München/Macwelt – Die erste Preview Release des neuen Browsers Netscape 7 ist seit gestern als Download beim Hersteller verfügbar. Preview Release bedeutet im Gegensatz zur Betaversion, dass bis zur endgültigen Fassung die Entwickler kaum noch Änderungen implementieren werden. An Neuerungen gegenüber Version 6 bietet das neue Programm vor allem “Tabbed Browsing”: Mehrere Internetseiten lassen sich so in einem einzigen Fenster anordnen und mit einem Klick auf einen Karteikartenreiter nach vorne bringen. Vom Konkurrenten Microsoft hat man den Downloadmanager abgeschaut, das Internetradio Radio@Netscape soll einen Zusatznutzen bieten, erfordert aber den seperaten Download des Real Players. Das Mailmodul alarmiert den Benutzer jetzt, sobald Post eingegangen ist, die Suche nach Mails und im Adressbuch bietet eine Quicksearch-Funktion.

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Dass der Browser im Gegensatz zu Mozilla ein kostenloses, aber kommerzielles Produkt ist, merkt man bereits bei der Installation: Um das Programm auf den Rechner spielen zu dürfen, ist eine Registration bei Netscape erforderlich.
Auf den ersten Blick macht das Programm einen viel versprechenden Eindruck. Der Programmstart dauert zwar etwa so lang wie bei seinen Vorgängern, dafür kann der Browser Internetseiten sehr schnell aufrufen und darstellen. Die Stärken der Renderingengine Gecko zeigten sich bereits im großen Webbrowser-Vergleichstest der Macwelt. Der mit dem Netscape-Browser verwandte Browser Mozilla erwies sich hier als schneller als Microsofts Internet Explorer 5.1.
Das Konzept der Programmsuite erweist sich beim Netscape-Client jedoch als Problem . Bei jedem Programmstart lädt sich nicht nur der Webbrowser in den Arbeitsspeicher, sondern auch ein HTML-Editor, ein E-Mail-Programm und ein Messenger. Nicht jeder Anwender wird ständig alle Programme benötigen. Ein auf dem Code von Mozilla basierender alternativer Mac-OS-X-Browser namens Chimera verzichtet dagegen ganz auf diese Zusatz-Module und bekam dafür von den Nutzern bereits viel Lob.
Nach den Markforschungen von Statmarket hält die neue Version 6 des Internet Explorers einen Marktanteil von etwa 30 Prozent. Mit allen Versionen zusammen genommen erreichen die Browser von Microsoft einen Marktanteil von etwa 90 Prozent. Ein neuer Netscape-Browser darf hier also nicht mehr lange auf sich warten lassen, will man den Markt nicht völlig Microsoft überlassen. Schließlich fehlt bei einem zu geringen Marktanteil für Webseitenbetreiber der Anreiz, ihre Seiten kompatibel mit den Netscape-Versionen zu machen, was immer noch einiges an Zeit und Aufwand erfordern kann. Ein Beispiel ist etwa die Site der Sueddeutschen Zeitung. Netscape 7 schneidet das untere Drittel von www.sueddeutsche.de einfach ab. Ein Darstellungsfehler, der übereinstimmend unter Mozilla, Netscape und Chimera auftritt. Grund dafür ist, dass die Gecko-Engine mit Layern anders umgeht als der Internet Explorer.
Das ist wohl momentan die größte Gefahr für den Browser: IE-Anwender bleiben lieber bei ihrer Software, anstatt manche Seiten nur noch eingeschrämkt nutzen zu können.
Keine Wahl haben allerdings bald die Nutzer des Internetdienstes AOL. Der proprietäre Client des Internet-Providers wird statt wie bisher auf dem Internet Explorer auf Mozilla basieren. Allein durch die Masse der AOL-Kunden sollten sich die Marktanteile des Explorer-Konkurrenten bald rapid verbessern.
Stephan Wiesend
Info: Netscape Internet channels.netscape.com/ns/browsers/7/