Apple macht es den Nutzern seines Betriebssystems ziemlich leicht. Nach der Update-Ankündigung begibt man sich in den Mac App Store und lädt die Datei herunter. Danach installiert man sie sowie ein zuvor gesichertes Backup aus beispielsweise Time Machine. Innerhalb einer Stunde kann man den Rechner wie gewohnt weiternutzen. Kein Wunder, dass viele Anwender Mountain Lion eher als Update wahrnehmen denn als vollwertiges Betriebssystem.
Der direkte Download aus dem Mac App Store und der komplette Umzug des Benutzers mit dem Migrationsassistenten haben so ihre Vorteile: Alle Daten und Einstellungen sind sofort zugriffsbereit, man muss sich nicht um eine umständliche Sicherung der Daten und Programme kümmern, ein Backup reicht meistens vollkommen aus. Doch wer schon ein paar Mal mit dem Migrationsassistenten umgestiegen ist, weiß, dass sich im Laufe der Zeit viel Unnötiges auf der Festplatte ansammelt. Der ominöse Ordner „Verschiedenes“ wäre dabei noch das kleinste Übel, das System speichert aber auch Caches und Einstellungen, die schon lange nicht mehr gebraucht werden. Um im klassischen Sinne des Wortes eine Neuinstallation mit Mountain Lion durchzuführen, braucht man keine zusätzliche Software, das ganze Procedere wird mit Bordmitteln wie Spotlight, dem Festplatten-Dienstprogramm et cetera durchgeführt.
Vor dem Umstieg: Daten als Backup sichern
Bevor man mit der Neuinstallation des Systems beginnt, darf man nicht vergessen, ein Backup aller Dateien auf einer externen Festplatte vorzunehmen. So sichert man sich gegen alle Überraschungen ab, und ist doch eine wichtige Datei beim Umstieg unbemerkt verloren gegangen, kann man sie zu Not daraus wiederherstellen.
Festplatten vorbereiten
Bei Umstieg und Neuinstallation geht es primär nicht nur darum, ein System zum Laufen zu bringen, sondern auch gleichzeitig darum, Ordnung im Datenchaos zu schaffen. Dafür gliedert man die vorhandene Festplatte in drei Partitionen. Der Nachteil dieser Methode ist, dass die Daten (sowohl Bilder, Textdateien und die Musiksammlung als auch das Betriebssystem) für eine kurze Zeit doppelt vorhanden sind. Das heißt, mindestens die Hälfte der herkömmlichen Festplatte muss noch leer sein. Wird der Platz auf der Festplatte knapp, lohnt es sich, die Daten und Medien auf ein externes Medium auszulagern. Dabei bleiben die Anleitungen zum Sortieren, Exportieren und Importieren identisch, nur den Speicherort muss man entsprechend anpassen.
Zum Partitionieren wählt man das Festplatten-Dienstprogramm und darin die vorhandene Festplatte. In der horizontalen Menüleiste im Programmfenster wählt man die Option „Partition“. Das Programm zeigt die vorhandenen Teile einer Festplatte, mit dem Pluszeichen unter der Grafik kann man die neuen Partitionen hinzufügen. In unserem Test haben wir eine Partition namens „Daten“ für die ausgelagerten Mediatheken et cetera in einer Größe von 60 GB angelegt. Dazu kommt zusätzlicher Platz auf der Festplatte für das neue System und die Partition mit der Installationsdatei (ab 4,5 GB).

Wie viele Gigabytes man für die neue Partition reservieren sollte, lässt sich relativ leicht berechnen. Apple listet unter Mindestanforderungen für das neue System 8 GB freien Speicherpatz auf. Dazu kommen eigene Programme. Wie viel alle Apps tatsächlich an Speicherplatz benötigen, zeigt zuverlässig der Migrationsassistent. Dieser listet die Datenmengen auf, die man für einzelne Benutzer, Rechnereinstellungen und installierte Programme braucht. Auf unserem Test-Mac belegen zwei Versionen der Adobe Suite CS4 und CS5 sowie das komplette Office-Paket 6,8 GB. Hat man im Festplatten-Dienstprogramm die Größe und das Format (Mac OS X Extended (Journaled)) der neuen Partitionen festgelegt und ihnen einen Namen gegeben, genügt ein Klick auf „Anwenden“. Nach wenigen Minuten sind die neuen Volumes fertig.

Achtung: Wählt man eine der bereits vorhandenen partitionierten Laufwerke (sie sind im Festplatten-Dienstprogramm eingerückt aufgelistet), ist die Option zum Partitionieren ausgeblendet.
Installations-Volume anlegen
Apple hat das Installations-Image von Mountain Lion gut versteckt. Die Datei existiert nur vor der eigentlichen Installation und wird danach komplett gelöscht. Wer noch kein aktuelles System von Apple aufgespielt hat, kann den Installationsvorgang nach dem Download aus dem Mac App Store abbrechen. Danach wechselt man in den Programme-Ordner. Mit gedrückter Steuerungstaste wählt man das Programm „OS X Mountain Lion Installation“ und lässt sich im Finder im Kontextmenü den Paketinhalt anzeigen. Im eingeblendeten Ordner findet man die Datei „InstallESD.dmg“ in den Verzeichnissen „Contents > SharedSupport“. Diese kopiert man auf den Schreibtisch.
Mit dem bereits installierten Betriebssystem wechselt man in den Mac App Store und klickt mit gedrückter Wahltaste in der Abteilung „Purchases“ auf den Eintrag „Mountain Lion“. Die Fläche „Installiert“ wechselt somit in „Installieren“, die Installationsdatei lässt sich so erneut laden. Der Vorgang danach ist identisch mit dem bereits beschriebenen.
Mit der gespeicherten Image-Datei wechselt man in das Festplatten-Dienstprogramm. Dort wählt man die neu erstellte Partition für das System. In der horizontalen Menüleiste im Programmfenster geht man auf die Option „Wiederherstellen“. Als Quelle wählt man die Installationsdatei „ InstallESD.dmg “ für Mountain Lion, als Ziel zieht man die neue Partition in die Zeile „Zielmedium“. Klickt man auf die Schaltfläche „Wiederherstellen“, beginnt das Festplatten-Dienstprogramm, eine startfähige Partition zu erstellen. Am Ende des Prozesses kommt gelegentlich eine Fehlermeldung „Ungültiges Argument“. Sie lässt sich getrost ignorieren.

Wichtige Systemeinstellungen speichern
Safari : Die Lesezeichen lassen sich auch ohne Synchronisierung mit iCloud auf dem neuen Rechner installieren. Die betreffende Datei heißt Bookmarks.plist und liegt im „Benutzerordner -> Library -> Safari“. Im selben Ordner befindet sich auch die Sammlung bereits installierter Safari-Extensions. Hat man viele davon und will bei der Neuinstallation Zeit für Suchen sparen, kann man den Extensions-Ordner mitsamt Lesezeichen-Liste kopieren. Alle wichtigen Systemeinstellungen und exportierte Mediatheken werden auf der Partition „Daten“ gespeichert (siehe vorherigen Schritt).
Anmerkung: Der Ordner Library ist ab OS X Lion unsichtbar. Um ihn zu finden, klickt man im Finder mit gedrückter Alt-Taste auf die Option „Gehe zu“ in der horizontalen Menüleiste.
Schlüsselbund : Das kleine Dienstprogramm speichert alle Passwörter und Zertifikate des Nutzers. Die Liste aller gespeicherten Passwörter befindet sich ebenso im unsichtbaren Ordner „Library“ im Unterordner „Keychains“. Der Ordner wird auf der „Daten“-Partition gespeichert.
Mail : Zwar kann OS X Lion die Mails mit iCloud synchronisieren, doch meistens haben die Nutzer noch zusätzliche Einstellungen wie intelligente Postfächer, Regeln et cetera gespeichert. Diese befinden sich im schon bekannten Ordner „Library -> Mail -> V2 -> MailData“ unter dem Namen „MessageRules.plist“ (für Mail-Regeln zuständig) sowie „SmartMailboxes.plist“ (intelligente Posteingänge). Falls gewünscht, kann man noch aus dem gleichen Ordner die Signatursammlung „Signatures“ sichern. Aus dem Ordner „Preferences“ (auch in „Library“ zu finden) sichert man noch die Datei „com.apple.mail.plist“.
iPhoto-Mediathek: iPhoto bündelt alle Dateien und Einstellungen in einem einzigen Ordner. Den findet man im eigenen Benutzerordner, gespeichert in „Bilder -> iPhoto Library“. Diese iPhoto-Bibliothek kommt auf die Datenpartition.
iTunes-Mediathek : Die Mediathek mit Filmen, Musik, Büchern und anderen Medien findet man im Benutzerordner unter „Musik -> iTunes – iTunes Media“. Der Medienordner wird auf der Datenpartition gespeichert. Über ein eigenes Menü („Ablage -> Mediathek -> Mediathek exportieren“) bietet iTunes eine scheinbar einfachere Lösung. Doch tatsächlich wird nur eine Datei exportiert, die die Medien und deren Speicherorte auflistet. Die Lieder, Filme und Bücher bleiben im Benutzerordner.
Spotlight als Migrationsassistent : Für die restlichen Daten, egal welcher Art, nutzt man am besten die systemweite Suche Spotlight. Sie bietet eine einfache Möglichkeit, nach Daten jeder Art zu suchen und diese danach zu speichern. Spotlight versteht nicht nur die konkreten Angaben zur Dateiendung wie „.xlsx“, sondern auch allgemeine Bezeichnungen. Tippt man im Suchfenster von Spotlight den Befehlt „Art:Tabelle“ an, werden alle Tabellen-Dokumente aus Numbers und Excel aufgelistet. Um sie zu speichern, wählt man in der Ergebnisliste die Option „Alle im Finder anzeigen…“ Daraufhin öffnet sich ein sogenannter intelligenter Finder-Ordner. Die angezeigten Dateien kopiert man auf unsere Datenpartition. Der intelligente Finder-Ordner eignet sich nicht für den Umzug. Er speichert nur die entsprechenden Suchergebnisse, nicht aber die Dateien selbst.
Analog kann man mit anderen Dateiarten verfahren: „Art:Bilder“ sucht nach allen Fotos, „Art:Filme“ listet alle Videos auf der Festplatte auf, „Art:PDF“ zeigt alle PDF-Dokumente. Doch bei der Suche nach Textdokumenten kapituliert das Hilfsprogramm. Tippt man ins Spotlight-Suchfenster „Art:Texte“, listet das Tool im entsprechenden intelligenten Ordner Tausende von Dokumenten auf, darunter auch systemeigene Texte wie „Lies mich“, diverse Apple-Skripte und vieles mehr, das man nicht unbedingt auf die neue Festplatte übertragen möchte. Um gezielt nach sinnvollen Textdokumenten zu suchen, muss man Spotlight ein wenig austricksen.
Dafür benötigt man die genauen Art-Bezeichnungen aller Textdokumente, die man vor der Installation exportieren will. Diese finden sich in dem Informationsfenster der jeweiligen Datei (Aplfeltaste-I). Unter dem Eintrag „Art“ im Informationsfenster steht der genaue Name der Dokumentenkategorie, wie sie auch Spotlight versteht. Damit das Programm nach mehreren solchen Kategorien gleichzeitig sucht und die Ergebnisse in einem Fenster zusammenführt, verwendet man den Booleschen Operatoren „OR“ (in Versalien).

Im Beispiel sucht Spotlight mit dem Suchbefehl „Art:Pages OR Art:Formatierter Text OR Art:Microsoft Word-RTF-Dokument OR Art:Microsoft Word-Dokument OR Art:Microsoft Word 97-2004-Dokument“ nach den Textdokumenten aus Pages und Word 2011, 2008 sowie nach RTF-Dokumenten. Ähnlich wie bei den vorherigen Suchen reicht es nicht aus, nur den intelligenten Ordner zu sichern. Man kopiert die gefundenen Daten und fügt sie in den entsprechenden Ordner auf der ausgegliederten Datenpartition wieder ein.
Unnötige Programme löschen Vor der eigentlichen Installation empfiehlt es sich auch, alle überflüssigen Programme aus dem Programmordner zu löschen. Dies verkürzt die Migrationszeit und spart Platz.
OS X Mountain Lion neu installieren
Sind die wichtigen Daten auf eine zusätzliche Festplatte ausgelagert und hat man ein Sicherheits-Backup gemacht, steht der Neuinstallation nichts mehr im Wege. Dafür startet man den Mac neu. Während das System hochfährt, hält man die Wahltaste gedrückt. In dem nun erscheinenden Fenster stehen alle verfügbaren Partitionen zur Auswahl. Das im letzten Schritt konfigurierte Installations-Volume heißt Mac-OS X. Wählt man es aus der Reihe aus und drückt den Zeilenschalter, beginnt ein gewöhnlicher Installationsprozess. Meistens dauert es rund eine halbe Stunde, bis das neue System komplett auf der Festplatte installiert ist.

Per Migrationsassistent Programme nachinstallieren
Der Migrationsassistent ist das Programm der Wahl, wenn man die Daten ohne Verlust auf die neue Festplatte umziehen will. Doch auch bei dem schnelleren Umstieg ohne den Benutzerordner kann man zum Migrationsassistenten greifen. Nach dem Programmstart wählt man die Option „Von einem anderen Mac, PC, Time Machine-Backup oder anderen Volumes“. Der Assistent zeigt daraufhin die alte Festplatte. Im Startfenster klickt man den Kasten mit den bislang angelegten Benutzern einfach weg. Hat man die überflüssigen Programme vor dem Umstieg gelöscht, werden so nur die wichtigsten Apps sowie Netz- und Computereinstellungen übernommen.

Nach der Installation
Schlüsselbund: Damit man sich nicht ständig neu anmelden muss, hat man in den Vorbereitungsschritten die alte Schlüsselbund-Sammlung gespeichert. Sie gehört im neuen System in den gleichen Ordner „Library – Keychains“. Der Finder fragt beim Kopieren, ob er den Ordner ersetzen kann. Klickt man auf „Ja“, wird die neue Schlüsselbund-Sammlung von der alten überschrieben.
Achtung: Beim Neustart fragt der Schlüsselbund nach einem Administrator-Passwort. Hier ist das Passwort vom Vorgängersystem gemeint, nicht das neu angelegte Benutzerpasswort in Mountain Lion. Es kann auch passieren, dass der Schlüsselbund bei jedem Programmstart nach einem Kennwort fragt. Verursacht wird dies durch die gesicherte Passwortsammlung „Anmeldung“. Im Programmfenster „Schlüsselbund“ wählt man in der Seitenleiste den Eintrag „Anmeldung“ und stellt sicher, dass das Schloss-Icon geöffnet ist.

Safari: Die gespeicherte Datei Bookmarks.plist fügt man in den Ordner „Library -> Safari“ ein. Nach einem Neustart des Programms tauchen die gespeicherten Lesezeichen in der horizontalen Leiste auf.
Mail: Die Systemeinstellungen in Mail kopiert man in die entsprechenden Ordner. Die Regeln „ MessageRules.plist “, Einstellungen für intelligente Posteingänge „ SmartMailboxes.plist “ sowie die Unterschriften-Sammlung „ Signatures “ gehören in den Ordner „Library -> Mail -> V2 -> MailData“.
iPhoto Beim ersten Start von iPhoto hält man die Wahltaste gedrückt. Das Programm bietet dabei die Möglichkeit, eine Mediathek auszuwählen. Wählt man die bereits gespeicherte Mediathek auf der Datenpartition, sind die Einstellungen, Gesichter, Orte und erstellte Fotobücher sowie Fotokalender auf dem Stand vor dem Umzug.
iTunes Die gleiche komfortable Umzugsoption bietet auch iTunes. Wählt man auf der Datenpartition den Ordner „iTunes Media“ und verschiebt ihn mit gedrückter Wahltaste auf die Seitenleiste in iTunes, indiziert der Medienplayer die Daten, kopiert sie aber nicht in den standardmäßigen Ordner „iTunes“ im Benutzerordner.
Kalender und Adressbuch: Die Import- und Export-Funktionen für Kalender und Adressbuch hat iCloud übernommen. Meldet man sich bei der Installation mit der eigenen Apple-ID an, sind alle Termine und Adressbucheinträge sofort im entsprechenden Programm. Der Anwender braucht sich hier um nichts zu kümmern.
Fazit: Eine Installation des neuen Systems dauert rund eine halbe Stunde. Ein bisschen mehr sollte man fürs Sortieren und Einordnen eigener Daten einplanen. Doch diese Investition lohnt sich auf jeden Fall: Mit einer ausgegliederten Datenpartition bekommt man mehr Überblick über die eigenen Dateien, das System ist von gesammelten Altlasten der Vorgänger befreit und doch sind die notwendigen Einstellungen und Programme installiert und sofort startbereit.