
Gestern nach Börsenschluss in New York nannte Apple einen Quartalsumsatz von 46,33 Milliarden US-Dollar und einen Gewinn von 13,06 Milliarden US-Dollar für den Zeitraum vom Oktober bis Dezember. Den Umsatz hatte Apple dabei gegenüber dem Vorjahresquartal um 73 Prozent gesteigert und den Gewinn von seinerzeit rund 6 Milliarden US-Dollar mehr als verdoppelt. Pro Aktie verdiente Apple 13,87 US-Dollar, 116 Prozent mehr als vor einem Jahr.
Die Erwartungen der Analysten hat Apple damit deutlich übertroffen, diese hatten im Schnitt mit 10,08 US-Dollar Gewinnt pro Aktie und einem Umsatz von 38,85 Milliarden US-Dollar gerechnet. “Wir sind sehr stolz auf dieses Ergebnis und extrem zufrieden mit dem Schwung unseres Geschäfts”, erklärte Apples Finanzchef Peter Oppenheimer auf der telefonischen Bilanzpressekonferenz. Apple habe das “stärkste Produktportfolio seiner Geschichte” wie die Rekordumsätze in gleich drei Produktkategorien zeigten. Apples erstes Quartal war jedoch etwas länger als sonst, um mit dem Jahr abzuschließen, dauerte es 14 Wochen, eine mehr als üblich.

Den von Apple-CEO Tim Cook im Oktober prognostizierten Verkaufsrekord für das iPhone hat Apple deutlich erreicht und 37,04 Millionen Geräte verkauft – weit mehr, als Marktbeobachter erwartet hatten. Das sind 128 Prozent mehr als im Vorjahr, den bisherigen Verkaufsrekord von 20,34 Millionen iPhones aus dem dritten Quartal 2010/2011 hat Apple pulverisiert. Die iPhone-Sparte brachte Apple einen Umsatz von 24,4 Milliarden US-Dollar ein, im Vorjahr waren es noch 10,5 Milliarden US-Dollar. Im Berichtszeitraum hatte Apple das iPhone 4S auf den Markt gebracht, laut Tim Cook war es das populärste der angebotenen Geräte. Näher ging Cook bei den Verkaufszahlen nicht ins Detail.
Der gesamte Smartphone-Markt sei im Quartal um lediglich 40 Prozent gewachsen, betonte Cook, der aber auch einräumte, dass Apple von der Verzögerung der Markteinführung des iPhone 4S profitierte. Zahlreiche Kunden hatten ihren Kauf verschoben, weshalb auch im Vorquartal der iPhone-Absatz unter den Erwartungen vieler Analysten geblieben war. Das iPhone 4S war über das Quartal meist knapp gewesen, Apples mutige Verkaufsprognosen hatten sich sogar als zu niedrig erwiesen. Der Boom des iPhone 4S dürfte anhalten, im Januar kamen 21 neue Länder hinzu, in denen Apple das aktuelle Modell verkauft, darunter China. Das iPhone 4S ist nun in 90 Ländern erhältlich.
Aller Voraussicht nach wird Apple noch in diesem Quartal ein neues iPad herausbringe, diesbezügliche Erwartungen haben dem Abverkauf des aktuellen iPad 2 aber nicht geschadet, ganz im Gegenteil. Apple hat im Weihnachtsgeschäft 15,4 Millionen Tablets verkauft, 111 Prozent mehr als die 7,3 Millionen iPads des Vorjahres. Der Umsatz mit dem iPad stieg um 99 Prozent auf 9,1 Milliarden US-Dollar. Insgesamt hat Apple nun 55 Millionen iPads verkauft. 2010 und 2011 sind laut Tim Cook beides “Jahre des iPad” gewesen, man werde auch weiter intensiv sich um Innovationen in dem Sektor bemühen, um der zunehmenden Konkurrenz Herr zu werden.
Wie wichtig das iPad für Apples Zukunft ist, lässt sich an einer einfachen Statistik erkennen: Ohne iPad ist Apple in den USA nur der drittgrößte Computerhersteller und in der Welt nicht unter den Top 5, rechnet man das Tablet-Segment dazu, dürfte Apple HP als größten Computerhersteller der Welt abgelöst haben . Nach eigenen Angaben hat Apple bisher 315 Millionen iOS-Geräte verkauft, davon 62 Millionen im ersten Quartal. Neben dem iPhone und dem iPad also auch rund zehn Millionen iPod Touch, die damit den Löwenanteil des iPod-Absatzes ausmachen. Der Verkauf des einstigen Verkaufsschlagers ging um 21 Prozent auf 15,4 Millionen Stück zurück – jedoch wildern auch iPhone und sogar iPad im iPod-Segment. Der iPod hält laut Apple weiterhin 70 Prozent Marktanteil bei MP3-Playern, Zeichen dafür, dass Smartphones generell den MP3-Player weitgehend überflüssig machen.
Auch in seinem klassischen Geschäft steht Apple so gut da wie noch nie: Im Berichtszeitraum hat Apple 5,2 Millionen Macs verkauft, 26 Prozent mehr als im Vorjahresquartal. Genaue Zahlen nennt Apple nicht, laut Oppenheimer hätten jedoch starke Absätze von Macbook Air , Macbook Pro und iMac die Zahlen nach oben getrieben. Laptops hat Apple 3,72 Millionen Stück verkauft und Desktops 1,48 Millionen Stück, beides sind in ihren jeweiligen Segmenten Bestwerte.
Während der PC-Markt allgemein schwächelt und nur noch ein marginales Wachstum verzeichnet, hat Apple zum 20sten Mal in Folge das Durchschnittswachstum der Branche übertroffen. Insbesondere in Asien legte der Mac zu und bilanziert für die Region ein Plus von 58 Prozent. Das iPad kannibalisiere zwar den Mac ein wenig, räumt Cook auf Nachfrage ein, der Effekt des Tablets wirke sich aber weit stärker auf Windows PCs aus. Seit der iPad-Premiere im Frühjahr 2010 habe Apple 40 Millionen Macs verkauft.
Mit seiner eigenen Ladenkette kann Apple mehr als zufrieden sein, die 361 Läden weltweit sorgten für einen Umsatz von 6,1 Milliarden US-Dollar, im Vorjahr waren es noch 3,85 Milliarden US-Dollar gewesen. 110 Millionen Besucher zählte Apple im Quartal, 45 Prozent mehr als im Vorjahr. Diese kauften unter anderem 1,1 Millionen Macs, der durchschnittliche Umsatz pro Apple Store stieg von 12 Millionen auf 17,1 Millionen US-Dollar. Im Jahr 2012 möchte Apple 40 weitere Apple Stores eröffnen, 30 davon außerhalb der USA.
Während der Bilanzpressekonferenz verrier Apple noch mehr Details zu seinem Geschäft. So sind jetzt im App Store 550.000 Apps vorhanden, der erste Weihnachtsfeiertag war mit 140 Millionen Downloads der geschäftigste Tag in der Geschichte des iTunes Stores. Bereits 600.000 Kopien des kostenlosen iBooks Author, den Apple vergangenen Donnerstag vorgestellt hat, sind auf Lion-Rechnern weltweit installiert. Für iCloud haben sich schon 85 Millionen Nutzer registriert. Und das “Hobby” Apples, das Spekulationen zufolge im Herbst zu einem ernsthaften Angriff auf Fernsehgerätehersteller sich auswachsen soll, läuft anständig: im Weihnachtsgeschäft hat Apple 1,4 Millionen Apple TV verkauft, im gesamten Geschäftsjahre 2010/2011 waren es 2,8 Millionen Geräte.
Apples Barreserven betragen nun 97,6 Milliarden US-Dollar, damit ließe sich der “EU-Rettungssschirm” zu einem Fünftel füllen. Was Apple aber mit dem Geld anfangen werde, diskutiere die Unternehmensführung intensiv. Kredite an Italien und Spanien wird Apple eher nicht vergeben, Dividendenzahlungen, Aktienrückkäufe oder Firmenübernahmen könnten aber zur Diskussion stehen. Im März-Quartal werden die Zahlen saisonbedingt etwas bescheidener ausfallen, Oppenheimer rechnet mit Umsätzen von 32,5 Milliarden US-Dollar und einem Gewinn von 8,50 US-Dollar pro Aktie. Im vergangenen Märzquartal hatte Apple 25 Milliarden US-Dollar umgesetzt und 8,03 US-Dollar Gewinn pro Aktie erzielt.
In den letzten Handelstagen hatte der Kurs der Apple-Aktie bereits viel von der Bilanzerwartung widergespiegelt, gestern verlor AAPL an der Nasdaq 7 US-Dollar oder 1,64 Prozent und ging mit 420,41 US-Dollar aus dem Handel – Gewinnmitnahmen sind die wahrscheinlichste Ursache für den Kursverlust. Im nachbörslichen Handel legte das Papier aber ob der optimistischen Aussichten zu, um 7.23 Uhr MEZ steht der Kurs bei 451,20 US-Dollar – so hoch wie noch nie bei Börsenschluss.