
Viele ambitionierte Hobbyfilmer und andere Cinephile, die den Übergang in die digitale Welt noch nicht ganz abgeschlossen haben, verfügen auch heute noch über ein umfassendes Archiv analoger Videoaufzeichnungen aller Art. Die Kassetten stapeln sich im Keller, der Filmfan hat sich schon lange vorgenommen, das Material irgendwann in bestmöglicher Qualität zu digitalisieren. Doch welches Gerät ist die richtige Wahl für diesen Zweck?
Mittlerweile quillt der Markt förmlich über mit Konvertern, die analoges Video digitalisieren. Praktisch jeder TV-Tuner hat nun einen Analog-Eingangsstöpsel, viele Videokameras bieten die Analog-Konvertierung an, Videograbber gibt’s für wenig Geld sogar im Discounter. Was dem Laien nur recht und billig ist, nagt am Gewissen des ernsthaften Hobbyfilmers: Sind diese Schnäppchen wirklich gut genug für meine wertvollen Aufnahmen?
Sind sie nicht: Die handelsüblichen Konverter aus dem unteren Preissegment digitalisieren das eingehende Signal generell “wie es kommt” in ein digitales Format. Somit wird jede Bild- oder Tonstörung als Signal interpretiert und einfach mitkonvertiert. Bei stärker gestörten Signalen verweigert mancher Konverter auch schon mal komplett den Dienst. Sollte das Gerät die Videodaten zugleich auch noch in Echtzeit komprimieren, handelt es sich hierbei um ein Hardware-Encoding. Das ist zwar schnell, lässt aber keinen Spielraum für die Qualität. Das Ergebnis solcher Billigkonverter ist zwar eine Filmdatei fürs digitale Archiv, doch ist diese mit Sicherheit von minderer Qualität. Mit mancher Software lassen sich zwar einige Mängel wieder halbwegs ausbügeln, doch ist dies ein oft unnötiger Aufwand.
Analoge Videos selbst digitalisieren
Dabei ist es verhältnismäßig einfach, das Beste aus seinen alten Videos herauszuholen. Wer sich nicht leisten kann oder möchte, die Videos vom Profi umwandeln zu lassen, dem seien folgende grundsätzliche Schritte empfohlen:
1. Höchstqualitativer Import mit der richtigen Hardware
2. Unkomprimierte Zwischenspeicherung
3. Effiziente Nachbearbeitung einzelner Projekte
4. Archivierung der fertigen Filme
Im Folgenden konzentrieren wir uns im Wesentlichen auf Schritt 1, also, wie Sie Ihr Videoarchiv in bester Qualität auf Festplatte bekommen.
Wir haben den Canopus ADVC 300 Time Base Corrector bei der Digitalisierung verwendet und wollten einmal selbst ausprobieren, ob ein interessierter Laie mit dieser Ausrüstung gute Ergebnisse erzielen kann, oder ob man in jedem Fall ein Studio für seine alten Videos braucht.
Ein Time Base Corrector (kurz: TBC) ist Dreh- und Angelpunkt einer gelungenen Videokorrektur. Die Technologie stammt aus dem Analogbereich und hat sich schon über Jahrzehnte beim analogen Kopieren bewährt. Um die Arbeitsweise eines TBC zu verstehen, muss man ansatzweise verstehen, wie ein analoges Videosignal aufgebaut ist. Dies ist eine Wissenschaft für sich, daher beschränken wir uns auf das Ankratzen der Oberfläche.
Time Base Corrector Canopus ADVC 300
Ein Time Base Corrector erfüllt im Grunde vier Aufgaben:
1.: Die Zeitkonstante des Filmes wird geradegerückt, d.h. Taktfehler, die durch Alterung oder Fehler bei Kopiervorgängen entstanden sind, werden ausgebessert. Nur bei einem “gesunden” Takt kann das Zielgerät das Bild auch einwandfrei anzeigen.
2.: Das Grundrauschen wird verringert, die Schärfe verbessert, das Bild stabilisiert. Diese rein optischen Korrekturen lassen sich meist im Gerät feineinstellen und sorgen für ein sichtbar besseres Endergebnis.
3.: Über einen internen Speicher werden Drop-Outs aufgefangen. Fehlen Bildinhalte, kann der TBC diese aus dem vorherigen Einzelbild übernehmen und so das Loch flicken.
4.: Manche der Geräte können die Farbdeckung wiederherstellen. Bei sehr schlechten Aufnahmen oder Kopien reduziert dies die Bildung von “ghosting”, also von farbigen Schatten.
Besonders wichtig für eine ordentliche Konvertierung ist die korrekte Zeitkonstante. Da ein Videoband im Lauf der Jahre und Jahrzehnte (auch ohne Benutzung) durch Abnahme der Magnetisierung verschleißt, werden die Signale, sichtbare wie unsichtbare, auf dem Band immer schwächer. Zudem sind viele dieser Daten oft von Anfang an gar nicht sauber auf das Band geschrieben worden.
Bei einer schlichten Konvertierung des Signals ohne besondere Hilfsmittel wird also das alte, schwache Videosignal einfach in eine Datei übersetzt. Ein TBC hilft, dieses Signal deutlich aufzupeppen. Das analoge Videosignal wird hierbei zunächst in einen Zwischenspeicher geschoben. Der TBC erkennt dann die zusammengehörenden Taktsignale der einzelnen Farben und Halbbilder und fügt diese zu einem neuen Bild zusammen. Im schlimmsten Fall werden die Signale sogar eigens neu generiert. Dann gibt der TBC das Einzelbild an den (integrierten) Digitalkonverter aus und lädt das nächste Stückchen Film – alles in Echtzeit. Fehlen dort Bildinformationen, werden diese aus dem vorhergehenden Einzelbild eingesetzt. Auch dieses Einzelbild geht nun an den Konverter, und so weiter, und so fort.
Der TBC spannt sozusagen die alten, laschen Bildsignale auf einen neuen Keilrahmen und zieht sie damit schön stramm. Dadurch legen sich die einzelnen Farben passgenau übereinander, und Farbschatten (“ghosting”) kommen nicht mehr vor, wabernde Bildränder und Inhalte verschwinden. Durch das Vorhandensein eines kompletten Einzelbildes kann der TBC nun die Farb-, Kontrast- und Helligkeitswerte automatisch anpassen, ähnlich einer Auto-Farbraumkorrektur im Photoshop. Diese Korrekturen können automatisch ablaufen, man kann sie aber auch durch die Software voreinstellen und beeinflussen. Dabei kann der Profi noch das Letzte aus seinem Material herausholen, der Laie läuft jedoch Gefahr, sein Material zu zerstören. (Viele Korrekturen können verlustfrei in der Nachbearbeitung erledigt werden. Dort gibt es zum Glück die Undo-Funktion.) Der Konverter schließlich digitalisiert das Signal und gibt es an die Capturing-Software im Computer aus. Diese schreibt es als weitgehend unkomprimiertes DV-Signal auf die Festplatte.
Dies ist eine stark vereinfachte Darstellung der Funktionsweise eines TBC. Sie dient hauptsächlich zur Veranschaulichung, dass viel mehr hinter einem analogen Videosignal liegt als das menschliche Auge zu sehen vermag.
Tipps zur Konvertierung
Wir haben den Canopus ADVC 300 für diesen Bericht ausgesucht, weil er einer der günstigsten Konverter auf dem Markt ist, der einen Time Base Corrector bietet. Hier unsere Tipps zur Konvertierung all der Aufnahmen, die zu wichtig sind, um in Vergessenheit zu geraten, aber die nicht wertvoll genug sind, um eine professionelle, weit teurere Konvertierung zu rechtfertigen:
Erstens: Machen Sie zunächst eine Bestandsaufnahme, welche Videos überhaupt eine Rettung verdient haben. Hierbei sollten Sie die Bänder jedoch keinesfalls sichten, denn manche Kassetten können wirklich nur noch ein einziges Mal abgespielt werden, bevor sie den Geist aufgeben. Stellen Sie also alle rettenswerten Videos zusammen und errechnen Sie die ungefähre Spielzeit. Aus dieser Zahl können Sie nun sowohl Ihre Arbeitszeit ableiten (erfahrungsgemäß beträgt diese mindestens Abspielzeit mal 3), als auch den Speicherplatzbedarf Ihrer Festplatte: ca. 222 MB werden allein vom DV-Format, in das Ihre analogen Videos umgewandelt werden sollten, pro Minute verschlungen. Eine Konvertierung direkt in komprimierte Formate empfiehlt sich deshalb nicht, da das Material bei jedem Schneidevorgang neu komprimiert werden muss und so deutlich an Qualität verliert.
Sollten Sie nicht an chronischem Geldmangel leiden oder über wirklich wertvolles, einmaliges Videomaterial verfügen, empfiehlt sich allerdings die Konvertierung durch einen professionellen Dienstleister. Denn neben den Vorzügen eines Time Base Correctors gibt es bei den Profis noch einige andere Tricks und Kniffe, um analoges Material so perfekt wie nur irgend möglich zu digitalisieren.
Zweitens: Machen Sie sich auf die Suche nach dem richtigen digitalen Equipment. Ideal für die Videobearbeitung ist ein RAID-System (mindestens RAID 1 mit redundanter Speicherung, oder gleich ein Speicherroboter wie Drobo), damit ein Festplattencrash Ihr filmisches Lebenswerk nicht schon beim Import vernichtet. Als Konverter ist der für diesen Bericht getestete Canopus ADVC 300 durchaus zu empfehlen.
Dessen eingebaute Time Base Corrector (TBC) erkennt und ersetzt das im Lauf der Zeit (oder der Kopiengenerationen) flau gewordene bzw. verschobene Referenzsignal für die Taktung der Einzelbilder analoger Videos. Damit wird das verwaschene, oft wabernde Bild wieder “strammgezogen” und deutlich geschärft, Farbschatten und ähnliche Geistereffekte verschwinden, Farben erhalten neuen Glanz. Auch wenn er keine fehlenden Bildinformationen ersetzen kann, holen Sie mit einem TBC noch das Beste an Qualität aus ihren alten Videos heraus. Da das Gerät mit rund 400 Euro zu Buche schlägt, sollte ggf. auch eine Anmietung statt eines Kaufs in Erwägung gezogen werden. Hilfreich ist auch hier, die zu erwartende Mietdauer anhand der Gesamtlänge des zu digitalisierenden Materials vorab zu errechnen.
Das Erfassen (denglisch “Capturen”) des digitalisierten Videos ist möglicherweise nicht ganz einfach, da Consumer-Software wie iMovie HD dazu tendiert, den Konverter nicht als Quellgerät zu erkennen. Der Grund liegt meist darin, dass iMovie gern die Steuerung über das Gerät übernehmen möchte, dies aber vom Gerät gar nicht angeboten wird, da es ja keine Kamera ist, die vor- oder zurückspulen könnte. In dieser Frage riet uns der Betreiber eines Videostudios, in diversen Softwares diverse Einstellungen auszuprobieren und immer mal wieder 30 Sekunden aufs Geratewohl aufzuzeichnen, denn manchmal funktioniert das Capturen sehr wohl, auch wenn die Software das nicht “zugeben” will. Am sichersten fährt man auf dem Mac jedoch mit Final Cut in allen Versionen, oder man holt sich zunächst einmal das kostenlose AVCVideoCap von Apple selbst – zu finden auf der Apple Development Kits Page im FireWire SDK, nur über (kostenlose) Registrierung zu erhalten.
Gute Kabel für beste Ergebnisse
Drittens: Für den analogen Teil Ihrer Konvertierungsanlage müssen Sie ein wenig in die Trickkiste der Analog-Ära greifen. Alte Videohasen wissen natürlich im Schlaf, dass die Kabelwege so kurz wie möglich sein müssen und über bestmögliche Steckverbindungen verfügen sollten. Der Kauf z.B. eines guten S-Video-Kabels ist also durchaus angebracht. Versorgen Sie alle Geräte über dieselbe Steckdose mit Strom wie den Computer, um eine Brummschleife zu vermeiden. Lassen Sie die Abspielgeräte ggf. noch einmal warten, reinigen und entmagnetisieren, bevor Sie die Konvertierung in Angriff nehmen. Sollten Sie ein Gerät anmieten müssen, können Sie auch gleich eines mit eingebautem TBC aussuchen, hierbei sollten Sie sich aber beraten lassen.
Achten Sie unbedingt darauf, dass die Abspielgeräte über einen S-Video-Anschluss (auch Separate Video oder Y/C genannt) verfügen. Das Videosignal über die (meist gelbe) Cinchbuchse (Composite Video) ist für Konvertierungszwecke nicht so gut geeignet. Finger weg von Scart-Adaptern, die eine S-Video-Buchse bereitstellen: Die meisten Recorder liefern ohnehin nur das Composite-Signal über die Scart-Buchse. Ein S-Video-Kabel per Adapter schafft da keine Abhilfe, das Signal darin bleibt dennoch Composite Video. Sollten Sie keinen S-Video-Anschluss an Ihren Geräten haben, müssen Sie beim Digitalisieren mit dem TBC Farb- und Helligkeitssignale wieder trennen und hierzu im Gerät einige zusätzliche Einstellungen vornehmen.
Viertens: Wenn alle Vorbereitungen abgeschlossen sind, installieren Sie die Canopus-Software, in unserem Fall also den Picture Controller 300. Lassen Sie sich nicht von den vielfältigen Einstellungsmöglichkeiten der Software entmutigen, auch die frickeligen DIP-Schalter unter dem Gerät können Sie größtenteils ignorieren. Die meisten Einstellungen lassen sich nämlich per Software vornehmen, lediglich den Schalter, dass das Gerät über den Computer gesteuert werden soll, sollten Sie entsprechend setzen.
Die Gebrauchsanleitung bietet außer dem lapidaren Hinweis “Lesen Sie im Handbuch der Capture-Software nach, wie der Capturevorgang vonstatten geht” (immerhin schon auf Seite 50!) keinerlei Anhaltspunkt, wie man seine Filme denn nun auf Festplatte bekommt. Dies ist leider zu wenig, da der ADVC 300 eben nicht nur für Profis konzipiert ist, sondern auch für ambitionierte Laien. Der Software hätte eine Capture-Funktionalität sicher gut getan, ein kleiner “Record”-Knopf würde schon genügen. Spielen Sie ein wenig mit den Einstellungen, während Sie ein entbehrliches Testvideo abspielen. Die kryptisch anmutenden Erklärungen der einzelnen Funktionen und Einstellungen in der Anleitung helfen meist nur nach Studium entsprechender Webseiten weiter, wir haben unten die wichtigsten Punkte erläutert. So wurde der Unterschied zwischen NTSC und PAL hier schon erklärt, doch irritieren manche Optionen auf den ersten Blick, wie zum Beipsiel die PHY-Geschwindigkeit S400 oder S200. Bei dieser handelt es sich übrigens um die Geschwindigkeit, mit der die Daten über das FireWire400-Kabel geschickt werden.
Im Grunde sollten Sie nur darauf achten, eine möglichst hohe Qualität beim Digitalisieren zu wählen (Audio Sampling Rate zum Beispiel, und eben die höhere PHY-Geschwindigkeit S400). Viele der von der Software angebotenen Manipulationsmöglichkeiten lassen sich jedoch auch bequem nachträglich im Mac vornehmen – welche das sind, das sollte allerdings vom Hersteller in Software und Anleitung entsprechend markiert werden.
Einstellmöglichkeiten des Time Base Correctors

Im Reiter “Basic” können Sie folgende Einstellungen vornehmen:
Image Setting:
• Brightness: Helligkeit, tech. Luminanz. Sollte in der Nachbearbeitung verändert werden.
• Contrast: Kontrast. Sollte in der Nachbearbeitung verändert werden.
• Saturation: Farbsättigung. Sollte in der Nachbearbeitung verändert werden.
• Hue: Farbton. Sollte in der Nachbearbeitung verändert werden.
• Sharpness: Schärfe, tech. Akutanz. Sollte in der Nachbearbeitung verändert werden.

Audio Setting:
• Volume: Lautstärke. Sollte in der Nachbearbeitung verändert werden, außer bei wirklich durchgehend extrem leisem oder lautem Ausgangsmaterial.
• High: Höhen. Sollten in der Nachbearbeitung verändert werden.
• Low: Tiefen. Sollten in der Nachbearbeitung verändert werden.
• AGC: Auto Gain Control, automatische Aussteuerung. Sollte möglichst gering eingestellt werden. Bei Aufnahmen mit Tonschwankungen kann der AGC diese automatisch berichtigen. Dies kann aber auch in der Nachbearbeitung erfolgen. Vorsicht bei der Benutzung: Hierbei kann der Effekt eintreten, dass zwei absichtlich unterschiedlich laute Geräusche plötzlich gleichlaut erscheinen oder dass z.B ein wegfahrendes Auto einfach nicht leiser wird.

Im Reiter “Filter” können Sie die Trennung von Y (Helligkeit) und C (Farbe) auf verschiedene Weisen beeinflussen. Hierfür stellt das Gerät einige intelligente Filtertechnologien zur Verfügung. Sollten Sie das Videosignal jedoch (wie empfohlen) über S-Video einspielen, dann sind die Signale bereits getrennt und Sie brauchen hier gar nichts einzustellen. Wer das Videosignal jedoch über den meist gelben Cinch-Stecker laufen lässt, sollte sich an dieser Stelle intensiv in die Anleitung einlesen und mit den vielfältigen Einstellungsmöglichkeiten ein ihm genehmes Trennungsverfahren herausfinden.

Im Reiter “Video 1” können Sie verschiedene Farbeinstellungen vornehmen:
Black Expansion: Hier können Sie die Helligkeit für den Schwarzpunkt Ihres Videos setzen. Alle Bildbereiche, die noch dunkler sind, werden nun schwarz. Ebenfalls können Sie die Schwärze dieses Schwarzpunktes definieren. Sollte in der Nachbearbeitung erledigt werden.
White Peak Adjust: Ebenso, nur für Weiß, sollte auch in der Nachbearbeitung erledigt werden.
White Step: Hier können Sie die Mittelwerte der Helligkeitsabstufung zwischen Schwarz und Weiß einstellen, was nötig werden kann, wenn man Schwarz- und Weißpunkte beeinflusst. Sollte ebenfalls in der Nachbearbeitung erledigt werden.

Im Reiter “Video 2” können Sie Bildinhalte beeinflussen:
Edge Adjustment:
• Horizontal Edge: Das Gerät legt besondere Aufmerksamkeit auf korrekte Bildseitenränder. Diese wirken sich natürlich auf den kompletten Inhalt aus.
• Vertical Edge: Wie oben, nur für den oberen und unteren Rand. Diese Einstellungen sollten für den Import nur bei sehr wackeligem Ausgangsmaterial gesetzt werden, die Ränder können nachher jedoch nur noch aufwendig nachbearbeitet werden.
Video AGC: Das Auto Gain Control für Video ermöglicht es, die Helligkeit Ihres Videos automatisch zu optimieren (Auto, mit verschiedenen Helligkeitswerten), oder auf einen festen Helligkeitswert (Fix) hin zu trimmen. Diese Einstellung kann sehr nützlich sein, doch Vorsicht: Wenn Ihr Schwenk oder Ihre Kamerafahrt absichtlich eine Helligkeitsänderung beinhaltet (zum Beispiel eine Fahrt vom Wohnzimmer in den Garten), kann die Auto-Korrektur auch in die Hose gehen. Am besten das Material erstmal ohne diese Option importieren, und wenn das Band das Abspielen überlebt hat, zurückspulen und diese Option ausprobieren. Per Default (und im Testvideo) ist das Video AGC auf einen niedrigen Auto-Wert eingestellt, so dass ein verhältnismäßig geringes Risiko besteht.
Im Reiter “Audio” können Sie weitere Einstellungen für den Ton vornehmen:
• Locked Audio Mode: Wenn diese Einstellung aktiviert ist, wird der Ton sicher synchron zum Bild digitalisiert. Auch bei langen Videos gibt es so keine Bild-Ton-Verschiebung (Asynchronität) gegen Ende des Films. Diese Einstellung sollte immer aktiviert sein.
• Samling Rate: Die Sampling Rate ist die Auflösung des Tons. Je höher, desto besser. In der niedrigeren Einstellung (12 Bit, 32 kHz) verarbeitet das Gerät nicht alle Toninformationen.
Alte Kassetten sollen nicht auf den Müll
Fünftens: Sobald Sie Ihre Videosammlung digitalisiert haben, sollten Sie die alten Kassetten entsprechend markieren und wieder einlagern – man weiß ja nie, welche Wunder der Technik noch entwickelt werden. Ideal wäre übrigens das Vakuumverschweißen der Kassetten in lichtdichten Folien, aber diesen Luxus können sich meist nur Metzger mit ordentlichen Verpackungsmaschinen leisten. Die frisch digitalisierten Videos sollten Sie per Schnittsoftware in handliche Stücke verarbeiten: Nicht alles, was sich auf einer Kassette befand, muss zwingend in einer Datei verbleiben. Nichtsdestotrotz sollten Sie Material nur dann löschen, wenn Sie es wirklich nicht mehr brauchen. Versuchen Sie, die Aufnahmen möglichst genau zu datieren und mit Schlagworten zu versehen, hier helfen oft die Etiketten der alten Videokassetten weiter, oder auch verräterische Inhalte Ihres Films.
Puristen heben die digitalisierten Videos im unkomprimierten DV-Format auf, sparsamere Videographen wählen die Komprimierung ihres Vertrauens. Beim Exportieren in ein anderes Format sollten Sie unbedingt darauf achten, die Option “De-Interlace” zu aktivieren. Hierbei werden die Halbbilder zu sauberen Vollbildern zusammengefügt, und kammartige Streifen verschwinden. Sollten Sie nun den Konverter nicht mehr benötigen, können Sie ihn mit meist nur wenig Verlust wieder über das Internet loswerden.
Viele Videofilmer haben einst den Übergang vom “richtigen” Filmer vorgenommen. In deren Kellern finden sich meist noch alte Filmrollen in exotischen Formaten und Materialien. (Normal 8, Super 8, 9,5 mit Mittelloch, 16 mm, Super 16 usw.)
Filmmaterial kann im Grunde gar nicht in Eigenregie digitalisiert werden. Eine Ausnahme bilden Negativ- und Diascanner, die im semiprofessionellen Bereich bereits fantastische Ergebnisse liefern, aber Bewegtfilm sollten Sie unbedingt dem Fachmann überlassen.
Sollten Sie älteres Filmmaterial von vor 1952 besitzen, ist dieses mit allerhöchster Wahrscheinlichkeit auf Nitratbasis hergestellt und somit explosiver als Schießpulver. Nitratfilmmaterial (also auch Fotonegative) fällt unter das Bundessprengstoffgesetz und darf keinesfalls mit Wärmequellen in Berührung kommen.
Oft wird die Digitalisierung von Filmmaterial zum günstigen Pauschalpreis per Aushang oder Wurfzettel beworben. Von der Nutzung solcher Dienste ist dringend abzuraten: Die Digitalisierung erfolgt lediglich durch Abfilmen der Projektion von einer Leinwand oder durch eine Box mit einer Mattscheibe. Sie erhalten dann ein meist ein holperndes Bild mit Störungen durch den Shutter-Effekt (z.B. durch die Projektion mit 18 B/s und das Abfilmen mit 25 B/s), manchmal auch noch seitenverkehrt, inklusive allen Staubs und aller Kratzer. Ihr Originalmaterial erhalten Sie möglicherweise schwer beschädigt zurück.
Alternative: Professionelle Services
Für eine ordentliche Abtastung Ihres alten Filmmaterials bleibt einem nur der Weg zum Profi. Hier kann guten Gewissens nur die AVP Videotransfer GmbH in München (avp-vt.de) als Marktführer in der Digitalisierung von Filmmaterial empfohlen werden. Selbst das explosive Nitromaterial kann dort unter Schutzatmosphäre digitalisiert werden. So eine professionelle Konvertierung ist natürlich nicht ganz billig, aber dafür nur einmal nötig, denn die Zukunft ist eindeutig digital.
Auch wenn die Konvertierung Ihrer alten Videos in Eigenregie nach wochenlanger Arbeit klingt, sollten Sie sich die Mühe machen. Digitale Kopien veralten nicht, können verlustfrei kopiert werden und lassen sich bequem sichten. Außerdem sorgt Time Machine für bequeme Datensicherheit. Die hier beschriebene einmalige Investition in Zeit und etwas Geld lohnt sich unter dem Strich garantiert, nicht nur ihre Nachkommen werden es Ihnen danken.
Und vielleicht finden Sie auf Ihren selbstgedrehten Filmen auch noch ein legendäres Missgeschick und werden der nächste Star auf Youtube.