In manchen Haushalten hängt kein einziger Rechner mehr per Kabel am Internet, nicht einmal der iMac im Arbeitszimmer. Macbook, iPad und iPhone sind ohnehin als Mobilgeräte konzipiert, die allenfalls von Zeit zu Zeit an die Steckdose müssen aber sonst nie ein Kabel sehen. Dumm nur, wenn nicht in allen Räumen gleichermaßen das Signal des Funkrouters gut genug ist für High-Speed-Surfen. Insbesondere nach einer Änderung an der Technik, wenn etwa ein neuer WLAN-Router zum Einsatz kommt, fällt auf, dass unter dem Dach, auf der Terrasse oder im Keller der Empfang auf einmal nicht mehr so gut ist. Das heimische Wi-Fi lässt sich aber auch verlängern. Drei Lösungen stehen zur Auswahl.
Analyse geht vor
Wenn das WLAN lahmt, steht vor der Neuanschaffung von Netzwerkhardware erst eine Suche nach den Ursachen an. Manchmal hilft es, den Router woanders aufzustellen, manchmal wirkt ein Wechsels des Kanals Wunder. Was Sie bei langsamer Funkverbindung tun können, haben wir in aller Ausführlichkeit hier zusammengefasst: WLAN-Problem des Mac beheben . pm
Hat man irgendwo im Haus ein schlechtes Signal, sollte man als erste Maßnahme den Standort des WLAN-Routers zu optimieren versuchen. Meist gelingt es, durch die mittige Positionierung des Wi-Fi-Routers in der Wohnung oder Firma eine komplette Abdeckung zu erreichen. Allerdings sorgen mehrere Stockwerke, dicke Zwischenwände oder große Distanzen für ein schwaches Signal und deutlich verringerte Bandbreite. Die Hersteller geben bei der Wi-Fi-Reichweite gern 300 Meter im Freien und 100 Meter in Räumen an, Stahlbetondecken etwa lassen die Reichweite dramatisch schrumpfen. Aber auch die Folgen einer energetischen Sanierung kann zu einer Verschlechterung des Signals führen. So mag im Wohnzimmer das Signal noch optimal sein und nur einen halben Meter weiter auf der Terrasse, jenseits der Dreifachverglasung von den elektromagnetischen Wellen kaum noch etwas ankommen. Das Glas schluckt nicht nur Licht, sondern auch längere Wellen…
Neue Technologie: Mesh
Mit Mesh steht seit kurzem eine neue Methode bereit, die eine bessere WLAN-Abdeckung verspricht. Im Gegensatz zur Anordnung mit einem zentralen Router und diversen Repeatern agieren Mesh-Geräte dezentraler. Dabei laufen Sende- und Empfangssignal oft über unterschiedliche Frequenzbänder, Einbußen bei der Bandbreite treten dabei nicht auf. Die Standards und Produkte mehrerer Anbieter buhlen dabei um die Gunst der Kunden, einen Überblick finden Sie hier.
Wi-Fi-Verbindung über einen Repeater
Nun hätte man vor der Renovierung an Buchsen im Außenbereich denken müssen. So hilft nur eine Erweiterung des WLAN, das man mit Repeatern ganz ohne das Verlegen von Kabeln erreicht. Dabei wird eine zweite Station angeschafft, die sich per Wi-Fi mit der Hauptstation verbindet und den Geräten in ihrer Umgebung Zugang zum lokalen Netzwerk und Internet bietet.

Wer Airport Extreme von Apple nutzt, kauft am besten Airport Express dazu, die beiden lassen sich mit dem Airport-Dienstprogramm einfach zusammenschalten. Nutzer einer Fritzbox von AVM sollten Fritz Wlan Repeater 300E (75 Euro) oder Fritz Wlan Repeater N/G (75 Euro) anschaffen. Bei mehrstöckigen Gebäuden platziert man die Hauptstation und den Repeater “übereinander”, damit der Abstand zwischen den beiden möglichst gering ist.
Auf den ersten Blick ist die Lösung extrem charmant. Die Geräte lassen sich ganz ohne zusätzliche Kabel einsetzen, die Einrichtung ist in wenigen Minuten erledigt. Die Kopplung der Wi-Fi-Netze beziehungsweise deren Erweiterung hat allerdings einen entscheidenden Nachteil. Durch den Datenverkehr untereinander verringert sich die Bandbreite für die Clients. Vereinfacht gesprochen müssen die beiden Router über die zur Verfügung stehende Bandbreite sowohl ständig senden als auch empfangen, was sie effektiv halbiert.

Wer dann etwa im ersten Stock über den Repeater ins Wi-Fi-Netzwerk gelangt, bemerkt das beim Surfen oder Abfragen von Mails nicht. Will man Videos streamen, ist die Grenze der Bandbreite schnell erreicht, die Lösung ist dafür nicht optimal.
Der Trend geht zum Zweitnetz
Klingt ein wenig wie der WLAN-Overkill, aber ein zweites Funknetz ist in manchen Fällen die Rettung. Anscheinend verstehen sich Apple-Rechner am Besten mit Routern von Apple (Time Capsule, Airport Express, Airport Extreme). Der Grund dafür könnte sein, dass Apple nicht selten Chips einbaut, die den Draft, also eine Vorabversion eines IEEE-Standards erfüllen. Dieser ist zwar meist nahezu identisch mit dem gerne auch erst Jahre später verabschiedeten finalen Standard, Unterschiede in Nuancen können aber schon zu gestörter Kommunikation führen. In einem konkreten Beispiel hatten wir einen iMac (early 2008) via einer zeitgleich angeschafften Time Capusule via (Draft-) Standard IEEE 802.11n verbunden und den Funkrouter per Kabel mit dem DSL-Modem der Telekom. Fünf Jahre später kam mit einer schnelleren DSL-Leitung ein Funkrouter mit integriertem Modem von der Telekom (speedport) ins Haus, nominell auch auf IEEE 802.11n ausgelegt. Der nunmehr alt gewordene iMac zwei Stockwerke höher bekam aber kaum noch Funksignal, etwas jüngere Apple-Hardware (Macbook Pro (late 2009) iPad und iPad 2) funkten am gleichen Ort ohne jedwede Einschränkungen. Zwei Lösungen gibt es für das Problem: Entweder wieder die Time Capusule aufstellen und per Ethernetkabel mit dem Speedport verbinden oder gleich jenen per Powerline (siehe weiter unten) mit dem Mac verknüpfen. Wichtig: Entscheidet man sich bei derartigen Problemen für das Zweitnetz schaltet man besser das am Speedport ab – zu viele Netze auf engem Raum können sich nur gegenseitig stören und das Problem womöglich noch verschärfen. pm
Kabelverbindungen im Wi-Fi-Netz
Die beste Lösung ist die Verbindung von zwei Wi-Fi-Stationen über Ethernet-Kabel . Der Datenverkehr zwischen den Stationen stört die Wi-Fi-Leistung nicht. Natürlich müssen hier die baulichen Voraussetzungen für die Verkabelung geschaffen werden. Nachträglich Kabelschächte zu ziehen lohnt den Aufwand meist nicht, herumliegende Kabel sind eine ernste Stolpergefahr
Es geht aber weit bequemer, mit vorhandenen Leitungen: Mit den sogenannten Powerline -Adaptern gibt es eine nicht unbedingt kostspielige Alternative. Die Adapter nutzen die Steckdose beziehungsweise Stromverkabelung für die Netzwerkverbindung. Bei optimaler Verkabelung im Haus können die Adapter eine gute Lösung bieten und die Erweiterung erlauben. Gut geeignet für den Mac-Haushalt sind etwa das Trendnet Powerline 1200 Adpater-Kit oder die Produkte von Devolo . Auch der Hersteller der populären Fritzbox AVM baut seit einigen Jahren Powerline-Adapter . Diese Art von Netzwerkgeräten tritt immer paarweise auf. Eines der Geräte steckt man in eine Steckdose nahe des Routers und verbindet Adapter und Router per Ethernetkabel, das andere Gerät steckt nahe des Mac und ist mit diesem ebenso per Ethernet verbunden. Diese Lösung funktioniert natürlich nur mit Desktops und bedingt mit Notebooks, aber nicht mit iPhone und iPad. Aber auch hierfür gibt es Lösungen der einschlägigen Hersteller, ein asymmetrisches Paar von Powerline-Adaptern , bei dem ein Teil ein Funknetz aufbaut. Aber auch hier gilt wie im Kasten weiter oben: Zuviele WLANs könnten einander stören.
Wi-Fi-Stationen per Kabel verbinden
Verbindung per Ethernet-Kabel im Bridge-Modus

Powerline-Adapter funktionieren aber nur, wenn sie im gleichen Stromnetz hängen. Was unter Umständen auf dem gleichen Stockwerk funktioniert, geht Stockwerke übergreifend womöglich nicht mehr. Gilt es, größere Distanzen oder Stockwerke zu überbrücken, ist eine Ethernet-Verkabelung der Basisstationen untereinander der beste Weg – sie sind über eine “Brücke” verbunden, vielfach wird das Bridge-Modus genannt. Dabei bietet jede Wi-Fi-Basis den Geräten im Umkreis Zugang. Kommunizieren Teilnehmer von zwei oder mehr unterschiedlichen Wi-Fi-Stationen miteinander, findet der Datentransfer über die Ethernet-Verkabelung zwischen den Wi-Fi-Stationen statt.
Im Gegensatz zur Repeater-Lösung wird das Wi-Fi-Netzwerk mit dem Transfer nicht belastet. Gute Router erlauben den Bridge-Modus. Bei Apples Airport-Hardware ist die zusätzliche Wi-Fi-Station auszuwählen sowie unter “Netzwerk” unter “Router-Modus” die Option “(Aus) Bridge-Modus”. Über den Reiter ” Internet ” findet die Wi-Fi-Station entweder per DHCP oder über manuelle Adressvergabe Zugang zur Hauptbasis. Die Bridge-Konstruktion regelt nicht nur den Datenverkehr der Wi-Fi-Clients und der über Ethernet-Kabel verbundenen Wi-Fi-Stationen untereinander, die Hauptbasis stellt auch für alle den einen Internet-Zugang zur Verfügung. Die Einstellungen bei anderen Routerherstellern müssen Sie im Handbuch heraussuchen, hier unterscheiden sich Technik und Terminologie. Die Reichweitenerhöhung über Ethernet-Verkabelung ist die beste Lösung und vergleichsweise preiswert.
Ethernet-Verbindung über die Stromversorgung
In neueren Häusern finden sich oft Kabelkanäle innerhalb eines Stockwerks und Kabelschächte zwischen den Etagen. Hier sollte man immer zu einer Ethernet-Verkabelung greifen. Gerade in älteren Häusern finden sich derartige Voraussetzungen nicht. Statt der Netzwerkerweiterung per Repeater bietet sich mit “Powerline”-Adaptern eine Alternative. Bei der Hardware handelt es sich um vollwertige Netzwerkgeräte, die einen Ethernet-Kabelanschluss bieten und die Netzwerkdaten über die Stromleitung übertragen. Die Hersteller sprechen auch von “Netzwerk aus der Dose”. Es gibt diverse Lösungen verschiedener Firmen. Wir haben gute Erfahrungen mit dem Netgear Powerline AV+ Adapter Kit gemacht. Für rund 75 Euro gibt es zwei Adapter. Auch Netgear verspricht Übertragungsraten von bis zu 600 Megabit pro Sekunde – theoretisch. In der Realität sollten 50 bis 70 Megabit pro Sekunde erreichbar sein.

Das Problem mit allen Powerline-Lösungen ist die Stromverkabelung im Haus. Ist sie vom Fachmann gemacht worden und liegen die beiden genutzten Steckdosen an einem Stromstrang, kommt eine sehr gute Übertragungsrate heraus. Bei selbst verlegten Leitungen mit vielen Verteilern kann es durchaus unbefriedigende Ergebnisse geben. Wer einen Bekannten mit Powerline-Lösung hat, borgt diese und testet sie zu Hause. Jeder der beiden (oder mehr) Powerline-Adapter im lokalen Netzwerk bekommt eine IP-Nummer verpasst. Den Bridge-Modus können Sie dann über die Powerline-Adapter realisieren. Die Hauptbasisstation und die Erweiterung werden jeweils mit dem Ethernet-Anschluss eines Powerline-Adapters verbunden. Die Konfiguration von Hauptbasis und Erweiterung (zweite Wi-Fi-Station) ist identisch mit der Lösung über Ethernet-Kabel. Statt einer zweiten Wi-Fi-Station lässt sich natürlich auch ein einzelnes Gerät anschließen, etwa ein PC oder Apple TV – über Ethernet-Kabel.