Vor etwas mehr als einem Jahr haben wir Mac-OS X 10.5 und 10.6 untersucht, um zu sehen, wann der Mac beziehungsweise wann eine Software nicht mehr reagiert. In unseren Tests mit dem aktuellen Betriebssystem OS X Lion zeigt sich, dass die Apple-Entwickler einige Bremsen entfernt haben . Leider kostet der neue Komfort von OS X Lion und iCloud an vielen Stellen auch Leistung. Erstaunlich zum Beispiel bei iCloud : Wenn man die Synchronisation von Dokumenten ausschaltet, reagiert eine ganze Reihe von Programmen erheblich schneller – obwohl die Software keine Verbindung zu iCloud hat.
Warte-Kursor am Mac
Schnell oder langsam ist keine handfeste Einteilung. Auf den folgenden Seiten beschäftigen wir uns vor allem mit dem Warte-Cursor, jenem Kreis in Regenbogenfarben, den das Mac-Betriebssystem einblendet, wenn eine Software nicht mehr reagiert. Dieser Kreis erscheint automatisch, unabhängig von der tatsächlich nötigen Wartezeit. Hinter den Kulissen überwacht der Kern des Betriebssystems, ob die gerade aktive Software reagiert. Tut sie es nicht, wird automatisch der farbige Kreis sichtbar.
Manche Softwarehersteller versuchen, das Aussehen des Cursors selbst zu bestimmen: Software von Adobe zum Beispiel zeigt mit Cursor-Formen, wenn Flash oder Photoshop etwas Zeit zum Berechnen des Bildes auf dem Bildschirm brauchen. Wer mit Adobe-Software arbeitet, sollte deshalb wissen, dass dort der farbige Kreis nur selten sichtbar ist und, dass es nur wenige Tricks gibt, um die Wartezeit in Adobe-Programmen zu verkürzen. Fast immer lautet speziell bei dieser Software die Empfehlung: Mehr Arbeitsspeicher, eine schnellere Festplatte oder ein neuer Mac – anders lässt sich zum Beispiel Photoshop nicht beschleunigen.
Der Start von Lion

OS X Lion hat die neue Funktion ” Wiederherstellen “. Beim Neustart des Rechners werden alle Dokumente geöffnet, die man beim letzten Ausschalten offen hatte – jeweils in der passenden Software. Das kann dauern und hängt von der Rechenleistung des Mac und vor allem der Arbeitsgeschwindigkeit der Festplatte ab. Eine besonders schlechte Kombination dieser Faktoren macht sich zum Beispiel in den älteren Mac-Mini-Modellen bemerkbar: Hier spielen ein langsamer Core-2-Duo-Prozessor und eine Notebook-Festplatte, die bedingt durch die Konstruktion und den begrenzten Raum im Mac Mini langsamer ist als normal große Festplatten, zusammen. Hinzu kommt der lahme Grafikchip von Intel. Diese drei Faktoren bremsen die älteren Mac Minis (Kaufdatum vor Herbst 2010), und wer einen solchen Mac für OS X Lion beschleunigen will, sollte den Arbeitsspeicher auf das Maximum erhöhen und zusätzlich eine schnellere Festplatte einbauen. An der langsamen Grafikkarte lässt sich nichts ändern.
Wer auf den Komfort der Wiederherstellung verzichten kann, findet leider in den Systemeinstellungen keine große Hilfe. Die Funktion muss in OS X Lion bei jedem Ausschalten erneut deaktiviert werden. Vollständig abschalten lässt sich die Funktion nur mit diversen Tricks, die einen relativ starken Eingriff in die Zugriffsreche von OS X Lion notwendig machen.
Wir können aber die Hilfsprogramme Restoremenot und – mit ähnlicher Funktion – Lion Tweaks empfehlen. Beide führen eine Liste von Programmen, deren Fenster bei einem Neustart nicht wiederhergestellt werden sollen.
7 Tipps gegen den Warte-Cursor am Mac
1. Starten Sie den Mac neu
Dabei werden Zwischenspeicher (Cache) gelöscht, Protokolldateien komprimiert – der Mac und das Betriebssystem sortieren sich neu. Vor allem Macs, die lange ohne Neustart laufen (Tage, Wochen oder gar Monate) sollte man bei Problemen erst einmal einen Neustart gönnen.
2. Reduzieren Sie die Zahl aktiver Programme
Die Übersicht über laufende Programme erhält man mit dem Programmwechsler – Befehlstaste-Tabulatur drücken und nur Tabulator wieder los lassen. Drückt man Tabulator erneut und lässt die Befehlstaste los, wechselt man damit zu dem Programm, das im Programmwechsler ausgewählt ist. Hält man die Befehlstaste gedrückt und drückt zusätzlich die Taste “Q”, beendet man das gerade ausgewählte Programm.
3. Trennen Sie die Verbindung zu allen externen Geräten, die momentan nicht nötig sind
Festplatten, USB-Sticks, Scanner, aber auch defekte USB- und Bluetooth-Geräte können einen Mac bremsen. Alle Geräte, die auf dem Schreibtisch mit einem Symbol sichtbar sind, müssen “ordnungsgemäß” abgemeldet werden. Das heißt: Auswählen und “Befehlstaste-E” drücken (oder das Symbol des Geräts in den Papierkorb ziehen und los lassen).
4. Prüfen Sie den freien Speicherplatz auf der Festplatte
Den freien Platz auf einer Festplatte sieht man in der Statusleiste unten in jedem Fenster im Finder. Ist die Statusleiste nicht sichtbar, blendet man sie mit dem Befehl “Darstellung > Statusleiste einblenden” ein (unter Lion mit “Befehl-Umschalttaste-7”). Kritisch ist der freie Platz auf der Festplatte, von der der Mac das Betriebssystem geladen hat. Wer sich unsicher ist, sollte die Tastenkombination “Befehl-Umschalttaste-A” drücken (“cmd-shift-A”) – damit wird in diesem Fenster der Ordner “Programme” sichtbar. Da fast immer die Programme auf der Startfestplatte gespeichert sind, sieht man nach dieser Tastenkombination in der Statusleiste den gesuchten Wert “xxx GB verfügbar”. Weniger als 5 GB sind besorgniserregend, sind es gar weniger als 2 GB müssen sofort Dateien gelöscht und der Papierkorb geleert werden.
5. Schalten Sie (ab OS X Lion) iCloud probehalber aus (falls aktiv)
“Synchronisation mit iCloud” bedeutet, dass der Mac Dateien über die Internet-Verbindung auf den Servern von Apple speichert. Abhängig von der Qualität der Internet-Verbindung kann das schnell, langsam oder gar nicht funktionieren. Wer iCloud nutzt, sollte deshalb die Synchronisation probehalber ausschalten: In den Systemeinstellungen wechselt man in den Bereich “iCloud” und deaktiviert alle Optionen außer “Kontakte” und “Kalender”. Funktioniert der Mac dann mit nor-maler Geschwindigkeit, aktiviert man die Optionen einzeln wieder, um das Problem genauer einzugrenzen. Speziell “Fotostream” und “Dokumente & Daten” bremsen auf manchen Macs kräftig und sollten dann – wenn möglich – deaktiviert bleiben, bis Apple hier nachbessert.
6. Lassen Sie die Festplatte nicht in den Ruhezustand wechseln
Solange keine SSD, sondern eine (hörbar) mechanische Festplatte im Mac steckt, versucht das Mac-Betriebssystem deren Mechanik zu schonen – die Festplatte wird “geparkt”, sprich: die Schreib-Lese-Köpfe eingerastet und die Magnetscheiben gebremst. Bis die Festplatte ausgeparkt hat, vergehen je nach Modell einige Sekunden. Wer diese Wartezeit vermeiden will, muss in den Systemeinstellungen im Bereich “Energie sparen” die entsprechende Option deaktivieren (“Wenn möglich Ruhezustand der Festplatte(n) aktivieren”) – bei Notebooks gilt das dann für beide Energiespar-Optionen (“Batterie” und “Netzteil”).
7. Entfernen Sie nicht den Akku (bei älteren Macbook-Modellen)
Einige der älteren Macbook-Modelle mit wechselbaren Akkus reduzieren die Taktfrequenz des Prozessors, wenn das Macbook über das Netzteil mit Strom versorgt wird, aber kein Akku im Gehäuse steckt. Baut man den Akku wieder ein (selbst defekte Akkus mit wenigen Minuten Laufzeit), arbeitet das Macbook wieder mit voller Rechengeschwindigkeit.
Anmeldeobjekte beim Systemstart
In OS X Lion gibt es auch die bekannten Mechanismen zum automatischen Start von Programmen. Die Apple-Entwickler nennen das “Anmeldeobjekte” und die Liste dazu findet man in den Systemeinstellungen im Bereich “Benutzer”. Je weniger Programme in dieser Liste stehen, desto schneller ist der Mac bei einem Neustart nutzbar.
Wer sich unsicher beim Löschen von Einträgen aus dieser Liste ist, sollte den Cursor auf einen Namen bewegen und kurz warten. OS X zeigt dann den Namen des Programms an – inklusive der kompletten Ordnerhierarchie. Für die übergeordneten Ordner werden aber nur die englischen Namen genannt; beispielsweise “Applications” statt “Programme”. Um einen Eintrag im Zweifelsfall wieder herstellen zu können, macht man mit der Tastenkombination “Befehl-Umschalttaste-3” ein Bildschirmfoto und bewahrt diese Bilddatei an einem sicheren Ort auf.
Hardware-Upgrade: Mehr Arbeitsspeicher hilft
Um einen Mac schneller zu machen, fängt man mit dem Arbeitsspeicher (“RAM”) an. 1 oder 2 GB Arbeitsspeicher sind seit Jahren zu wenig für das Mac-Betriebssystem. Empfehlenswert sind 3 oder mehr GB RAM. Ab 4 GB arbeiten die aktuellen Intel-Macs rund. Ab 8 GB kann man mächtige Software wie Photoshop, Parallels und Vmware nutzen, ohne dass andere Programme durch deren Speicherbedarf gebremst werden.

Für Arbeitsspeicher gibt es ebenfalls eine Kontrolle – das Dienstprogramm Aktivitätsanzeige. Öffnet man dort das gleichnamige Fenster (“Befehlstaste-1”) sieht man unter der Liste der laufenden Programme fünf Bereiche. Ein Klick auf “Speicher” zeigt die entscheidenden Werte “Seitenauslagerungen” und “Verwendeter Swap”. Optimal ist, wenn bei beiden “0 Byte” steht. Wenn der Wert bei Seitenauslagerungen so weit steigt, dass er größer als die Zahl unter dem farbigen Kreis rechts ist (das ist die Größe des physikalisch verfügbaren Arbeitsspeichers, 1 GB sind 1024 MB), dann ist es höchste Zeit für mehr Arbeitsspeicher.
Zusätzlicher Arbeitsspeicher hat eine Kehrseite: Der Start des Rechners, also die Zeitspanne vom Druck auf die Einschalttaste bis zum Startton dauert spürbar länger – vor allem auf Intel-Macs der ersten und zweiten Generation (mit Core-2-Prozessoren). In dieser Zeit wird bei allen Macs ein Selbsttest (“Power-On Self Test”, POST) des Arbeitsspeichers durchgeführt und dieser Test dauert länger, je mehr RAM eingebaut ist.
In unserer Statistik mit Geschwindigkeitsproblemen liegen Mail, iTunes und Safari vorne. Auf den folgenden Plätzen liegen alle Programme von Adobes Creative Suite sowie generell Video-Schnitt- und -Kodierungssoftware. Erst dann folgt Office-Software wie Word, Excel, Pages, Keynote und eher selten anzutreffende Software wie Lotus Notes oder Cinema 4D.
Warten in Mail, iTunes, Safari
Mail und Safari werden langsam, wenn die Internet-Verbindung lahmt oder unterbrochen ist. Mail zum Beispiel wartet beim Abruf neuer Nachrichten bis zu einer Minute, ob der Server das Kennwort akzeptiert oder nicht. Safari dagegen ringt mit veralteten Plug-ins, schlecht programmierten Javascript-Anwendungen und überlasteten Servern.
Bei iTunes ist es dagegen die Synchronisation mit iPhone & Co. – oder dieselbe mit iTunes in the Cloud und iTunes Match . Unser Kollege mit mehr als 25.000 Musiktiteln hat mehrere Tage gewartet, bis iTunes den Abgleich mit iTunes Match abgeschlossen hat. Wer in iTunes ein randvolles iPad mit 64 GB Speicher für ein Backup per Kabel anschließt, muss zehn oder mehr Minuten warten, bis die Synchronisation mit dem Rechner abgeschlossen ist.

Lösungen für alle diese Probleme gibt es nicht. Empfehlenswert ist aber speziell für Office- und Adobe-Programme ein regelmäßiges Update. Nach unseren Erfahrungen führen fast alle Aktualisierungen von Adobe und Microsoft zu schnellerer Software – allerdings nicht bei großen Versionssprüngen. So häuften sich beim Wechsel der Redaktion von Creative Suite 2 auf 4 Beschwerden über die langsame Software.
Vorsicht gilt auch bei allen Erweiterungen für Mail – Apple hat nie einen offiziellen Weg geöffnet, mit dem andere Entwickler die Software Mail verändern können. Deshalb sind diese Erweiterungen meist Hacks, die die Programmdateien von Mail verändern, wodurch unerwünschte Nebenwirkungen auftreten.
Betriebssystem grundsätzlich updaten
Unsere Empfehlung für einen Mac ohne Warte-Cursor beinhaltet deshalb auch die Empfehlung zu Updates der wichtigsten Programme. Wer eine stabile Internet-Verbindung und etwas Zeit hat, sollte die folgenden Schritte gehen:
1. Bei Safari muss das Plug-in für Flash aktuell sein, wer unsicher ist, lädt die Software von der Internet-Seite und installiert sie neu.
2. Safari und alle andere Apple-Software erhält man in der aktuellsten Version, wenn man im Apfel-Menü die Funktion “Softwareaktualisierung” aufruft. Falls bei der Installation der Updates ein Neustart notwendig ist, sollte man danach zur Sicherheit noch einmal die Softwareaktualisierung aufrufen.
3. Die Office-Programme von Microsoft haben im Menü “Hilfe” den Befehl “Auf Updates überprüfen”.
4. Bei Adobe-Software gibt es kein einfaches Verfahren. Teil des Pakets Creative Suite ist das Dienstprogramm “Adobe Updater”, das sich (meistens) in einem Unterordner von “Programme/Dienstprogramme/Adobe Utilities” befindet. Wer Verwaltungsrechte am Mac hat (siehe Systemeinstellungen im Bereich “Benutzer”), sollte diesen Updater regelmäßig starten. Speziell bei Creative Suite 4 gibt es aber Berichte, dass der Updater selbst aktualisiert werden muss und mitunter scheitert. Im Zweifelsfall erhält man die Aktualisierungen für Adobe-Software auch über die Internet-Seite .
Fazit
Ein neuer Mac mit aktueller Software sollte den Besitzer selten mit dem Warte-Cursor plagen. Kombiniert man aber einen Rechner mit wenig Arbeitsspeicher, langsamer Festplatte und veralteter Software, dann häufen sich die Zwangspausen. Wenn wir eine Reihenfolge bei der Abhilfe empfehlen sollten, wäre das: Software aktualisieren, Arbeitsspeicher erweitern und Festplatte tauschen. Sind die Kosten dafür zu hoch, sollte man die ersten Groschen für den nächsten Mac beiseite legen.