
Günter Freiherr von Gravenreuth – dieser Name steht fast schon als Synonym für Abmahnungen und für die Ausnutzung juristischer Grenzbereiche. Jetzt ist der Mann, dessen Name über ein Jahrzehnt lang in zahlreichen Internetforen zu Wutausbrüchen führte und Hasstiraden auslöste, tot.
Günter Freiherr von Gravenreuth hat sich in seiner Wohnung in München-Schwabing erschossen. Er hatte seinen Selbstmord zuvor telefonisch und via Internet angekündigt. Günter Freiherr von Gravenreuth war im Jahr 2008/2009 wegen Betrugs rechtskräftig zu 14 Monaten Haft verurteilt worden. Sein Einspruch gegen das Urteil wurde abgelehnt.

Der Münchner Rechtsanwalt Günter Freiherr von Gravenreuth hatte sich seit den 1980er Jahren einen zweifelhaften Ruf als Abmahnanwalt erworben. So gab er sich in Briefen an private Softwareanbieter beziehungsweise -Tauscher als 15-jähriges Mädchen aus und bat um unlizenzierte Software („Tanja-Briefe“). Bekam er die Raubkopien tatsächlich zugesandt, so mahnte er prompt die Versender der Software wegen Verstoßes gegen das Urheberrecht ab.
Für reichlich Unmut sorgte Gravenreuth auch durch seine Abmahnungen gegen Unternehmen und Privatpersonen, die den Begriff Explorer benutzten – Gravenreuth wollte die Marke Explorer für die Firma Symikron schützen lassen .
Gravenreuth mahnte auch die PC-WELT ab
Auch die PC-WELT wurde Opfer einer Abmahnung durch Gravenreuth: Unsere Kollegen hatten zu einem sachlich absolut richtigen Artikel über Gravenreuth ein – im Internet frei zugängliches – Foto veröffentlicht, das den Abmahnanwalt im militärischen Flecken-Tarnanzug und mit Gotcha-Gewehr beim Gotchaspielen zeigte. Der umstrittene Abmahnanwalt frönte in seiner Freizeit nämlich dem Gotcha-Sport. Gravenreuth hatte uns nicht die Zustimmung zur Veröffentlichung dieses Fotos erteilt, deshalb mahnte er uns dafür ab.
Gravenreuth fand immer neue Ziele für Abmahnungen. So stoppte er kurzzeitig den Verkauf von Suse Linux und legte sich mit der TAZ an . Doch im Jahr 2008 wurde er schließlich wegen Betrugs verurteilt, seine Revision dagegen im Jahr 2009 angelehnt.
Auch der Sozius in Gravenreuths Rechtsanwaltskanzlei, Bernhard Syndikus, geriet mit dem Gesetz in Konflikt, Stichwort: Eselfilme.de .