
Photoshop CS5 bietet recht effiziente Techniken, um den Farbauftrag zu steuern. Die eigentliche Aufgabe – die Erzeugung der nicht vorhandenen Farbe – lässt sich mit technischen Vorgehensweisen jedoch nur unvollkommen lösen.
Die Kolorierung untergliedert sich in zwei Arbeitsprozesse: Das Erzeugen einer allgemeinen Farbtonung, mittels der die grundlegende Farbstimmung festgelegt wird, sowie das manuelle Kolorieren von mehr oder weniger vielen Bilddetails. Tipp vorab: Insbesondere beim zweiten Vorgang, dem manuellen Farbauftrag, ist das Arbeiten mit separaten Farbauftragsebenen in fast jeder Beziehung von Vorteil.
Farbtonung

Das Kombinieren der beiden Techniken Farbtonung und Farbauftrag bringt meist schönere Ergebnisse als eine Kolorierung allein, denn meistens warten Farbbilder mit einer dominierenden Farbstimmung auf. Beim Kolorieren von Schwarz-Weiß-Aufnahmen besteht die erste Herausforderung darin, eine geeignete Farbstimmung festzulegen. Sehr einfach erzeugen lässt sich diese Grundtonung durch das Anlegen einer Einstellungsebene “Farbbalance”. Im konkreten Fall wäre ein Sepiastich, ergänzt durch Rottöne in den Tiefen, eine gute Ausgangsbasis. Photoshop hat auch Befehle zum Erzeugen ausdifferenzierterer Farbkontraste in petto. Beide Varianten sind als Grundierungstechniken geeignet. Im ersten Schritt wird die Tonung mittels einer Farbbalance-Einstellungsebene beschrieben, im zweiten eine alternative Vorgehensweise mit einer Einstellungsebene “Verlaufsumsetzung”.
Von Schwarz-Weiß zu Sepiarot
Farbtonung, einfache Variante

Eine Sepiarot-Farbstimmung passt recht gut zum vorliegenden Bild, erzeugen lässt sie sich mit einer Einstellungsebene “Farbbalance”. Hierbei wählt man zunächst aus dem Pop-up-Menü “Einstellungsebenen” in der Fußleiste des Bedienfelds “Ebenen” den Ebenentyp “Farbbalance”. Die Einstellungen erfolgen im Bedienfeld “Korrekturen”. Für das Beispielbild verschieben Sie die Mitteltöne in den Rot- und Gelbbereich (Werte: +14; -39), die Tiefen in den Rotbereich (Wert: +20) und die Lichter in den Gelbbereich (Wert: +11). Auf dem Ergebnis, einer gelbroten Farbgrundierung, kann die Kolorierung aufbauen.
Farbtonung inklusive Grund-Farbkontraste
Alternativ kann man bereits beim Farbtonen versuchen, grundlegende Farbkontraste zu erzeugen. Zum Zug kommt diesmal eine Einstellungsebene ” Verlaufsumsetzung “. Um die Helligkeitswerte des Bildes zu erhalten, setzt man deren Füllmethode auf den Modus “Farbe”. Nun weist man den einzelnen Helligkeitsbereichen im Bild möglichst prägnante Farbwerte zu. Durch einen Doppelklick auf den Verlauf im Bedienfeld ” Korrekturen ” lässt sich der Verlauf, der der Verlaufsumsetzung aktuell zugewiesen ist, bearbeiten. Wählt man einen der vorhandenen Farbanfasser an und zieht ihn mit gehaltener Optionstaste heraus, entstehen weitere Farbmarkierungen, die unterhalb des Verlaufsspektrums fein positioniert werden können. Ein Doppelklick auf die einzelnen Farbmarker und das Zuweisen dunkler, mitteldunkler und heller Farben differenziert den Verlauf farblich aus. Im konkreten Fall beginnt er mit einem schmutzigen Dunkelblau, geht in ein blaustichiges Mittelgrau über und endet nach den Etappen Rot, Gelbgrau und Hautton-Orange bei Weiß. Durch Verändern der Marker-Positionen kann man die Farbverteilung im Bild fein regulieren.
Verfeinern der Farbtonung

Oft ist eine Verfeinerung der zugrundeliegenden Farbtonung sinnvoll. Dafür gibt es unterschiedliche Vorgehensweisen. So kann man über eine zusätzliche Einstellungsebene die Sättigung zurückfahren. Ebenso effizient ist oft eine Reduzierung des Deckkraftwerts der Einstellungsebene. Mit zusätzlichen Abstufungen und Nuancen versehen lässt sich die Farbgebung über eine Ebenenkopie der Verlaufsumsetzung, bei der man die Deckkraft reduziert und die Positionen der Farbmarker neu einstellt. Das Zwischenergebnis nach Abschluss der Farbtonung zeigt die nebenstehende Abbildung.
Auswahlen für Vordergrund und Hintergrund

Die Hintergrundstaffage sowie der Teppich im Vordergrund sind gute Ausgangspunkte für den Farbauftrag. Die nötigen Auswahlen können im Maskierungsmodus erstellt werden. Dafür klickt man auf den Knopf ” Maskierungsmodus ” in der Werkzeugleiste und markiert die Konturen der Musikergruppe mit schwarzer Farbe oben und unten. Eine Rückkehr in den Normalmodus macht aus dem Auftrag eine Auswahl, die sich in einem Alpha-Kanal sichern und durch Ausmalen der Innenbereiche vervollständigen lässt. Aus der gewonnenen Basisauswahl lassen sich nunmehr unterschiedliche Teilauswahlen ableiten.
Vordergrund und Hintergrund kolorieren

Wahlweise füllt man entweder den ausgewählten Bereich einer neuen Ebene mit Farbe oder versieht die komplett mit Farbe gefüllte Ebene mit einer Ebenenmaske. Die Technik Ebenenmasken bietet sich auch dann an, wenn die lokale Färbung mit Bildkorrekturbefehlen erzeugt wird – beispielsweise über eine weitere Einstellungsebene “Farbbalance”.

In allen aufgeführten Fällen kann man die aktuelle Auswahl oder die aktuelle Ebenenmaske zusätzlich verfeinern – beispielsweise indem man die Ebenenmaske auswählt, den Befehl “Auswahl > Kante verbessern” aufruft und die Maskierung über die beiden Funktionen ” Smart Radius ” und ” Radius ” mit dem Bildinhalt abstimmt. Im Beispiel erhält der Hintergrund einen türkisfarbenen Ton, der Teppich im Vordergrund ein wärmeres Blau und der Vorhang hinter der Musikergruppe einen kräftigen Rotton. Bei allen aufgeführten Bildelementen kommen separate Einfärbe-Ebenen zum Zug.
Detailfarben
Eine gelungene Kolorierung hängt stark ab von der farblichen Ausdifferenzierung der zahlreichen Details. In aller Regel empfiehlt sich der Auftrag einer relativ ungesättigten Farbe – auch hier wieder auf einer separaten Ebene mit einer passenden Blendmodus-Einstellung (“Farbe”). Damit die Untergrundfarbe der Farbtonung durchscheint, sollte man die Deckkraft herabsetzen (im Beispiel: 70 Prozent). Im nächsten Durchgang übermalt man die Details mit passenden Farben: Die Hautpartien, die Kleidungsstücke sowie die Instrumente. Das Ausmalen erfolgt mit dem Pinsel. Die Werkzeugspitze sollte weich, allerdings auch nicht zu weich eingestellt sein. Die einzelnen Farbschichten selbst können in einer einzigen Ebene ausgemalt werden. Flexibler ist man, wenn man mit mehreren Ebenen arbeitet – beispielsweise für Hauttöne, für Kleidung und für Instrumente.
Spotfarben anbringen
Um die Farbwirkung lebensnaher oder auch einen Schuss brillanter zu gestalten, sind Farbspots recht wirkungsvoll. Im Beispielbild eignen sich hierfür ein paar besondere Partien- das Mädchen links im Vordergrund und die Frau rechts in der mittleren Reihe. Die Auftragsmethode für Farbspots entspricht derjenigen in Schritt 6. Wesentlicher Unterschied: Als Auftragsfarben kommen diesmal vergleichsweise gesättigte Farbtöne zum Zug – vorzugsweise ein leuchtendes Rot. Der Auftrag erfolgt in einer separaten Ebene. Vorteil der Füllmethode “Farbe”: In Mitteltonbereichen ermöglicht sie eine recht kräftige Farbwirkung.
Farbgebung finalisieren

Die Kolorierung steht. Nun kann man das Ganze noch mit ein paar gezielten, deckkraftreduzierten Pinselstrichen mit breiten, weichen Pinselspitzen verfeinern. Wurde der Farbauftrag auf Ebenen angelegt, lassen sich auch Teil-Farbgebungen oder die Farbauftragsfarbe komplett modifizieren – beispielsweise über die unter “Bild > Korrekturen” gelegenen Befehle ” Farbbalance ” oder ” Farbton/Sättigung “. Auch eine Nachtonung über eine im Bedienfeld “Ebenen” ganz oben angeordnete Einstellungsebene “Farbbalance” oder “Fotofilter” ist manchmal sinnvoll. Das finale Ergebnis zeigt die obenstehende Abbildung.