatte gesucht werden. Übrigens sind fünf recht gelungene Musikstücke beigelegt, die man auch GEMA-frei für kommerzielle Zwecke verwenden kann. Das Drucken-Menü kann für manch einen interessant sein. Es lassen sich mehrere Fotos recht einfach angeordnet ausgeben, auch der Druck eines Blattfüllenden Fotos ist möglich. Allerdings bietet das Drucken-Menü nur wenig Gestaltungsspielraum. Weitere Ausgabemöglichkeiten ist die Veröffentlichung auf Facebook und Flickr. Beim Facebok-Upload ist es uns allerdings nicht gelungen, die Privatsphäre für die Fotos einzustellen, wenn man sie in ein bereits vorhandenes Album hochlädt. Übrigens muss man auf eine Export-Möglichkeit als HTML-Bildergalerie verzichten.
Hilfe und Dokumentation
Bei der Dokumentation zeigt sich das Programm vorbildlich: Auf der Webseite des Herstellers lässt sich ein umfangreiches deutsches Handbuch laden. Zudem gibt es zahlreiche Video-Hilfen (Englisch mit deutschem Untertitel) sowie ein deutschsprachiges Forum auf der Hersteller-Seite. Zudem kann man als registrierter Benutzer kostenlos Vorgaben verschiedener Bildstile laden. Diese sind allerdings oft von schlechter Qualität.
Empfehlung
Das Programm Photo Director 4 von Cyber Link läuft zwar stabil und bietet insgesamt gute Werkzeuge zur Bildverwaltung und Bildkorrektur. Doch mit seinem starken Anleihen an Adobe Photoshop Lightroom setzt sich das Programm in direkter Konkurrenz mit Lightroom wie auch mit Apple Aperture 3.3 . Und hier kann sich Photo Director 4 nur mit einer teils einfacheren Bedienung punkten, vor allem die Werkzeuge zur einfachen Portraitretusche sind hier ein Vorteil. Doch insgesamt bietet das gerade mal 30 Euro teurere Photoshop Lightroom 4 wie auch das sogar 37 Euro günstigere Apple Aperture einen deutlich besseren Funktionsumfang, der zudem auch auf professionelle Fotografen zugeschnitten ist und Plugins von Drittanbietern zulässt. Da das Cyber Link Photo Director 4 durchaus einfach zu bedienen ist, kann es für Hobby-Fotografen dennoch eine Alternative zu der starken Konkurrenz sein. Cyber Link bietet übrigens (wie Marktüblich) eine 30-tägige Testversion an.
Photo Director 4
Cyber Link
Preis: € 100, CHF 134
Note: 2,4 gut
Leistung (30%) 2,5
Ausstattung (30%) 2,5
Bildqualität (20%) 2,4
Handhabung (20%) 2,0
Vorzüge: Überwiegend einfache Bedienung, gute Werkzeuge zur Portrait-Retusche, gute Hilfe
Nachteile: Eingeschränkter Funktionsumfang gegenüber Mitkonkurrenten, funktionsarme Diashow, kein HTML-Export
Alternativen: Adobe Photoshop Lightroom 4 , Apple Aperture 3.3
Ab Mac OS X 10.6.8
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