München/Macwelt – Die Nachricht platzte wie eine Bombe: “Apple kauft Emagic und stellt die Windows-Versionen von Logic ein!” Auch ich Frage mich: ist das ein kluger Schachzug? Dafür spricht zunächst einmal, dass Apple mit dem professionellen Mehrspur-Audiosystem Logic einen der beiden Weltmarktfüher in diesem Bereich einsackt und man ohne Zweifel in den nächsten Monaten eine professionelle Audio-Software im Stile von Final Cut Pro oder DVD-Studio Pro von Apple erwarten kann. Die wird dann auch (wahrscheinlich sogar ausschließlich) unter Mac-OS X laufen. Gerade hier gibt es nämlich noch Nachholbedarf.
Der Marktführer Steinberg hat zwar mit Cubase SX eine Version seiner Audio-Software angekündigt, die auch unter Mac-OS X laufen soll, aber das Produkt ist noch nicht marktreif. Und genau hier liegt die Gefahr: Ist Steve Job bloß ungeduldig geworden? Wie wird Steinberg nun reagieren? Mit Sicherheit nicht begeistert, denn gegen eine professionelle Audio-Anwendung aus dem Hause Apple, wird ein Cubase SX nur schwer bestehen können. Die Konsequenz: Steinberg könnte die Mac-Schiene ganz verlassen, Cubase SX gar nicht erst fertig stellen und sich auf den Windows-Markt konzentrieren. Das aber wäre – Apple-Software hin oder her – auf jeden Fall ein herber Verlust für die Mac-Audio-Szene. cm
Zahlen und Fakten zu Emagic und Steinberg
Emagic haben im Jahr 1992 Gerhard Lengeling, Chris Adam und Sven Junge gegründet. Anfangs gab es die Software des Unternehmens nur für den Atari, sehr schnell auch für Windows und den Mac. Aktuell hat Emagic 60 Mitarbeiter, davon etwa ein Drittel Entwickler. Nach Angaben von Apple verwenden 200 000 Musiker die Produkte der akquierierten Firma. Der Anteil der Mac-Anwender am Umsatz soll 65 Prozent betragen.
1984 entstand die von Karl Steinberg und Manfred Rürup gegründete Firma Steinberg. Der Commodore C-64 war die erste Computerplattform für Steinbergs Midi-Sequenzer Pro 16, seit 1990 gab es den erfolgreichen Sequenzer Cubase auch für den Mac. Seit 2000 ist Steinberg eine Aktiengesellschaft mit über 200 Mitarbeitern, die im Jahr 2000 einen Umsatz von 22 Millionen Euro erzielte. sw