

Dies als Vorbemerkung: Der Autor dieser Zeilen spielt leidlich gut Skat, kann sich aber sehr schlecht Stiche und ausgespielte Karten merken und kennt nur wenige Tricks und Kniffe bei einem der beliebtesten deutschen Kartenspiele. Deswegen konnte er von einer intensiveren Beschäftigung mit einem Skat-Computerspiel nur profitieren (sofern es nicht grottenschlecht gemacht wäre), andererseits kann er nicht mit letzter Kompetenz die spielerische und didaktische Güte einer solchen Simulation beurteilen. Das vorausgeschickt auch gleich ein erstes Urteil: Skat 9 macht Spaß, und wenn man nicht schon ein Crack ist, kann man damit fraglos einiges lernen. Außerdem bietet Skat 9 jede Menge Zusatzoptionen wie einen Karteneditor, verschiedene Ansichten der Spielfiguren, Anzeige des Verlaufs und vieles andere. Jederzeit kann man sich Tipps geben lassen, die dann allerdings das freie Spiel beenden. Sogar Netzwerkpartien sind möglich.











Frei spielen oder nach Anleitung

Doch für uns am wichtigsten erschienen außer der Möglichkeit, sich immer wieder im freien Spiel zu erproben, die Übungspartien, die ganz gezielt in bestimmte Problematiken oder strategisch ausgeklügelte Spielvarianten einführen. Davon gibt es insgesamt 16 Beispiele, bei denen man sich am besten an die in Textform eingeblendeten Vorschläge hält. Nur so funktioniert das Tutorium dann auch. Insbesondere geht es bei diesen Übungsspielen um Grand-, Null- und Farbspiele. In jeder dieser angeleiteten Partien übt man ungewöhnliche und überraschende Spielweisen, auf die ein Anfänger vermutlich selten käme, zum Beispiel anstatt einen Stich sofort zu übernehmen, lieber ein Opfer zu bringen, um später umso stärker auftrumpfen zu können. Oder den Kameraden im weiteren Verlauf wieder ins Spiel zu bringen. Allein diese Übungspartien machen Abläufe und Denkformen im Skat bewusst, und das ganz ohne Stress. Denn jede Übungspartie einschließlich Varianten lässt sich in Ruhe betrachten oder auch wiederholen.

Beim Reizen und beim Ansagen des Spiels gibt Skat 9 direkte Hilfen und Hinweise. Falsch bedienen kann man nicht, da ist der Computer vor (was natürlich so manche böse Überraschung bei echten Spielen untersagt. Schade eigentlich). Weniger schön finden wir, dass man eine fürs Drücken einmal herausgenommene Karte nicht mehr zurücklegen kann, wenn man es sich anders überlegt hat – vor dem eigentlichen Drücken, wohlgemerkt. Dafür sortiert das Spiel die Karten farblich und dem Rang nach automatisch ein. Ferner sind verschiedene Auswahlen für das Regelwerk vorgesehen. Standardmäßig spielt man nach den offiziellen Regeln der Internationalen Skatordnung seit 1999.
Kneipenatmosphäre – oder lieber auf der Insel
Die Anmutung, mit Mäusen in einer Kneipe spielen, ist sicherlich etwas gewöhnungsbedürftig. Das lässt sich aber verändern. So kann man das Ganze auch an eine Südseeinsel oder in die Berge verlagern. Oder eigene Bilder als Gesichter und Ähnliches einfügen. Auch ganz nüchtern nur auf die Karten zu sehen, ist eine Option. Die Karten übrigens werden bei den Gegnern oder dem Mitspieler im Spielverlauf nicht weniger, sondern bleiben starr bei zehn. Hier wäre eine entsprechende Animation nett und auch hilfreich für die Übersicht. Ferner gibt es Regler für die Spielstärke und die eingeblendeten Spielkarten (französisch, deutsch oder Turnier).

Man könnte sich in der Menge an Einstellungsmöglichkeiten regelrecht verlieren. Man muss es aber nicht, sondern kann sich einfach auf das vorgegebene Spiel konzentrieren. Nun sind wir gespannt, wie sich die virtuelle Spielerfahrung auf die nächste reale Skatrunde auswirkt. Gefühlt haben wir eine Menge dazugelernt und einen besseren Überblick gewonnen. Die Reality Check wird zeigen, ob dies mehr als ein frommer Wunsch bleibt.
Empfehlung

Skat 9 ist für den Preis von zehn Euro ein gut gemachtes Spiel zum Üben, Lernen von Abläufen und Regeln und auch einfach zum freien Spiel gegen den Computer. Ganz kleine Fehler in der Darstellung etwa vom Text bei den Übungsspielen oder das gelegentliche Gefühl, das Computerspiel nutze gezielt seinen Vorteil, alle verteilten Karten zu kennen, können die Freude daran zumindest bis mittlere Spielstärke nur wenig trüben. Wer darüber hinaus gern mit vielen Einstellungsmöglichkeiten spielt, findet auch dazu im Übermaß Gelegenheit. Alle anderen können dies getrost ignorieren. Skat 9.1 kostet im Mac App Store 10 Euro und läuft ab Mac-OS X 10.6.6.
Info: Peter Heinlein