
Auf der Konferenz BlackBerry World 2011 wird klar, wie viel Hoffnung Research in Motion in das Playbook steckt. Das Tablet mit dem sieben Zoll großen Touchscreen ist sowohl in den Keynotes wie auch den einzelnen Sessions deutlich präsenter als etwa der neu vorgestellte BlackBerry Bold 9900 oder Version 7 des BlackBerry-Betriebssystems. Das geht soweit, dass jeder Teilnehmer der Konferenz ein Playbook erhält, das er mit nach Hause nehmen kann. Was bei über 6000 Gästen zunächst wie kein kostspieliger Gag wirkt, ist auf den zweiten Blick durchaus clevere PR. Schließlich erhält RIM so auch 6000 potentielle Multiplikatoren, arbeiten doch die meisten Konferenzbesucher als Entwickler, bei Mobilfunkanbietern oder bei Systemhäusern.

Pünktlich zur Keynote am ersten Tag war zudem ein weiteres Update für das Betriebssystem des Tablets erhältlich, dieses lieferte unter anderem eine Videochat-Applikation sowie die Möglichkeit, Dokumente, die über die BlackBerry Bridge empfangen wurden, in der integrierten Office-Lösung zu ändern.
Ohne dieses Bridge-System ist das Tablet ohnehin nur halb einsatzfähig: Die Bridge verwandelt das Playbook in eine Art Thin Client für den kompatiblen BlackBerry (auf dem die App ebenfalls installiert sein muss). Über Bluetooth hat das Tablet so Zugriff auf E-Mails, den BlackBerry Messenger, die Kontakte, Notizen, Aufgaben, den Kalender oder Dateien auf dem Smartphone. Ebenfalls an Bord ist der Bridge Browser. Auf den ersten Blick ermöglicht dieser nur das Surfen über den BlackBerry. Tatsächlich nutzt dieser das Smartphone aber als Proxy, so dass er innerhalb des Firmennetzwerks auf Inhalte zugreifen kann – dank der Bridge kann man also auch auf Intranet-Angebote zugreifen.

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Management-Lösung angekündigt
Für Admins mag das zunächst wie ein Sicherheitsalptraum klingen, vor allem, da das Playbook noch nicht über den BES verwaltet werden kann. Chris Bender, bei RIM der Team-Lead für die Produktsicherheit, versichert aber, dass die Bridge und alle Dateien komplett sicher seien. Auf dem Playbook selbst verbleiben Daten des BlackBerrys höchstens kurze Zeit im Cache – und dann sind sie per AES 256 verschlüsselt. Sobald die Bluetooth-Verbindung unterbrochen wird, sperrt das Playbook den Zugriff auf Bridge-Apps. Auch Passwort-Policies werden automatisch übernommen, das geht hin bis zum Wipe des BlackBerrys, wenn das Passwort zu oft falsch eingegeben wurde.

Für den Sommer stellt RIM allerdings neben den Bridge-Apps auch native BlackBerry-Anwendungen in Aussicht, so dass das Playbook ein vollwertiger BlackBerry wird. Dann soll auch ein entsprechender Management-Server erscheinen, der zunächst als separater, kostenloser Download angeboten wird und zu Beginn Exchange und Domino unterstützt. Der Support für Novell soll später folgen. Ebenfalls für den Sommer stellt RIM seinen neuen Verwaltungs-Server, aktueller Codename Fuse, in Aussicht. Wie der Name andeutet, kann dieser Server Playbooks und BlackBerrys unter einer gemeinsamen Oberfläche verwalten, diese wurde zudem komplett überarbeitet.
Verwunderlich ist der Aufwand rund um das Tablet nicht, schließlich kommt dort bereits das Betriebssystem QNX zum Einsatz. Dabei handelt es sich um ein besonders robustes POSIX-Derivat, das vor allem als Embedded-Lösung zum Einsatz kommt. RIM hat QNX 2010 übernommen, künftig sollen alle Geräte auf Basis dieses Systems arbeiten. Das Playbook ist für den Hersteller die erste wirkliche Möglichkeit, Erfahrungen mit QNX zu sammeln, bevor es in den BlackBerry-Smartphones zum Einsatz kommt. Dieses soll wahrscheinlich 2012 das bisherige BlackBerry OS ablösen – die Erfahrungen des Playbook können da nur helfen.