Der Name iCloud steht bei Apple für einen Internet-Dienst, der Daten wie Fotos, Musik, Dokumente und Bücher auf mehreren Geräten synchron hält – immer vorausgesetzt, die Geräte haben Internet-Zugang.
Derzeit funktioniert iCloud aber außerhalb der USA nur stark eingeschränkt und an einigen Stellen steckt der Fehler im System: Fotos auf dem iPhone zum Beispiel lassen sich nicht nachträglich zu iCloud kopieren – zumindest nicht auf dem Telefon selbst. Das geht nur, wenn ein Mac (oder ein Windows-PC) an der Synchronisation mit “Fotostream” beteiligt ist. Dann genügt es, am Mac ein Bild in der Software iPhoto in das Album “Fotostream” zu ziehen.
Foto aus Fotostream löschen
Das Beispiel Fotostream zeigt gut, wie schwierig der Umgang mit Apples Online-Dienst in Details ist: Ein einzelnes Foto lässt sich nicht aus dem Fotostream löschen . Über die Internet-Seite www.icloud.com steht lediglich die Funktion “Zurücksetzen” zur Verfügung. Dazu muss man sich auf der Internet-Seite mit E-Mail-Adresse und Kennwort anmelden, dann rechts oben auf den Namen klicken und anschließend die Zeile “Erweitert” auswählen.
Setzt man den Fotostream zurück, bleiben bereits geladene Bilder auf dem Mac, Windows-PC und dem iPhone erhalten. Erst wenn man Fotostream auf dem jeweiligen Gerät ausschaltet, werden die Bilder endgültig entfernt. Auf dem Mac geschieht das in den Einstellungen von iPhoto; auf dem iPhone unter “Einstel-lungen > iCloud > Fotostream”, unter Windows in der iCloud-Systemsteuerung.
Was in Deutschland nicht geht
Größte Schwachstelle von iCloud sind die fehlende Bildergalerie für die Bilder im “Fotostream” und die fehlenden Möglichkeiten zum Austausch von Dateien, die bisher bei Apples Dienst Mobile Me machbar waren – etwa die Weitergabe von großen Dateien über iDisk, wobei der Empfänger lediglich einen Download-Link erhält.
Seit Mitte Dezember bekommt man in Deutschland iTunes in the cloud und iTunes Match. Unter iTunes in the cloud versteht Apple, die Möglichkeit, ein Musikstück auf einem Mac und beispielsweise einem iPhone zu laden und dafür nur einmal zu bezahlen. Voraussetzung für diesen (kostenlosen) doppelten Download ist dabei nur, dass man sich auf beiden Geräten mit den selben Zugangsdaten im iTunes Store anmeldet.
iTunes Match ist dagegen eine Erweiterung von iTunes in the cloud (für 25 Euro pro Jahr), die sich aber nicht allein auf Musik bezieht, die man bei Apple ge-kauft hat. iTunes Match prüft den kompletten Musikbestand, der sich auf der Festplatte des Mac befindet. Ist ein (nicht bei Apple gekaufter) Song auch über den iTunes Online Store erhältlich, vermerkt Apple das in einer Liste und stellt diesen Song in iTunes auf dem Mac und auf allen iOS-Geräten zur Verfügung. Sprich: Man kann ein Musikstück, das man vor Jahren von CD auf den Mac kopiert hat, mit iTunes Match auf ein iPhone übertragen, ohne dass dafür eine Verbindung zum Mac notwendig ist. Solange der Vertrag mit iTunes Match läuft, darf man auf allen Geräten diese Musik laden – einziges Limit ist die Obergrenze von maximal 25.000 Musikstücken für eine iTunes-Bibliothek. Beendet man den Vertrag mit iTunes Match, bleiben alle Musikstücke erhalten, lediglich der erneute Down-load auf andere Geräte ist nicht mehr möglich.
Synchronisation mit älteren Macs ohne OS X Lion
Wer iCloud-E-Mails, Adressen oder Termine auf älteren Macs verfolgen will, wird von Apple im Regen stehen gelassen. Auf der Internet-Seite zu iCloud findet sich der Hinweis, dass OS X Lion 10.7.2 Voraussetzung für die Nutzung von iCloud sei.
Technisch ist diese Aussage irreführend; Mac-OS X Snow Leopard (10.6.x) zum Beispiel bringt alle nötigen technischen Funktionen mit, um mit den iCloud-Servern zu kommunizieren. Das bedeutet, dass man E-Mails und Termine (keine Adressen) von iCloud auch mit den entsprechenden Pro-grammen (Mail und iCal) unter Snow Leopard synchronisieren kann.
Am einfachsten ist der Zugriff von älteren Rechnern natürlich über die Internet-Seite www.icloud.com . Allerdings muss der Browser relativ neu sein : Safari ab Version 5, Firefox 5, Internet Explorer 8 oder Chrome 12. Wer mehr Funktionen haben will, als die Internet-Seiten bieten, zum Beispiel die Synchronisation zwischen iCloud und den entsprechenden Mac-Programmen, muss etwas basteln, doch im Test gelingt die Synchronisation von Mail und iCal unter Mac-OS X 10.6.8 ohne Probleme – lediglich bei der Synchronisation mit dem Adressbuch treten (derzeit) unlösbare Probleme auf.
iCloud-Sync mit Mail
Als Ausgangspunkt zum Zugriff auf E-Mails über iCloud benötigt man einen Mac mit OS X Lion und einen iCloud-Account. Dessen Zugangsdaten trägt man dann in den Systemeinstellungen im Bereich iCloud ein und aktiviert die Synchronisation der entsprechenden Daten (Mail & Notizen, Kontakte und Kalender).
Dann startet man das Programm Mail und öffnet dort die Einstellungen (“Befehlstaste-Komma”). Im Bereich “Accounts” wählt man “iCloud IMAP” (erkennbar am silbern-schwarzen Symbol von iCloud). Unter Account-Information sollte dort eine (nicht auswählbare) Server-Adresse in hellgrauer Schrift sichtbar sein (“Server für eingehende E-Mails”). Diese Adresse notiert man in einem anderen Programm oder einfach auf Papier.





Auf allen von uns getesteten Macs ist der dazu gehörige Postausgang-Server leicht zu ermitteln: Man ersetzt die Buchstaben “imap” im Namen des Eingangs-Servers durch “smtp”: Das bedeutet in unserem Beispiel: “p99-smtp.mail.me.com”.
Damit lässt sich das E-Mail-Konto dann beispielsweise in der Software Mail unter Mac-OS X Snow Leopard einrichten: Mail starten und mit dem Befehl “Mail > Einstellungen” (oder der Tastenkombination “Befehlstaste-Komma”) das Fenster mit den Einstellungen öffnen. Im Bereich “Accounts” klickt man links unterhalb der Liste der E-Mail-Accounts auf das Zeichen “+”.
Wer die Account-Daten von Mobile Me behalten will, sollte nach dem Klick auf das Pluszeichen etwas schummeln und eine falsche E-Mail-Adresse und ein falsches Kennwort eintippen. Denn wer den Mobile-Me-Account erhalten will, kann nicht parallel dazu einen zweiten Account mit der Adresse “@me.com” einrichten – Mail unterbindet solche Doppler mit einer Fehlermeldung. Wir verwenden im Beispiel eine nicht existente E-Mail-Adresse und einige wirre Buchstaben als Kennwort; beide Angaben kann man am Schluss der Einrichtung korrigieren.
Nach einer kurzen Verzögerung fragt der Einrichtungsassistent von Mail nach den weiteren Parametern für diesen Account. Man beginnt oben mit dem Server-typ “IMAP”, vergibt einen beliebigen Namen (hier: “iCloud”) als Beschreibung und trägt darunter die zuvor ermittelten Server- und Account-Namen ein. In unserem Beispiel “p99-imap.mail.me.com”; Benutzername ist die E-Mail-Adresse bei iCloud (aber ohne den Zusatz “@me.com”) und darunter das dazu gehörige Kennwort.
Nach einer Überprüfung tippt man dann die weiteren Zugangsdaten für den Postausgang ein (“Server für ausgehende E-Mails”). Die Beschreibung ist frei wähl-bar, darunter tippt man – in unserem Beispiel – “p99-smtp.mail.me.com” als Servername ein, aktiviert die Option “Nur diesen Server verwenden” und die Option “Identifizierung verwenden”.
Wenn man sich nicht vertippt hat, sieht man zuletzt eine Zusammenfassung aller Daten. Dort klickt man auf den Knopf “Erstellen” und wählt zuletzt den gerade neu geschaffenen Account aus, um die eingangs falsch eingetippte E-Mail-Adresse zu korrigieren. Ab dann steht einer echten Synchronisation aller E-Mails über die Server von iCloud nichts mehr im Wege. Dabei sollte man aber nicht aus den Augen verlieren, dass es sich um eine echte Synchronisation handelt: Löscht man eine E-Mail auf einem Rechner aus dem Posteingang, verschwindet sie auch auf allen anderen Rechnern aus dem Posteingang.
iCloud-Synchronisation von iCal-Terminen
Die Synchronisation mit iCal ist einfacher – weil iCal unter Mac-OS X Snow Leopard die schwierige Kommunikation mit den iCloud-Servern weitgehend automatisiert.

Auf dem älteren Mac mit Snow Leopard startet man iCal und öffnet das Fenster für die Einstellungen (mit dem Befehl “iCal > Einstellungen” oder mit der Tastenkombination “Befehlstaste-Komma”). Im Bereich “Accounts” klickt man rechts unterhalb der Liste auf den Knopf “+” und fügt einen neuen Account hinzu.
Der Account-Typ ist “CalDAV”, beim Benutzernamen muss man (anders als Mail) die vollständige E-Mail-Adresse eintragen, die man bei iCloud verwendet, darunter kommt das dazu gehörige Kennwort für iCloud. Wenn man sich nicht vertippt hat, ermittelt iCal nach dem Klick auf den Knopf “Erstellen” alle weiteren Daten automatisch. Wer aber bisher Kalender auf Mobile Me verwendet, bekommt dann eine Nachfrage und sollte den Eintrag auswählen, in dem das Wort “icloud” vorkommt.

Danach hat man über iCal direkten Zugriff auf die Kalender-Server (Protokoll: “CalDAV”) von iCloud – jede Änderung in einem Kalender wird mit relativ kurzer Zeitverzögerung auf allen Rechnern und iPhone (und anderen iOS-Geräten) sichtbar.
Fehler beim Adressbuch
Nur beim Adressbuch klappt die Synchronisation mit iCloud nicht – oder sie führt zu Duplikaten. Das betrifft unter Mac-OS X Snow Leopard am Anfang alle Einträge im Adressbuch, später werden nur die Adressen dupliziert, deren Daten man auf dem älteren Mac editiert.
Eine Lösung für die Synchronisationsfehler ist derzeit nicht in Sicht. Es gibt Spekulationen, dass Apple möglicherweise mit einem Update auf Mac-OS X 10.6.9 diesen Fehler in der älteren Version des Adressbuchs behebt, doch derzeit sind die Hinweise auf ein solches Update spärlich.
iCloud und Keynote, Fazit
Selbst wenn die Synchronisation funktioniert, beispielsweise zwischen Keynote auf dem iPad und Keynote auf dem Mac, bleiben Überraschungen nicht aus. Das beginnt nach dem Kauf von Keynote auf dem iPad: iCloud lässt sich zwar einschalten, doch die Synchronisation funktioniert nicht. Erst als wir Keynote auf dem iPad wieder löschen und neu installieren, lässt sich iCloud aktivieren und Dokumente bei iCloud speichern.

Um eine Präsentation vom iPad auf den Mac zu bekommen, muss man sich auf der Internet-Seite www.icloud.com anmelden, und erreicht dann über den Knopf “iWork” den Bereich “Keynote”. Bewegt man den Cursor auf das Vorschaubild einer Präsentation, sieht man den Knopf “Laden”. Ein Klick darauf startet – nach einer gewissen Vorbereitungszeit – den Download. Sobald der Download abgeschlossen ist, öffnet sich auf dem Mac die Software Keynote und lädt die Präsentationsdatei.
Hat man die Präsentation am Mac bearbeitet, muss man sich erneut bei iCloud im Internet anmelden, über iWork in den Bereich “Keynote” wechseln und rechts oben im Menü mit dem Zahnrad den Befehl “Präsentation hochladen …” wählen. Dann gilt es, auf dem Mac die geänderte Datei zu finden und zu übertragen. Existiert das Original noch bei iCloud, erhält man eine Fehlermeldung und kann dann wählen, ob man den Upload abbricht, oder die Präsentation bei iCloud durch den Upload ersetzt.

Das System hat aber erhebliche Schwächen: Wenn man eine Präsentation mehrmals aus dem Internet lädt (ohne auf dem Mac die alten Fassungen zu löschen), erzeugt der Browser jedes Mal eine neue Datei und fügt am Ende des Dateinamens eine Nummer an, beispielsweise “vortrag-1”. Lädt man anschließend diese Datei wie beschrieben mit dem Browser wieder in die Cloud, gibt es anschließend zwei Präsentationen. Eine Rückfrage oder gar eine Übernahme der Änderungen in die bestehende Präsentation findet nicht statt. Noch übler ist aber die Reduktion der Datei, wenn man sie am Mac erstellt und die Präsentation dann auf dem iPad öffnet. Keynote auf dem iPad entfernt alle Kommentare, die meisten Schriften und viele Animationen. Darüber wird man zwar informiert, doch es dürfte den wenigsten klar sein, dass dieser Verlust permanent ist.
Macht man Änderungen auf dem iPad und lädt die Datei von iCloud wieder auf den Mac, sind die Kommentare und Animationen dort ebenfalls verschwunden. Eine Lösung für diese Inkompatibilitäten gibt es derzeit nicht. Apple verweist in den Informationen zu Keynote auf dem iPad darauf, dass “einzelne Funktionen von Keynote 09 nicht unterstützt werden.” Wir können nur hoffen, dass dieser unhaltbare Zustand bei der Synchronisation bald durch Updates für Keynote auf dem iPad und Keynote auf dem Mac abgestellt wird.
Fazit
iCloud funktioniert in Deutschland derzeit nur halb und das Zusammenspiel mit älteren Macs ist unbefriedigend. Wir sind gespannt, ob und wann Apple für die Synchronisation von Dokumenten zwischen mehreren Macs Abhilfe schafft.