

Unternehmens-Logos beschränken sich in der Regel auf nur wenige Farben. Insbesondere die Farbgebung großer Konzerne ist oft bis ins Detail ausgetüftelt. Daher sollen diese Farben durchgängig immer gleich aussehen. Je höher die Streuung eines solchen Markenbilds ist, desto schwieriger wird das. Farbliche Abweichungen sind so geradezu vorprogrammiert.
Wichtigster Punkt: Information

Für Grafikdesigner und Layouter beginnt das Problem mit der vorhandenen oder fehlenden Information: Wie genau ist das Blau des Lufthansa-Logos beschaffen? Wie das zugehörige Gelb? Welches Rot verwendet Indesign-Hersteller Adobe? Wie grün setzt sich das Grün von Bündnis 90/Die Grünen zusammen? Ohne genaue Information darüber, welche Farben bei der Logo- oder CI-Gestaltung zum Zug kommen, werden Print- oder Online-Abbildungen schnell zum farblichen Freestyle. Gutes Beispiel dafür sind die abgebildeten Varianten des Lufthansa-Logos – gefunden via Google-Bildersuche.
Punkt eins, um Logo-Farben möglichst farbprägnant rüberzubringen, ist das Einholen von Informationen. Geht es nur darum, eine oder mehrere Farben in Erfahrung zu bringen, kann eine zielgerichtete Google-Suche Wissenswertes zutage fördern. Mittlerweile gibt es im Web Blogs und Portale, die sich auf das Thema Corporate Design kapriziert haben. Eine Übersicht findet sich im Kasten “Infos & Hilfsquellen” sowie online in einer Tabellenübersicht mit CI-Farben ( “CI-Farben” ).
Wer allerdings für ein Unternehmen arbeitet, etwa einen Katalog für einen großen Reiseanbieter erstellt, dem reicht die Info “Pantone XY” nicht aus. Viele Unternehmen, Institutionen, Parteien und ähnliche Träger erstellen oft umfangreiche CI-Guides. Diese enthalten alle wichtigen Vorgaben für die Gestaltung des Firmenauftritts: Farben, Schriften, sonstige CI-Elemente, Richtlinien, welche Farben (nur) als Logo-Farben zum Zug kommen, welche als Flächen- oder Spotfarben, und so weiter.
Für Grafikdesigner und Layouter, die mit diesen Vorgaben umgehen müssen, sind CI-Guides eine zwiespältige Angelegenheit. Im besten Fall unterstützen und vereinfachen sie den Workflow. Oft ist die Information jedoch zu komplex, unvollständig oder chaotisch zusammengefasst. Gute Styleguides stehen auch optisch für das, was sie vermitteln sollen: ein gestalterisches System. Nachteil: Für viele Externe ist es schwierig, an derartige Informationen heranzukommen. Zwar gibt es auch Unternehmen und Institutionen, die ihre CI-Manuals offen kommunizieren, die meisten behandeln ihre CI jedoch vertraulich.
Infos und Hilfsquellen im Internet
Wer Angaben zu CI-Farben und Logos sucht, kann die entsprechende Marke einfach googlen
Zielgerichteter sucht man über folgende Adressen:
users.ncrvnet.nl/mstol/index.html
Webseite zum Thema Corporate Identity. Unter Catalogue sind Basic-Infos zu Farben und Logo zahlreicher Unternehmen zu finden. Unter Ressource gibt es Links zu weiteren Hilfsquellen und CI-Guides.
www.designtagebuch.de/wiki/corporate-design-manuals/
Deutschsprachige Designer-Webseite mit Dutzenden von Direktlinks zu Styleguides unterschiedlicher Unternehmen und Institutionen.
de.wikipedia.org/wiki/Hauptseite
Die Online-Enzyklopdie Wikipedia enhält nicht nur zahlreiche Lexikoneinträge über Firmen und andere Insititutionen, sondern auch Abbildungen in unterschiedlichen Formaten und Größen. Viele Abbildungen eignen sich sogar als Druckvorlage, man sollte jedoch die Farben checken.
www.ppc-publishing.de/RAL/RAL.html
Umrechnungstabelle für RAL-Farben zu CMYK, online gestellt vom Mainzer Print-Dienstleister ppc – print & publishing complex.
Umfangreiche Vektorgrafik-Bibliotheken mit tausenden von Firmenlogos sowie weiteren Piktogrammen in unterschiedlichen Teil-Zusammenstellungen.
Fallstricke beim Logo-Einfärben
In Sachen Logo-Weiterverarbeitung liefern Styleguides die besten Informationen. Das ist gut – etwa bei unterschiedlichen Varianten, beispielsweise als 3D-Button für Detailabbildungen und als unifarbener Schriftzug für andere Zwecke. Traditionell kommen im Corporate Design Schmuckfarben zum Zug. Blau dominiert in der Welt der Firmen; ebenfalls gefragt sind Grau- und Rottöne. Betrachtet man die Palette der Pantone-Töne, lassen sich Trends erkennen. Pantone 283 etwa ist als Standard-Rot beliebt.

Ob Pantone oder HKS: Nur sehr hochwertige Publikationen oder Produktverpackungen leisten sich den Druck zusätzlicher Schmuckfarben. Alle anderen müssen die Schmuckfarben in Prozessfarben wandeln. Bei der Umwandlung kommen die jeweiligen HKS- und Pantone-Farbbibliotheken in Illustrator, Indesign, Xpress oder Photoshop zum Einsatz. Wichtig dabei ist, entsprechend optimierte Tabellen aufzurufen – bei den HKS-Farben beispielsweise das Set für gestrichenes Papier oder für Naturpapier. Wer besonders auf Farbtreue achtet, wandelt Pantone- oder HKS-Farben nicht in Prozessfarben um, sondern in vorgegebene CMYK-Werte (oder RGB-Werte für Webdesigner). Diese Angaben finden sich jedoch nur in CI-Guides.
Wie alles, was geöffnet, gedruckt und ausgegeben wird, sind auch die Farben von Logo-Grafiken farbprofilabhängig. Nicht zuletzt aus diesem Grund sind feste Farbwerte für bestimmte Druckverfahren immer der sicherste Weg. In der Regel lassen die Farbeinstellungen von Indesign die Farbwerte von CMYK-Vektorgrafiken unverändert. Sinn macht diese Standardverfahrensweise allerdings nur dann, wenn die Logo-Farben auf das Druckverfahren abgestimmt sind. Ist dies nicht der Fall, empfiehlt es sich, beim Umfärben von Logo-Grafiken mit den üblichen Profileinstellungen zu arbeiten.
Vektorgrafik umfärben in Illustrator
Das Beispiel-Logo der bundesdeutschen Öko-Partei bietet sich aus mehreren Gründen als Beispiel an. Zum einen auf Grund der Farbanzahl. Die aktuelle Farb-CI von Bündnis 90/Die Grünen wartet mit drei Grundfarben auf: dem traditionellen, mittlerweile leicht ins grasgrüne tendierenden Grün, einem leuchtenden Gelb und einem dunklen Blau. Hinzu kommt, als vierte Farbe, Papierweiß. Der CI-Guide offeriert für die drei Grundfarben alle Angaben: Pantone, HKS, RAL, CMYK und RGB. Die CMYK-Werte gelten für gestrichenes Papier, zusätzlich gibt es separate Werte für ungestrichenes Papier.
Das Roh-Logo des Beispiels liegt als Vektorgrafik im Format SVG vor. Beim Öffnen in Illustrator zeigt es keine größeren Unregelmäßigkeiten – auf den ersten Blick. Beim Messen der CMYK-Farbwerte wird allerdings offensichtlich, dass das Grün für den Druck viel zu dunkel ist. Mit einer einfachen Umwandlung des Dokumentfarbmodus über “Datei > Dokumentfarbmodus > CMYK” ist diesem Manko nicht beizukommen; im “richtigen” Modus wird das Grün noch dunkler. Was tun? Da die Soll-Farbwerte im konkreten Fall bekannt sind, kann man, nachdem man die Gruppierung der Grafik aufgelöst hat, die einzelnen Farbflächen anwählen und in der Palette “Farbe” die gewünschten Werte eingeben. Insbesondere beim Grün ergibt sich ein deutlich hellerer Ton.
Fazit: Pixelbild umfärben in Photoshop

Als Korrekturprogramm für Logos empfiehlt sich Photoshop nur dann, wenn die Ausgangsversion in einem Pixelformat vorliegt. Größter Unterschied zur Vektorversion: Das Bild ist nicht beliebig skalierbar. Für die Farben gilt dasselbe wie unter Illustrator: Vor allem das Grün bedarf einer Korrektur. Vor dem Füllen der Flächen mit den korrekten CMYK-Farben sollte das Logo in den CMYK-Modus konvertiert werden. Um die Grünflächen (und im Anschluss die Gelb- und Blauflächen) auszuwählen, verwendet man am besten den Befehl “Auswahl > Farbbereich”. Klickt man in einen Farbbereich, erzeugt Photoshop eine Maskierung. Der ausgewählte Bereich kann nun mit der vorgesehenen Zielfarbe gefüllt werden.
Wie soll man also verfahren, wenn lediglich Pantone-Farben angegeben sind? In diesem Fall müssen die Bibliotheken mit den Sonderfarben angesteuert werden. Das erzielt man, indem man auf den Knopf der Vordergrundfarbe in der Werkzeugleiste klickt. Im daraufhin erscheinenden Farbwähler-Dialog klickt man auf “Farbbibliotheken”. In der Aufklappliste hinter “Buch” wählt man den Eintrag “PANTONE Color Bridge CMYK EC” an. Im Anschluss genügt das Eintippen der gesuchten Pantone-Farbnummer und der Abschluss des Dialogs mit “OK”. Manche Pantone-Farben wie zum Beispiel die Metallic-Töne liegen jedoch nicht als Prozessfarben-Variante vor. Sind schließlich die Farben, die korrigiert werden sollten, ersetzt wie beschrieben, kann man die Bilddatei abspeichern. Bitte dabei nicht vergessen: Für Vergrößerungen sind Pixelgrafiken nicht geeignet.
Fazit
Farbkorrekturen mit Schmuckfarbenangaben als Anhaltspunkt sind nicht unproblematisch. Wichtig ist jedoch vor allem der Punkt, dass sie während der Verarbeitung in normale CMYK-Farben (oder in RGB-Farben bei Webdesigns) umgewandelt werden. Dies betrifft vor allem das Anlegen entsprechender Farbfelder in Illustrator, Indesign und Xpress. Wird versehentlich eine Schmuckfarbe erzeugt, schlägt sich diese im schlimmsten Fall in einem zusätzlichen Farbauszug nieder – ein Spaß, der unter Umständen teuer werden kann.