
Eine gute Integration eines E-Mail-Programms in das Betriebssystem von Apple ist besonders wichtig, will man reibungslos und komfortabel damit arbeiten. Dies bedeutet unter anderem auch, dass die Programme neben den Kommunikationsaufgaben auch Informationen von iCal , dem Adressbuch und den Notizzetteln von Mac-OS X integrieren sollten. Das Mail-Aufkommen steigt immer mehr an. Und so legen wir in diesem Test unsere Aufmerksamkeit und die Gewichtung der Noten verstärkt darauf, wie die E-Mail-Programme mit der Datenflut zurecht kommen.
In den vergangenen zwei Jahren hat sich auf dem Mac-Markt der E-Mail-Programme einiges getan. Das noch im letzten Macwelt-Test unter die Lupe genommene Programm Mulberry hat seit geraumer Zeit keine Aktualisierung mehr erfahren, weshalb es nicht mehr in die Testrunde aufgenommen wird. Eudora ist nun ein Open-Source-Projekt unter dem Dach von Mozilla sowie auf der Basis von Thunderbird, liegt aber weiterhin nur als Beta vor und erscheint deshalb ebenfalls nicht mehr in dieser Runde. Quickmail ist ebenfalls Geschichte. Dafür hat der Hersteller Outspring einen neuen Mail-Client im Programm, der den Namen Outspring Mail trägt. Ebenfalls neu ist die Anwendung Postbox, die auf Thunderbird aufbaut. Somit stellen sich die Programme Entourage 2008, Gyazmail, Mail , Mailsmith, Outspring Mail und Postbox sowie Powermail und Thunderbird dem Leistungstest.




Bis auf Entourage 2008 lassen sich alle Programme per Drag-and-drop installieren. Entourage, ein Programm der Microsoft Office-Suite 2008 , muss per Installer aufgespielt werden. Beim Einrichten des Kontos oder der Konten hilft bei den meisten Clients außer bei Mailsmith und Gyazmail ein Assistent. Während der Eingabe kann in Entourage und Outspring Mail ein Anwender auf Wunsch via Internet die korrekte Einrichtungsangabe überprüfen. In Mail geschieht dies automatisch, genauso wie in Thunderbird und Postbox. Dies kann in manchen Fällen zu ungewollten Parametereinträgen bei den beiden letztgenannten führen, was sich jedoch mit einer manuellen Eingabe umgehen lässt.
Leistungsfähigkeiten
Über das Jahr gesehen können Anwender mit der Wahl des richtigen Mail-Programms viel Arbeitszeit sparen. Dies ist bei privater Nutzung nicht von Belang, wenn diese nicht zu exzessiv ausfällt. Wer jedoch täglich einer großen Flut von Nachrichten ausgesetzt ist und nicht ständig Teile der eingegangenen Mails archivieren will, sollte sich die Leistungen der Kandidaten genauer ansehen. Wir haben den Kandidaten einiges abverlangt und ihnen die Verwaltung von 65.000 Mails zugemutet.
Schon beim Herunterladen der 65 000 Mails zeigen sich deutliche Unterschiede. Diese Ergebnisse werden nicht mit einer großen Gewichtung in die Wertung übernommen, denn in den seltensten Fällen muss man so viele Nachrichten auf einmal herunterladen. Dennoch trennte sich hier schon die Spreu vom Weizen: Während Gyazmail bereits nach 49 Minuten und Mail nach 86 Minuten fertig ist, benötig Mailsmith als langsamster Kandidat 403 Minuten, also fast sieben Stunden. Und Outspring Mail schafft es erst gar nicht, alle Nachrichten herunterzuladen. Bei 44.541 Mails ist Schluss und die Anwendung stürzt ab. Bei weiteren Versuchen im Anschluss lassen sich keine weiteren Mails mehr laden. Auch ein Importversuch aus einer bestehenden Mail-Datenbank scheitert. Alle Tests finden bei Outspring Mail also mit einer im Vergleich kleineren Datenbasis statt.
Mit vollgefülltem Konto startet Apple Mail am schnellsten. Nur fünf Sekunden vergehen. Auch Mailsmith und Gyazmail sind kaum langsamer. Richtig zäh gestaltet sich der Programmstart bei Outspring Mail, Entourage und Powermail. Postbox startet in 17 Sekunden, jedoch ohne die Mails anzuzeigen. Lässt man sich diese im Fenster aufzeigen, dann nimmt sich der Client noch einmal rund acht Sekunden Zeit.
Klickt man auf einen Mail-Betreff im Programmfenster, zeigen sich fast alle Anwendungen recht flott. Sofern die markierte Nachricht eine normale Textmitteilung ist. Entourage, Outspring Mail und Mail sowie Thunderbird weisen eine leichte Verzögerung auf. Bei Mailsmith vergehen fast vier Sekunden und bei Postbox muss man rund acht Sekunden warten, bis der Inhalt der Nachricht dargestellt wird.
Lässt man sich die gesamte Mailansammlung nach einem anderen Kriterium wie Absender oder Größe satt nach dem Datum sortieren, ergibt sich ebenfalls ein recht unterschiedliches Leistungsbild. Outspring Mail, Powermail und Thunderbird schaffen dies in weniger als zwei Sekunden, Postbox (15 Sekunden) und Mailsmith (28 Sekunden) brauchen hier deutlich am längsten.
Die Funktion Suchen ist wohl beim Bearbeiten der Nachrichten die Option, die am häufigsten eingesetzt wird. Und es ist auch die Funktion, die über das Jahr gesehen am meisten Zeit bei der Arbeit verbraucht. Denn eine Suche lässt man in den seltensten Fällen im Hintergrund ablaufen. Hier ist Powermail unschlagbar. Trotz der zahlreichen Nachrichten ermittelt der Client das Suchergebnis in weniger als einer Sekunde. Und auch Postbox zeigt sich mit einer Zeit von zwei Sekunden sehr schnell. Lange warten muss man hier bei Thunderbird (38 Sekunden), Entourage 2008 (42 Sekunden) und vor allem bei Gyazmail (131 Sekunden) sowie Mailsmith (422 Sekunden). Zudem stürzt Mailsmith im Test beim Suchen mehrmals ab.

Betrachtet man, wielange die Programme für die verschiedenen Aufgaben brauchen, bietet sich Apple Mail als guter Allrounder an. Entourage 2008 lässt sich ebenfalls im Arbeitsalltag einsetzen, bietet aber eine etwas zähe Reaktionen. Abgesehen vom Start und Herunterladen der Mails, ist Powermail der schnellste Client in der Runde und bietet sich so auch als Alternative zu den beiden wohl bekannten Clients an. Postbox ist ein etwas unklarer Kandidat, der eventuell für neugierige Anwender von Interesse sein könnte. Der schon im letzten Test gut positionierte Client Gyazmail ist diesmal noch interessanter geworden. Einziges Manko ist die langsame Suchgeschwindigkeit, die ihn diesmal aus dem Rennen geworfen hat.
Ausstattung und Integration
Der erste Punkt, der als Ausstattung eines Mail-Programms wichtig ist, ist eine Funktion zur Spam-Bekämpfung. Im letzten Vergleichstest der E-Mail-Programme gab es noch zwei Kandidaten, die keinen Spam-Filter sowie keine Schnittstelle für einen externen Filter aufweisen konnten. Dies ist nun nicht mehr der Fall. Nicht weil die Clients nachgebessert wurden, sondern weil diese vom Hersteller nicht mehr aktualisiert worden sind und somit hier nicht mehr aufgenommen wurden. In dieser Testrunde haben alle Clients bis auf Gyazmail und Powermail einen integrierten Spam-Erkennungsdienst. Die beiden Außenseiter bieten jedoch unter anderem eine Schnittstelle zu Spamsieve an. Jedoch schlägt hier zusätzlich der Kaufpreis für das Antispam-Programm nochmals zu Buche – auch wenn CTM Development einen speziellen Bundle-Preis anbietet. Von Beginn an kommen Mailsmith und Mail recht gut mit der Erkennung von unerwünschten Mail-Zusendungen zurecht. Entourage hat da eher Schwierigkeiten.
Alle Programme bieten eine Regel- respektive Filterfunktion. Jedoch lässt sich diese bei Outspring Mail und Postbox nur global auf einen Ordner anwenden. Und auch Mail hat hier eine Besonderheit. Eine Regel lässt sich zwar auf eine einzelne Nachricht anwenden, jedoch kommen dabei alle eingerichteten Regeln auf einmal zum Einsatz.
Neben Mail hat nur noch Entourage eine umfangreichere Einbindung in das Mac-OS X. Hier können Anwender auf die Informationen von Adressbuch, iCal und Notizen zurückgreifen. Dazu muss lediglich in den Einstellungen von Entourage eine Synchronisation durchgeführt werden. Etwas versteckt bietet Thunderbird zudem eine Verbindung zu iChat auf. Im Adressbuch des Client ist diese Funktion mit einem Rechtklick auf eine Adresse sowie der Aktivierung des Befehls “Messenger” aufzurufen. Und Postbox bietet auch eine Besonderheit: Hier lassen sich Nachrichten via Quicklook ansehen. Entweder klickt man auf die dazugehörige Schaltfläche in dem Programmfenster oder man setzt die Leertaste ein – sofern diese in den Systemeinstellungen vom Benutzer nicht geändert wurde.
Importmöglichkeiten von Mails
Apple Mail ist der Hauptkonkurrent für alle anderen E-Mail-Clients. Alle Anwendungen – sogar auch Mail selbst – haben daher eine Importfunktion, um Nachrichten aus Mail zu übernehmen. Ansonsten bietet Powermail die meisten Optionen und Formate an, die in den Client importiert werden können. Etwas spärlich sind die Optionen in Gyazmail, das Mail sowie mbox-Formate lesen kann, und bei Postbox sowie Thunderbird, die jeweils Nachrichtenbestände von Mail, Eudora und Communicator 4.x übernehmen können. Und auch Entourage bietet nur einen Import von Mail, Eudora 6.2 sowie von einer mbox-Datenbank an. Outspring Mail fügt dieser kurzen Liste noch Quickmail (kam aus demselben Haus) und Thunderbird hinzu.
Umsteiger aus der PC-Computerwelt sollten sich nach Mailsmith umsehen, wenn sie Nachrichtenbestände von Windows-Anwendungen mit nach Mac-OS X retten wollen, auch wenn die Software nur als Zwischenstation dienen soll. Denn das kostenlose Mac-Programm bietet im Import-Menü die Option an, Nachrichten aus dem kostenlosen PC-Mail-Programm Pegasus zu übernehmen.