

Time Capsule ist technisch einfach: Im Gerät steckt ein Funkrouter (vergleichbar mit Airport Extreme von Apple) und eine Festplatte. Spezielle Software im Router erlaubt diese Festplatte als Speicherort für die Sicherungskopien mit Time Machine zu nutzen. Diese Software ist der Unterschied zu allen anderen Festplatten mit Netzanschluß (Englisch: NAS oder “network attached storage”) – theoretisch könnte man ein solches Kombigerät von einem anderen Hersteller kaufen und für Time Machine verwenden; der Praxistest aber zeigt, dass das (momentan) irgendwann aus dem Gleichgewicht gerät. Mit dem Ergebnis, das weitere Sicherungskopien unmöglich sind und im schlimmsten Fall die bisher erstellten nicht mehr lesbar sind. Bei Time Capsule ist der Weg bis zum ersten Backup aber schnell erledigt. Das Airport-Dienstprogramm fragt nach dem Namen des Funknetzes und dessen Kennwort; außerdem braucht man noch ein Kennwort für den Zugriff auf die Festplatte im Finder – für Time Machine ist das aber nicht nötig. Danach lässt sich Time Capsule unter dem Namen des Funknetzes (der Name wird automatisch auch als Name für die eingebaute Festplatte vergeben) ansprechen und für Sicherungskopien verwenden. In den Systemeinstellungen ist die Netzfestplatte unter der Liste der “Volumes” sichtbar.
30 Stunden sind eine lange Zeit

Vor allem eines muss man sich klar machen: Apple kann nicht zaubern. Die Übertragung von 100 GB über ein Funknetz ist eine langwierige Angelegenheit; selbst im optimalen Fall (WLAN auf Basis von 802.11n mit maximal 10 MB/s Durchsatz) muss man von drei Stunden Übertragungszeit ausgehen. Störungen im Funknetz, Überprüfungen der Dateien und Strukturen führen bei einer Datensicherung mit Time Machine dazu, dass vor allem beim ersten Backup pro Sekunde nur rund 1 MB/s übertragen wird. Sprich: Wer 100 GB auf dem Mac über Funk sichert, muss um die 30 Stunden warten, bis das Backup abgeschlossen ist.
TIPP Wenn ein Ethernet-Kabel greifbar ist, spart vor allem beim ersten Backup mit Time Capsule viel Zeit, wenn man statt Funknetz eine Kabelverbindung nutzt. In der Regel ist dazu keine zusätzliche Konfiguration nötig: Man steckt das Ethernet-Kabel einfach in die passende Buchse am Mac und in eine der vier LAN-Buchsen an der Time Capsule.
Alle weiteren Datensicherungen laufen (weil deutlich weniger Daten übertragen werden) schneller ab. Vor allem, wenn der Mac die Funktechnik 802.11g oder 802.11n bietet, ist selbst die Übertragung von 1 GB kein Problem – nach 15 bis 20 Minuten sollte alles erledigt sein. Die verwendete Funktechnik lässt sich allerdings nicht überprüfen; Rückschlüsse sind lediglich möglich, wenn die Dauer einer Datensicherung bei vergleichbarer Datenmenge deutlich länger ist als die hier genannten Werte.
Die Interna von Time Capsule
Apple verwendet auf der Festplatte von Time Capsule ein anderes Speichersystem als auf direkt angeschlossenen Festplatten. Wählt man zum ersten Mal Time Capsule in den Systemeinstellungen für die Datensicherung aus, wird auf der Festplatte eine virtuelle Festplatte in einer Datei angelegt (Englisch: “disc image”). Apple verwendet dabei das Format “sparse bundle”, weil es recht gut erlaubt, Dateien unter Beibehaltung der Zugriffsrechte auf diese virtuelle Platte zu kopieren. Außerdem kann diese Datei wachsen: Werden anfangs beispielsweise 100 GB benötigt, so erweitert die Unix-Hintergrundsoftware im Laufe der Zeit dieses Image, damit weitere Sicherungskopien Platz finden. Wenn man Time Capsule nur für die Datensicherung nutzt, wird deshalb die Imagedatei erst nach einigen Datensicherung die vollen 500 GB (1 TB) von Time Capsule füllen.
TIPP Leider ist die Technik nicht soweit, dass eine solche Imagedatei weniger Platz einnehmen kann. Selbst wenn man Dateien aus dem Backup löscht, wird die Datei auf Time Capsule nicht kleiner.
Die fehlende Möglichkeit zur Verkleinerung einer Datei im Format “sparse bundle” ist besonders ärgerlich, wenn man die Daten mehrerer Macs auf eine Time Capsule sichert. Wenn die Festplatte der Time Capsule gefüllt ist, löscht die Sicherungssoftware automatisch in allen Backups ältere Sicherungskopien (zur Zeit durch einen Fehler in Time Machine ohne Rückfrage). Die Imagedateien aber bleiben gleich groß, so dass sich das Verhältnis der Dateien zueinander nicht ändern lässt. Einziger Ausweg ist, die Imagedatei komplett zu löschen – dabei verliert man aber alle bisherigen Datensicherungen.
Time Capsule prüfen und Backup löschen
Die Sicherungskopien von Time Machine stehen auf Time Capsule in einer einzigen Datei, einer virtuellen Festplatte. Treten Schreib- oder Lesefehler bei der Datensicherung auf, hilft es meistens nicht die Festplatte von Time Machine zu prüfen, da der Fehler in der virtuellen Festplatte zu suchen ist. Um sie mit dem Festplatten-Dienstprogramm zu reparieren, öffnet man Time Capsule im Finder: Der Befehl lautet “Gehe zu > Gehe zum Server”.
Dann sollte im Finder eine zusätzliche Festplatte sichtbar sein. Öffnet man sie ist dort eine Datei sichtbar, deren Namen mit “sparsebundle” endet. Diese Datei zieht man auf das Hauptfenster von Festplatten-Dienstprogramm und kann anschließend die Imagedatei prüfen und reparieren. Beides nimmt aber mehrere Stunden in Anspruch.
Verweigert Time Machine komplett den Dienst, auch wenn das Image laut Festplatten-Dienstprogramm einwandfrei, bleibt nur noch die Image-Datei zu löschen. Dazu genügt es – wie beschrieben – die Festplatte im Finder zu öffnen und die Image-Datei zu löschen. Alternativ kann man im Airport-Dienstprogramm die Time Capsule auswählen und die “Manuelle Konfiguration” wählen. Dann ist im Bereich “XXX” die Festplatte der Time Capsule sichtbar. Wählt man sie aus, kann man rechts im Fenster mit dem Knopf “Löschen” den gesamten Inhalt der Festplatte entfernen. Dabei gehen aber auch alle Dateien verloren, die man im Finder direkt auf die Festplatte der Time Capsule kopiert hat. Wer diese erhalten will, muss den zuerst genannten Weg gehen.
Fazit
Time Capsule ist praktisch, wenn man ein Backup von ein oder mehreren Mac-Notebooks anlegen will. Im Test funktioniert bei uns die Datensicherung einwandfrei; vorausgesetzt wir versuchen nicht parallel, im Finder Dateien auf die Festplatte von Time Capsule zu kopieren. Außerdem notieren wir im Dauerbetrieb Schwächen mit der Stabilität – durchschnittlich einmal pro Woche müssen wir Time Capsule vom Netz trennen, weil der Funkrouter keine Verbindung zum Internet herstellen kann. Apple muss Time Capsule stabiler machen.
Anti-Maschine
Ein Befehl im Terminal soll genügen, um herkömmliche Festplatten (oder einen vorhandenen Linux-Server) im Netz mit Time Machine zu nutzen. Der Befehl lautet “defaults write com.apple.systempreferences TMShowUnsupportedNetworkVolumes 1”. Danach erkennt Time Machine eine ganze Reihe von Festplatten im Netz, unter anderem jene, die am USB-Anschluß von Apples Basisstation Airport Extreme angeschlossen sind. Im Macwelt-Test tritt aber bei solchen Systemen nach einigen Tagen (längstens einigen Monaten) ein Fehler auf; typisch ist die Meldung “Das Backup-Volume konnte nicht aktiviert werden.” Beheben können wir das Problem nie; weitere Backups sind unmöglich ebenso die Wiederherstellung von Dateien. Solange Apple diese Funktion nicht offiziell unterstützt, raten wir deshalb dringend davon ab, solche Netzfestplatten für Time Machine zu verwenden.
Doppelzugriff
Wie hier beschrieben kann man die Netzfestplatte in einer Time Capsule auf zwei Arten nutzen: Als Speicherort für die Sicherungskopien von Time Machine und als Festplatte im Netz, die direkt vom Finder erreichbar ist. Beides parallel verträgt sich offensichtlich nicht gut: Wir sehen mit Mac-OS X 10.5.4 eine Reihe von Fehlermeldungen, wenn die Festplatte auf dem Schreibtisch zugreifbar ist und Time Machine parallel versucht, eine Datensicherung anzulegen. Deshalb raten wir von einer permanenten Doppelnutzung ab.