
Für ein so genanntes Kugelpanorama, in dem man frei vom Boden bis zum Himmel navigieren kann, empfiehlt sich eine Kamera-Objektiv-Kombination mit einem großen Bildwinkel, zum Beispiel eine DSLR mit kleinem Sensor (APS-C) und einem Fisheye-Objektiv oder eine Vollformat-DSLR mit einem starken Weitwinkel. Beliebte Kombinationen sind eine Nikon D200 mit einem Fisheye-Nikkor 10,5 mm oder eine Canon 5D mit 17 mm oder 20 mm Weitwinkel. Außerdem benötigt man einen speziellen Stativkopf wie den Novoflex VR-Pro und ein stabiles Stativ. Damit gelingen Kugelpanoramen mit einem Bildwinkel horizontal von 360 Grad und vertikal von 180 Grad. Diese lassen sich als Quicktime VR, Java oder Flash in Webseiten einbinden. Die Aufnahmen sollten mit der gleichen Belichtung bei festem Weißabgleich, niedriger Empfindlichkeit und im RAW-Format erstellt werden. Sind die Fotos im Kasten, setzt man sie mit Ptgui Pro zusammen. Wie das geht, erklären wir in den folgenden fünf Schritten. Thomas Bergbold
Fotopanoramen mit Ptgui Pro
1. Fotoimport
Fotos mit Ptgui Pro aussuchen und öffnen.

Der “Project Assistant” führt in drei Schritten zu einem fertigen Panorama. Im ersten Schritt lädt man die betreffenden Fotos über die Schaltfläche “Load images”. Ptgui Pro ermittelt dabei anhand der EXIF-Daten der Fotos die Brennweite. Es ist empfehlenswert, die Objektivfehler wie Vignettierung (Randabschattung) und Verzerrungen zuvor mit einem Programm wie Ptlens oder Canon Digital Photo Professional zu beseitigen. Leichte Verzerrungen kann Ptgui allerdings auch korrigieren. An Dateiformaten wird JPEG sowie TIFF mit acht und 16 Bit Farbtiefe akzeptiert. 16 Bit bietet sich an für feinste Farbabstufungen von Fotos aus dem RAW-Format.
2. Fotos ausrichten
Kontrollpunkte setzen und korrigieren: Nach einem erfolgreichen Import der Fotos versucht Ptgui mit “Align images” die Fotos aneinander auszurichten und setzt so genannte Kontrollpunkte – das sind gleiche Punkte, die in aneinander angrenzenden Fotos vorkommen.

Nach einem erfolgreichen Ausrichten öffnet sich automatisch der Dialog “Control Points”, bei dem Ptgui Auskunft über die zu erwartende Qualität und die ausreichende Anzahl von Kontrollpunkten für eine erfolgreiche Verrechnung der Fotos gibt. Unter dem Reiter “Control Point Table” sind alle Kontrollpunkte aufgeführt. Die “Distance” gibt dabei den Abstand zwischen einem Paar von zwei zusammengehörigen Kontrollpunkten an. Dieser Abstand sollte so gering wie möglich sein. Kleiner als 20 ist gut, im sehr guten Bereich liegt man bei einem Abstand unter zehn. Ptgui erzeugt in der Regel mehr Kontrollpunkte als nötig, damit man die schlechten löschen kann. Fotos, die in mehreren Reihen fotografiert wurden, erkennt Ptgui in der Regel ebenso wie Panoramen mit weniger als 360 Grad oder Mosaike.

Bei Fotos, die aus der Hand fotografiert sind oder bei gleichfarbigen großen Flächen wie einem Himmel kann Ptgui keine oder nur fehlerhafte Kontrollpunkte setzten. Hier muss man mittels der Rubrik “Control Points” manuell nachhelfen. Am oberen Rand der Vorschau sieht man, welches Fotopaar zu sehen ist – in unserem Beispiel Foto 0 und 1. Unten rechts ist die Liste der Kontrollpunkte zu diesem Fotopaar. Nach einem Klick auf einen Kontrollpunkt wird das entsprechende Paar in der Vorschau gezeigt. Auf Wunsch kann man diesen mit der Löschtaste entfernen. Neue Kontrollpunkte setzt man mittels eines Klicks mit dem Mauskreuz – zur Hilfe blendet Ptgui automatisch eine Lupe ein. Damit die Kontrollpunkte so genau wie möglich gesetzt werden, empfehlen wir eine Zoomstufe von 100 Prozent. Jedes Fotopaar sollte mindestens drei horizontal verteilte Kontrollpunkte besitzen.
3. Panorama Editor
Panorama ausrichten und stürzende Linien korrigieren: Der “Panorama Editor” ist ein extra Fenster von Ptgui, das eine Voransicht des Panoramas zeigt. In diesem Fenster können – mit gedrückter Maustaste – der Horizont sowie der Mittelpunkt des Panoramas verschoben werden. Bei gleichzeitig gedrückter Control-Taste dreht man das Panorama. Auf diese Weise bringt man interaktiv den Horizont auf das gewünschte Niveau oder korrigiert stürzende Linien, das ist besonders bei Freihandaufnahmen wichtig.

4. HDR und Belichtungsreihen

Panorama aus HDR-Bildern erstellen: Eine Besonderheit der Proversion ist die Verarbeitung von Belichtungsreihen. Bei Belichtungsreihen werden mehrere Fotos von einem Standort gemacht, beispielsweise mit drei Belichtungsstufen. Auf diese Weise lässt sich der Kontrastumfang bei schwierigen Motiven – etwa ein Zimmer mit hellen Fenstern – meistern. Man kann aus der Belichtungsreihe sowohl richtige HDR-Bilder erzeugen oder diese für Exposure Fusion einsetzen. Für die HDR-Bilder werden weitere Tools wie Photomatix Pro oder Photoshop benötigt. Um einfach nur den Kontrastumfang zu optimieren, ist Exposure Fusion besser geeignet. Beim Aktivieren der Funktion öffnet sich ein Dialog, der eine Vorschau erzeugt; sie lässt sich über verschiedene Regler anpassen. Auf diese Weise bekommt man überstrahlte Fenster sehr gut in den Griff und hat im Ergebnis ein natürlich wirkendes Bild. Aber Achtung, die Funktion braucht einen leistungsstarken Rechner.
5. Ausgabe
Panorama erstellen und im passenden Format ausgeben: Im Ausgabedialog legt man Größe, Format und Ort des fertigen Panoramas fest. Über die Schaltfläche “Set optimum size” ermittelt Ptgui auf Wunsch die aus den Ausgangfotos maximale mögliche Größe. Bei der manuellen Eingabe der Breite ermittelt Ptgui automatisch die passende Höhe. Für Panoramen im Internet hat sich eine Breite von 3600 bis 4800 Pixel, für bildschirmfüllende Bilder bis 6000 Pixel bewährt.
Die meisten Panoramen benötigen leichte Retuschen, daher ist als Ausgabeformat TIFF oder PSD zu empfehlen. Es geht aber auch die direkte Ausgabe als Quicktime VR. Bei PSD können die Panoramen sowohl als einzelne Fotos wie auch als einzelne Ebenen mit Maske (Layers) sowie als überblendetes Einzelbild (Blended) gespeichert werden. Wer bei “Project Assistant” die Option “Advanced” ausgewählt hat, findet neben zusätzlichen Menüpunkten hier weitere Optionen für die Verrechnung der Einzelbilder.