Für wen der Mac Pro noch taugt

Von der Leistung her ist der iMac mit 27-Zoll-Bildschirm und Fusion Drive der derzeit schnellste erhältliche Mac, der im Benchmark dem drei Jahre alten Mac Pro mit zwölf Prozessorkernen kaum nachsteht. Auch die Leistungsdaten des Macbook Pro lassen kaum zu wünschen übrig. Wer benötigt also einen Mac Pro? Wir haben uns vier Einsatzszenarien angesehen und professionelle Anwender zu ihren Bedürfnissen und Wünschen befragt.

Benchmarks der neuen iMacs

©Macworld

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Mac Pro und die Fotografie

Uli Steiger, Fotograf und 3D-Künstler ( www.dielichtgestalten.de ), benötigt den Mac Pro vor allem für Photoshop und Cinema 4D. Während ihm für Photoshop auch eine „kleinere Alternative“ wie der 27-Zoll-iMac genügen würde, ist er beim Rendern von 3D-Bildern für die 12-Kern-Maschine Mac Pro „sehr dankbar: weil flott, leise und zuverlässig“. Die Frage des Umstiegs auf eine Windows-Maschine stellt er sich nicht. „Die Hürde der Umstellung auf Windows (Betriebssystem, Geräuschpegel, Übertragen bestehender Daten/Datenbanken) wäre zumindest für mich so hoch, dass ich eigentlich nicht darüber nachdenken muss.“ Für Steiger käme also eher ein Nachfolger des Mac Pro in Frage, und an diesen formuliert er konkrete Wünsche in Sachen Leistung und Effizienz: „Neben der allgemein anerkannten Doktrin „höher-schneller-weiter“ würde mir ein Rechner gut gefallen, der mit weniger Ener­gie auskommt. Wenn man täglich zehn Stunden mit dem Ding arbeitet und diese Zeit in Bezug zu den rasch steigenden Energiekosten setzt, erkennt man beträchtliches Einsparpotenzial.“

Kopieren, Archivieren, Importieren

iMovie, iTunes

Handbrake, Parallels, Cinebench

Bildbearbeitung

Mathematica 8

Ralf Obermann ( www.ro-fotografie.de) hat Apple als Kunden hingegen verloren. Mit Jobs sei „bei Apple die Innovation verstorben“, klagt der Hochzeitsfotograf, der lieber Jonathan Ive anstatt Tim Cook als Jobs-Nachfolger gesehen hätte. Selbst das bisher für Präsentationen eingesetzte Macbook Pro werde er nun ersetzen: „Die Geräte sind zu teuer und zu langsam, schränken zu sehr ein, machen einfach nur wütend. Wir arbeiten mit Windows, schnell, stabil und kosteneffizent.“

©Apple

Mac Pro macht den Final Cut

Geht es nach Apple, ist der iMac für Videoschnitt vollkommen ausreichend, groß bewirbt Apple das aktuelle Modell auf seiner Website . Auf dem „brillanten Wide-Screen-Display“ finden alle für die Arbeit benötigten Werkzeuge Platz und auch die Leistungsdaten der Vierkernprozessoren lassen keine Wünsche offen. „Besonders rechenintensive Programme wie zum Beispiel Aperture oder Final Cut Pro brauchen manchmal einen Extraschub Leistung. Dann erhöht Turbo Boost 2.0 die Geschwindigkeit der aktiven Prozessorkerne automatisch, sodass der Core i7 etwa bis zu 3,9 GHz erreicht,“ preist Apple den iMac an. Noch mehr Leistung kann nie schaden, doch geben sich Video-Profis mit dem iMac zufrieden, oder setzen beim mobilen Einsatz gar auf das Macbook Pro.

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Der Graben verläuft in der Branche eher zwischen den Befürwortern von Final Cut Pro X und dessen Gegnern, die lieber heute als morgen zu Windows-Rechnern zurückwechseln und Software von Avid oder Adobe zum Schneiden einsetzen. Final Cut Pro X war gewiss gewöhnungsbedürftig, erklärt uns der Filmproduzent Christian Baumeister (www.machdas.de), und die Erstveröffentlichung der damals noch nicht fertigen Software ein „Marketing-GAU“. Doch mittlerweile arbeite er nur noch mit Final Cut Pro X und wenn er ein altes Projekt in Final Cut Pro 7 öffne, „um etwas nachzuschauen“, sei das „wie fünf Schritte zurück“. Bei der Umstellung habe ihm ein Seminar geholfen. Der an iMovie gewöhnte Cutter-Nachwuchs könne sich hingegen sofort mit Final Cut Pro X anfreunden. Die mangelnde Unterstützung von Bändern störe ihn nicht. Produziert wird ohnehin auf Karte oder Disc. Auch die fehlende Möglichkeit, einen TV-Master auszugeben, spiele keine Rolle mehr, da reine TV-Produktionen nur noch 5 % ausmachen. Seine Projekte schneide er auf einem Macbook Pro vor und setzt für den finalen Schnitt einen Mac Pro mit zwei 24-Zoll-Monitoren ein. Ein neuer Mac Pro müsse vor allem schneller werden, „Renderzeit ist tote Zeit.“ Hier ist aber nicht nur Hardware gefordert, denn „was nützen zwölf Prozessorkerne, wenn immer nur zwei arbeiten?“

Flexibilität erwünscht

Am Mac Pro schätzt Baumeister vor allem dessen Flexibilität, „wenn es in drei Jahren schon wieder neue Schnittstellen gibt, kann man einfach eine Karte reinstecken und fertig.“ Der neue Mac Pro soll also vor allem schneller und zudem abwärtskompatibel sein und nicht schon jetzt auf Firewire verzichten, zu viele externe Festplatten habe er noch im Einsatz. Noch einen Wunsch hat Christian Baumeister an das Modell von 2013: „Wenn man die Festplatten einfach in einem Einschub austauschen könnte, wäre das genial, so wie das bei manchen PCs ist.“ Der iMac ist für seine Zwecke nur bedingt einsatzfähig, neben der Erweiterbarkeit fehle es dem All-in-one von Apple auch an Peripherie, auf eine von Lacie angekündigte Thunderbolt-Box mit vier PCI-Steckplätzen warte er bislang vergeblich. Mangelnde Flexibilität durch Peripherie zu ersetzen, sei ohnehin nur ein Kompromiss, „da wird der Schreibtisch zu voll“. An einem seiner Schnittplätze habe er dennoch einen 27-Zoll-iMac mit externem Thunderbolt-Display stehen, wobei ihn eine Design-Entscheidung Apples wundere: „Das Display ist nicht gleich hoch, das sieht doch nicht gut aus, wenn es neben dem iMac steht.“ Das Geld für einen neuen Mac Pro, den sich Baumeister bald erhofft, sei bereits zurückgelegt.

Macwelt in der Produktion

Die Macwelt – Print-Ausgabe, Macwelt HD und Website – entsteht komplett am Mac, in unserer Redaktion und Produktion ist die Rechnerlandschaft sehr heterogen. Im Einsatz sind unter anderem ein Mac Pro Baujahr 2008, der sich nicht mehr mit Mountain Lion betreiben lässt, und mehrere iMacs einschließlich eines 2012er-Modells. Exemplarisch genannt seien die 27-Zoll-Modelle, die bei der Produktion im Einsatz sind und dort vor allem mit der Creative Suite zum Erstellen, Korrigieren und Belichten von Layouts sowie der Bildbearbeitung zum Einsatz kommen. Auf einen Mac Pro bestehen die hier beschäftigten Kollegen schon längst nicht mehr. Mac Pro oder der Vorgänger Power Mac G4/G5 waren solange unerlässlich, solange der iMac Bildschirme mit höchstens 20 -Zoll-Diagonale bot. Der 27-Zoll-Monitor stellt Doppelseiten jedoch in angenehmer Größe dar, die Leistungsfähigkeit des Systems ist für Layout, Bildbearbeitung und Ausbelichtung mehr als ausreichend. Und wem der Monitor zu sehr spiegelt oder höchste Ansprüche an Farbverbindlichkeit der Darstellung legt, kann einen externen Bildschirm zusätzlich anschließen – oder auf die Kombination Mac Mini mit Profi-Monitor setzen.

Seit Apple auf Intel-Prozessoren umgestiegen ist, hat sich der iMac in seiner Leistungsfähigkeit immer mehr an das Flaggschiff Mac Pro angenähert. Wem der neue iMac auch schon in der 21,5-Zoll-Ausführung genügen sollte, muss beim Kauf jedoch schon an ausreichend RAM denken – nur das aktuelle 27-Zoll-Modell lässt sich mit Arbeitsspeicher nachrüsten. Unangenehm für professionell genutzte Geräte ist jedoch der technisch anspruchsvolle Festplattentausch. Während sich am Mac Pro eine defekte Festplatte innerhalb von Minuten auch vom Anwender austauschen lässt, muss der iMac in die Reparaturwerkstätte – und steht dann mehrere Tage nicht mehr zur Verfügung. Ein neuer Mac Pro könnte den iMac aber allenfalls von den Schreibtischen verdrängen, wenn er mit dem Preis überzeugt. Wir benötigen weder mehr Leistung noch mehr Speicherplatz – die von mehreren Mitarbeitern genutzten Daten halten wir auf Servern vor. Wir hätten also eher Bedarf für einen neuen Xserve. Seinen Server – mit im Betrieb austauschbaren Festplatten – hat Apple vor zwei Jahren eingestellt.

Der Mac in der Musikproduktion

Die Anforderungen an einen Mac im Musikbereich hängen sehr stark davon ab, was man machen möchte

©Apple

Manche Projekte benötigen nur wenige Spuren und hier und da etwas Hall, bei Studioproduktionen kommen aber heute schnell 50 und mehr Spuren zusammen, mit vielen Effekten und zahlreichen Software-Instrumenten. Fehlende Leistung der Hardware macht sich unangenehm bemerkbar –man muss etwa die Prozessorlast durch weniger Echtzeiteffekte mindern. Der Mac Pro ist mit seinen Zwölfkernprozessoren und maximaler RAM-Ausbaumöglichkeit immer noch die beste Wahl.

iMac nur bedingt einsatzbereit

Für viele Recording-Projekte ist ein iMac völlig ausreichend, zahlreiche DJs und Musiker arbeiten unterwegs auf einem Macbook Pro Im Heimstudiobereich kommt man sogar mit der Minimalausrüstung Garageband auf dem Mac Mini ziemlich weit. Die Verfügbarkeit von passender Thunderbolt-Peripherie ist nicht das Hauptproblem. Im Gegensatz zum iMac lässt sich der Mac Pro extrem leicht öffnen, Festplatten sind schnell ausgetauscht. In der Musikproduktion, wo komplexe Stücke oder Loop-Bibliotheken schnell große Platten füllen, ist das ein wichtiger Vorteil. Der iMac wird von Modell zu Modell immer weniger geeignet, um nach dem Kauf noch etwas anzupassen.

©Apple

Ein Musikstudio ohne Mac Pro sieht bestimmt eleganter aus – und wäre darüber hinaus auch mobiler. Für Musiker wäre vielleicht beim nächsten Modell des Mac Pro eine Kreuzung aus iMac und Mac Pro interessant – Vorbild wäre die Workstation Z1 von HP, die „Power ohne Tower“ bringt. Die Z1 sieht von der Bauform aus wie ein iMac, lässt sich aber leicht aufklappen. Sie ist so leicht in ihrem Innenleben anpassbar und leistungsfähig wie eine klassische Tower-Workstation.

Ergänzung iPad

Das iPad ist für Musiker ein geniales und für viele Aufgaben ernst zu nehmendes Gerät und dient sogar als kompaktes Heimstudio. Das iPad ist zum Beispiel unschlagbar, wenn es darum geht, spontane Ideen unterwegs, und ohne viel Firlefanz aufzunehmen.

Mehrspuraufnahmen, Instrumente und Effekte kann aber nur Garageband so einfach und spontan. Und wenn da ein besonders gelungener „First Take“ dabei ist, den man im Studio nicht mehr so frisch hinbekommt, lassen sich die Aufnahmen am Mac einfach in Garageband oder Logic Pro für die richtige Produktion weiterverwenden. Stefan von Gagern