
Dass man mit spezialisierter Software überhaupt gelöschte Dateien auf einem Speichergerät wiederfinden und unter günstigen Umständen auch wiederherstellen kann, basiert darauf, dass beim Löschen etwa über den Papierkorb lediglich die Einträge im Dateiverzeichnis (Dateiname) entfernt werden. Solange aber die Stellen, an denen sich die Daten auf dem Datenträger befinden, nicht überschrieben werden (durch neue Dateien oder Nullen beim sicheren Löschen), besteht für Datenrettungstools eine gute Chance, diese Dateien aus der Versenkung hervor zu holen. Nicht immer freilich gelingt es auch, Dateien, die zwar in der Vorschau sichtbar sind, dann auch physikalisch zu retten. Hierbei braucht man auch etwas Glück, wie unsere Testergebnisse unterstreichen. Um vergleichbare Werte zu erhalten, gehen wir für jedes Tool in der gleichen Weise vor. So befüllen wir einen nagelneuen 8 GB großen USB-Stick mit den unterschiedlichsten Dateitypen randvoll, stecken ihn in einen Windows-PC und formatieren ihn dort im Schnellverfahren. Dann schließen wir ihn wieder an den Mac an und lassen das erste Tool darüber laufen. Disk Drill findet mit seiner Option “Schnell scannen” nichts, dafür aber per Tiefenscan alles und kann die Dateien sowohl in der Vorschau mit Quicklook zeigen als auch physisch rekonstruieren. Auch Data Recovery Guru findet die Dateien und zeigt sie in seiner Miniaturvorschau, die allerdings nicht bei Filmen funktioniert. Bei der Rekonstruktion gibt es vom Guru leider auch keine Fortschrittsanzeige. Erst am Ende erhalten wir eine Meldung, dass die Wiederherstellung fertig ist. Diese gelingt bei unseren Stichproben mit unterschiedlichen Dateitypen auch gut.
Auf zum Härtetest

Doch nun wollen wir es genauer wissen. Dieses Mal wird der erneut befüllte Stick mit dem Laufwerks-Tool How Fast Storage gezielt unbrauchbar gemacht, das heißt im Mac-Finder wird er nicht mehr angezeigt. Beide Tools jedoch finden ihn sofort als Gerät und sind jeweils nach gut zehn Minuten fertig. Die Ergebnisse sind schier überwältigend, weil beide Tools eine gewaltige Menge an Dateien auflisten. Wobei sich Data Drill an der ursprünglichen Ordnerstruktur orientiert und entsprechend verschachtelt Dateitypen wie JPEGs oder Office-Dokumente in Unterordnern präsentiert. Data Recovery Guru dagegen legt alle gefundenen Dateien direkt in Ordnern wie TIFF oder QuickTime Media ab. Die Menge an Dateien kommt daher, dass wir auf dem USB-Stick auch ein Grafik-Programm gespeichert haben, dessen Icons und Vorlagenbilder die Tools rekonstruieren, ohne jedoch das lauffähige Programm wiederherstellen zu können. Auch hier war nicht jedes in der Vorschau sichtbare Bild oder Dokument auch wirklich rekonstruierbar. Um überhaupt eine bestimmte Datei einigermaßen schnell aufzuspüren, muss man sich an den Größenangaben orientieren, denn Dateinamen kann keins der Tools bieten. Wobei Guru nur für die einzelnen Dateien, nicht aber für die jeweiligen Gesamtordner Größenangaben macht. Das ist bei Data Drill besser gelöst. Bei einem weiteren Test-Durchlauf speichern wir lediglich 16 unterschiedliche, darunter sehr große Dateitypen wie Filme, aber keine Programme mehr. So können wir genauer prüfen, ob und welche Dateien die Tools tatsächlich wieder finden und herstellen können. Nach dem bereits beschriebenen Verfahren löschen wir den USB-Stick jeweils wieder und fangen mit der Suche an. In beiden Fällen sind die Ergebnisse positiv – fast alle Dateien lassen sich in der Vorschau betrachten und auch wieder auf der Festplatte speichern. Zum Vergleich lassen wir noch Data Rescue 3 darüber laufen. Dieses kann sogar einen gespeicherten Chat aus iChat wiederherstellen, hat dafür aber andere Nachteile, die hier jedoch keine Rolle spielen sollen.
Gute Chancen auf Dateirettung inklusive
Die gute Nachricht ist, dass die Chancen unter Alltagsumständen recht gut stehen, mit beiden Datenrettungstools wichtige Dateien wiederherzustellen. So etwa nach versehentlichem Löschen aus dem Papierkorb des Macs oder auch, wenn ein Laufwerk bereits formatiert wurde, und sogar dann, wenn ein Speichermedium nicht mehr vom Mac-Finder erkannt wird. Auch dann lassen sich nach unserem Test die Daten häufig rekonstruieren. Eine hundertprozentige Garantie gibt es freilich nicht. Und auch eine Vorschau einer zu rettenden Datei – wie man sie mit Data Drill oder auch mit Guru als Demoversion kostenlos erhält – garantiert nicht in jedem Fall, dass diese dann tatsächlich zu rekonstruieren ist.
Empfehlung und Bewertung
Aufgrund der besser strukturierten deutschsprachigen Benutzeroberfläche sowie ausgeklügelteren Zusatzoptionen setzt sich Data Drill Pro 1.6 gegen den Konkurrenten Data Recovery Guru durch. Data Drill Pro lässt sich notfalls schnell, wenn auch wie Data Recovery Guru dann kostenpflichtig, auf die Pro-Version aufrüsten. Doch auch am Ende nochmals der Tipp: Daten so oft wie möglich auf einem externen Medium sichern, das ist der beste Schutz vor deren Verlust.