
Entwickler begrüßen iPhone-OS 4 freudig
Während die Vorstellung von iPhone-OS 3.0 im letzten Jahr fast ausschließlich über die neuen Features für Entwickler ausgelassen hat, war Apples Event für das iPhone-OS 4.0 hauptsächlich für die Endanwender zugeschnitten. Im Interview stellen hier App-Entwickler an, was sie persönlich von den neuen Funktionalitäten wie Multitasking und iAds erwarten.
David Barnard, den Entwickler der iPhone-Apps Cubby , gibt zu, dass er in erster Linie ein Endanwender ist und sich vor allem auf das Audiostreaming im Hintergrund und die Ordner-Struktur freut. Auch Marco Arment, der Entwickler von Instapaper , stimmt dem zu und zeigt sich begeistert, dass sich die iPhone-Plattform immer weiter entwickelt, auch wenn er einen Großteil der neuen Funktionen für seine Programmierungen nicht einsetzen wird. Craig Hockenberry, ein Entwickler der Iconfactory ( Twitterific ) verrät, dass der Hauptspaß für Entwickler jedoch erst mit dem Herunterladen des Software-Developer-Kits (SDK) und dem Rumstöbern in der neuen API beginnt.
Multitasking
Für Hockenberry ist Multitasking die entscheidende Verbesserung unter iPhone-OS 4.0. Sowohl Hockenberry als auch Barnard zeigen sich beeindruckt, wie elegant Apple das Problem gelöst hat. Während auf der einen Seite auch iPhone-OS 4.0 kein “echtes uneingeschränktes” Multitasking ermöglicht, bietet Apple nun “eine unkomplizierte Lösung für die meisten Entwickler an und kann dennoch sicherstellen, dass die Akkulebensdauer nicht ungebremst schrumpft.” Arment hingegen passt nicht in die Kategorie dieser “meisten” Entwickler. Er schätzt, dass er den Hintergrundprozess für Instapaper nicht zum automatischen Herunterladen und Speichern von neuen Artikeln einsetzten kann, ohne dass seine App im Vordergrund läuft. Hockenberry schweigt sich aus, wie Multitasking in Twitterific eingesetzt werden könnte und kündigt nur allgemein an, sich das Konzept “sehr genau ansehen zu wollen.” Für Barnard hingegen ist für den praktischen Einsatz hauptsächlich die Local Notification relevant und er plant bereits fest die Einbindung in seine Cubby -Anwendungen. Für seine Zwecke waren “die Push-Notifications eine zu große Serverlast und erforderten zu viel Aufwand zum Aktualisieren.” Gleichzeitig fügt jedoch Barnard hinzu, dass die Anzeige von Benachrichtigungen immer noch der Nachbesserung durch Apple bedarf. “Wie konnte Apple nur lokale Benachrichtigungen implementieren, ohne in Erwägung zu ziehen, mehrere Nachrichten – und nicht jeweils nur die letzte – anzuzeigen?”, fragt sich der Entwickler zu Recht.
iAds
iAds ist das andere Konzept, von dem in iPhone-OS 4 vor allem Entwickler profitieren werden. Laut Steve Jobs ist iAds die Antwort für das Problem, wie Entwickler ihre kostenlosen Apps letztendlich finanzieren können. Zwar hat Apple bereits einige Randbedingungen genannt, wie zum Beispiel “60 Prozent des Gewinn durch Reklame wird an die App-Entwickler weitergeleitet”, aber die Programmierer sind gespannt auf die Bekanntgabe aller Einzelheiten.
Barnard rätselt, wie Apple die Preise in iAds in Relation zur Beliebtheit der App staffeln will. Hockenberry setzt mit Iconfactory bereits jetzt im kostenlosen Twitter-Client Twitterific ein und fragt sich, ob und wie Apple bei der Auswahl der Werbepartner mitbestimmen wird, und wie schnell und flexibel Apple dabei sein wird. Auch nur der Gedanke, dass der Auswahlprozess ähnlich uneinsichtig wie der Zulassungsprozess im App Store sein könnte, lässt alle Entwickler aufstöhnen. Einig sind sich derzeit alle drei Entwickler nur, dass Apple iAds nicht als Konkurrenzprodukt zu Premium-Diensten wie The Deck geplant hat.
iPhone-OS 4.0
Alle Endanwender müssen auf die neuen Features von iPhone-OS 4.0 noch bis zum Sommer warten. Nur die Entwickler können schon jetzt mit Beta-Versionen spielen, um ihre Programme dafür anzupassen. Aber bereits der allererste Eindruck hat bei den Entwicklern schon Enthusiasmus ausgelöst. Barnard zeigt sich begeistert vom Umfang der Neuerungen. “Nach drei Jahren mit dem iPhone erwartete ich eigentlich, dass die Entwicklung sich verlangsamt. Aber iPhone-OS 4.0 zeigt durch und durch rasante Weiterentwicklungen.”, berichtet Barnard. Arment fasst zusammen, dass der größte Vorteil in iPhone-OS 4.0 für die Entwickler der Ausbau von Apples Kundenkreis ist: “Je mehr Features Apple in das iPhone einbaut um neue Kunden zu werden, umso interessanter wird das Gerät für uns Entwickler und unsere Endkunden.”
Die beste Stellungsnahme zu iPhone-OS 4.0 jedoch gab Hockenberry. Auf die Frage, ob er zu dem Interview noch etwas hinzufügen möchte, lehnte er prompt ab: “Nein danke, ich hätte jetzt viel lieber einen genaueren Blick in die SDK Dokumentation.”
Apple untersagt Entwicklern die Nutzung von Flash
Die Krise zwischen Adobe und Apple wegen Flash oder eher “Kein Flash” auf dem iPhone und iPad geht in die nächste Runde. Apple hat mit der Entwickler-Version von iPhone-OS 4 die Lizenzbedingungen verschärft und eine weitere Hintertür für Flash auf der Plattform geschlossen.
John Gruber von Daring Fireball hat sich die Lizenzbedingungen für App-Entwickler genau vorgenommen und berichtet, dass Paragraph 3.3.1 des Vertrags, der ursprünglich lediglich den Einsatz von selbst gestrickten APIs verbot und von der Anwendung öffentlich dokumentierter APIs von Drittanbietern abriet, jetzt die Auswahl an Programmiersprachen und Anbindungen an Apples API einschränkt.
“3.3.1 – Anwendungen dürfen nur öffentlich dokumentierte APIs einsetzen und keinesfalls undokumentierte, private APIs benutzen oder intern aufrufen. Alle Anwendungen müssen original in Objective-C, C, C++ oder Javascript für die iPhone-OS Webkit Engine geschrieben sein. Nur Programmiercode in Objective-C, C, C++ darf kompiliert und mit einer dokumentierten API eingesetzt werden. D.h. Anwendungen, die zusätzliche Dienstprogramme oder Konvertierungen benötigen, um an die API eingebunden zu werden, sind unzulässig. “
Mit dieser Änderung bestimmt Apple, dass nur noch Software im App Store zugelassen wird, deren ursprüngliche Programmiersprache auch von Xcode unterstützt wird. Damit hat Apple der für diese Woche erwarteten Adobe-Entwicklung CS5 den Krieg erklärt. Adobes Dienstprogramm Flash Packager fürs iPhone versprach, dass Entwickler iPhone-Apps in Flash schreiben können und das Dienstprogramm diese dann zum Einsatz auf iPhone-OS konvertiert. Für Adobe ist das Konvertierungstool mehr als nur ein kleines Zusatzprogramm: Die Entwicklung gibt Flash-Entwicklern uneingeschränkten Zugang auf die gesamte iPhone-OS-Plattform.
Neben der vollen Kontrolle der Hardware erreicht Apple durch den Lizenzvertrag auch größtmögliche Kontrolle über die Software im App Store. Im Zweifelsfall hat Apple alle Trümpfe fest in der Hand und Medienhäuser wie Conde Nast haben vorsichtshalber seit geraumer Zeit auf zweigleisige Entwicklung, d.h. sowohl Flash- als auch Apple-konforme Entwicklung gesetzt.
Aber die Verschärfung der Lizenzbedingungen könnte noch weitereichende Konsequenzen nach sich ziehen. Genau genommen sind jetzt auch Programmier-Routinen in Assembler, die manchen Anwendungen den entscheidenden Schliff gaben, illegal. Nebenbei würden auch Entwicklungen unter C# und Scheme auf der Strecke bleiben und eine Zukunft von Cross-Plattform Entwicklungs-Umgebungen wie Unity wäre fraglich. Gleichzeitig berichtet aber der David Helgason, der CEO des dänischen Softwareherstellers Unity Technologies , das die Beziehung mit Apple großartig läuft und keine Änderungen zu erwarten sind.
Apple-Ingenieure stellen Webkit2 vor
Dank der Vorstellung von Apples iPhone-OS 4.0 am letzten Donnerstag bleib eine weitere Ankündigung fast unbemerkt. Apples Entwickler Anders Carlsson und Sam Weinig haben in einer E-Mail an alle Webkit-Anwender die neue Framework-Version Webkit2 vorgestellt.
Webkit ist eine Open-Source-Engine, die Apple zum Beispiel in Safari und Safari Mobile einsetzt. Neben einer ganzen Reihe von Mac-Anwendungen, die intern Webbrowser verwenden, wie Net News Wire, basieren auch Googles Webbrowser Chrome, Nokias Smartphones der Symbian-Serie und Palms Web-OS für das Pre auf Webkit.
“Die Weiterentwicklung Webkit2 ist von Grund auf überarbeitet und unterstützt das Split-Prozess-Modell, d.h. ein Konzept, in dem Webinhalte wie Javascript oder HTML bereits im Framework selbst in getrennten Prozessen gehandhabt wird.”, beschreiben die Ingenieure von Apple.
Google Chrome setzt die gleiche Idee ein: Falls eine Webseite in einem Tab abstürzt, bleiben die Webseiten in den anderen Tabs unbeeinträchtigt. Webkit2 baute nun das Konzept direkt in das Framework ein und erreicht für all seine Anwendungen automatisch die Stabilität und Sicherheit, die Google in Chrome noch selbst einbauen musste.
Webkit2 ist nicht mit der API für Webkit kompatibel, d.h Anwendungen für das neue Framework müssen umgeschrieben werden. Laut dem Webkit2-Wiki soll aber “bald ein Webbrowser zum Austesten von Webkit2” veröffentlicht werden. Für Endanwender, die mit jeden Browserabsturz beliebige Daten in weiteren Fenster und Tabs verlieren, kann dieses “bald” gar nicht schnell genug kommen.
Twitter übernimmt Atebits
Beim Verkaufsstart des iPads letzte Woche in den UA herrschte wahrlich kein Mangel an Twitter-Clients für das neue Gerät, aber ein Client hat gar zu offensichtlich gefehlt. Tweetie , eine beliebte iPhone-App und Gewinner der App Auszeichnung für besten Twitter-Client auf der Macworld, war beim iPad-Launch nicht vertreten.
Das Rätsel hat nun Evan Williams, der CEO von Twitter , am letzten Freitag, erklärt: Twitter hat Tweetie von Atebis übernommen und der Tweetie-Gründer und Entwickler Loren Brichter gehört nun zum Twitter-Team. Die iPhone-App Tweetie wird künftig unter ” Twitter fürs iPhone ” vermarktet und statt für 2,39 Euro gibt es das Programm dann kostenlos im App Store. Williams hat auch gleich bestätigt, dass bereits an einer iPad-Version gearbeitet wird. Über das Schicksal der Desktop-Version für Tweetie hingegen schweigen sich sowohl Brichter als auch Williams aus. In den Blogs erwähnen beide ausschließlich die Mobil-Anwendung.
Brichter schreibt in seinem Blog , das er jetzt hauptsächlich an einer Vereinfachung von Twitter arbeitet, damit mehr und mehr Kunden den Mikro-Blogging-Dienst Twitter einsetzten können. Mit der offiziellen Übernahme von Tweetie erwartet Twitter, dass Brichter den hohen Tweetie-Standard nun auf Twitter ausweitet. Gleichzeitig sollten alle Dritthersteller von Twitter-Clients sich klar sein, dass nun künftig auch von ihnen der gleiche hohe Standard erwartet wird. Dem Kunden kann das nur Recht sein.