
Machinarium vom tschechischen Entwickler Amanita Design , der bereits für die zwei so skurrilen wie netten “Samorost”-Spielchen verantwortlich war, kommt auf den ersten Blick wie ein traditionelles Point-and-Click-Adventure daher. Allerdings basiert es auf dem Flash-Player von Adobe, was dazu führt, dass man bei Betätigung der rechten Maustaste oder Control-Klick mit dem Kontextmenü für die Einstellungen des Adobe Flash-Players 10 konfrontiert ist. Das ist in einem Vollbildmodus- und Offline-Game zumindest ungewöhnlich – und für einen Teil der Bedienungsprobleme verantwortlich. Doch dazu später mehr. Das Spiel beginnt ohne weitere Vorgeschichte auf dem Schrottplatz eines Maschinenplaneten, wo unser Held “Josef”, wie der kleine Roboter seltsamerweise genannt wird, in Einzelteilen landet. Nachdem er sich mit einigen Tricks wieder zusammen gesetzt hat, ist sein nächstes Ziel, die Roboterstadt Machinarium City zu betreten und dort Antworten auf seine Situation zu finden, andere Roboter zu befreien und ein Bombenattentat auf den Turm des Bürgermeisters zu verhindern.





















Rätsel satt und anspruchsvoll
Dabei begegnet Josef eine ganze Reihe von Hürden. Er muss anderen Maschinenmenschen helfen, um etwa ihre Musikinstrumente wieder brauchbar zu machen, oder er muss für sich auf äußerst umständliche Weise einen Regenschirm besorgen, denn klar, er will nicht nass werden und rosten. Rätsel sind zu lösen, die manchmal nicht von leichter Kost sind. Darunter sind komplexe Schalter- und Schieberätsel sowie Puzzle unterschiedlicher Art. Kommt man gar nicht weiter, hilft im oberen Fensterbereich eine einblendbare Glühlampe (der Art freilich, wie sie in der EU künftig verboten sind ….), ein Klick darauf gibt in einer Denkblase einen ersten Hinweis, was zu tun ist. Kommt man auch damit nicht weiter, hat man direkt neben der Glühbirne Zugriff auf ein Minispiel, bei dem man wie in einem Uralt-Arcadespiel als Schlüssel Spinnen abschießt und Hindernissen ausweicht. Ist man am Ziel, zeigt ein Bildercomic detailliert, was zu tun ist.
Grafisch ist das Spiel in einem apokalyptischen Retro-Stil gehalten, das immer wieder einmal an Szenen aus dem PC-Rollenspiel Fallout 3 erinnert. Das alles wirkt nett und gefällig und vor allem passend zum ganz spezifischen Abenteuer unseres Maschinenhelden, der sich zudem putzig auf seinen zwei Metallbeinen durch die Bilder bewegt, manchmal lässig ein Geländer herunterrutscht und auch mal gelangweilt die Arme verschränkt, wenn der Spieler allzu lang überlegt und untätig scheint. Der kleine Roboter kann sich zudem für manche Aufgaben noch winziger, aber auch ganz groß machen, dazu zieht man seinen Körper einfach mit der Maus hoch oder runter. Allerdings läuft er auf diese Weise deutlich langsamer, was bei dem einen oder anderen zeitabhängigen Rätsel zu berücksichtigen ist.
Frustrierende Steuerung
Nun muss auch das leidige Thema der Steuerung von Josef angesprochen sein. Grundsätzlich geht das per Mausklick: Wo man hinklickt, dort läuft Josef hin oder interagiert mit einem Objekt. Das kennt man ja, typisch Adventure eben, obwohl eine freie Bewegung mit den Pfeiltasten zu bevorzugen wäre. Um auf das Inventar oben links über dem Spielfenster zuzugreifen, bewegt man die Maus dorthin, dann blendet es sich ein. Will man ein Objekt zurücklegen, muss man wiederum mit der Maus dorthin ziehen, denn der Rechtsklick zum Ablegen im Inventar (wie häufig bei Adventures genutzt) ist ja durch das Adobe-Interface schon belegt. Ein Tastaturkürzel gibt es nicht, also muss man sich “zu Fuß” auf den Weg machen, was bei großen Bildschirmen doch sehr mühsam sein kann und den Spielfluss unangenehm und unnötig unterbricht. Vollends frustrierend wird es bei dem Ballerspiel gegen Ende des Abenteuers, wenn es durch labyrinthartige Gänge geht, bei denen man keinen Gesamt-Überblick hat, dazu mit der Maus in die gewünschte Richtung zeigen und sich auch noch passend zum Angreifer drehen und feuern muss – das ist ein echtes Geduldspiel immer wieder von vorn, welches nur wenigen Spaß machen dürfte. Mit einer guten Steuerung über die Pfeiltasten wäre das deutlich eleganter gelöst gewesen.
Schöne Grafik, gute Performance, toller Sound
Immerhin kann man an jeder Stelle des Spiels speichern, wenn auch leider nur sechs Slots zur Verfügung stehen. Durch die Bildvorschau der Speicherstände hat man die passende Stelle schnell wieder aufgerufen. In punkto Performance können wir uns auf unserem Macbook Pro mit 2,16 GHz, 128 MB VRAM und 3 GB RAM Arbeitsspeicher sowie Mac-OS X 10.6.1 beziehungsweise *.2 nicht beklagen. Als Minimum gibt der Entwickler Mac-OS X 10.4 auf einem Mac mit wenigstens 1,6 GHz Taktrate und 1GB Arbeitsspeicher an. Damit kann man die wunderschöne, teils handgemalte Grafik des Spiels bereits in vollen Zügen genießen. Wem das Spiel trotz mancher Kopfnuss übrigens zu kurz vorkommt, kann sich über zwei Extrabeigaben freuen: Zum einen ist der Hybrid-DVD für Mac und Windows eine kostenlose Version von Samorost 2 eingebrannt, zum anderen eine Audio-CD mit dem exzellenten, schon fast meditativem Soundtrack zum Spiel des Tschechen Tomáš Dvorák in der Verpackung enthalten. Für den Preis von 30 Euro erhält man so ein insgesamt ansprechendes Paket, das auch als Geschenk für den Weihnachtstisch gut geeignet ist. Als Altersfreigabe wurde von der USK 0 Jahre festgelegt.
Empfehlung
Die Dauer ist etwas kurz, eine Story nur rudimentär erkennbar, und die Steuerung teilweise quälend. Dennoch sind der Charme von Josef und der Roboterwelt so groß, die grafische Gestaltung des Spiels so liebevoll und die Rätsel so herausfordernd, dass wir Machinarium unbedenklich für einige vergnügliche Spielstunden und für die ganze Familie empfehlen können.