

Truetype ist im grafischen Gewerbe unbeliebt: Microsofts Schriftenformat galt und gilt als weniger präzise als Postscript- oder Opentype-Schriften. Außerdem lassen sich Truetype-Schriften nicht einwandfrei nutzen, wenn der Druckertreiber mit Postscript arbeitet (meist bei hochwertigen Druckern oder Druckmaschinen). Mac-OS X 10.5 enthält eine Überraschung für Grafiker und Layouter: Die Schrift Helvetica gibt es nur noch im Format Truetype; die bisher zusätzlich vorhandene Postscript-Variante (Helvetica Linotype) fehlt. Genauso bei der Schrift Futura. Die meisten Mac-Benutzer werden keinen Unterschied sehen, doch in der Druckvorstufe wird weiter fast ausschließlich die Postscript-Type1-Version dieser Schriften verwendet. Da Mac-OS X 10.5 in der intern geführten Liste mit eindeutigen Kennzeichen („Font ID“) „Futura“, „Helvetica“ und „Helvetica Neue“ mit den Truetype-Versionen belegt, lassen sich die Postscript-Versionen dieser Schriften nicht mehr nutzen. Das Programm „Schriftsammlung“ führt die Postscript-Variante als „Duplikat“ und aktiviert die Truetype-Schrift. Ärger verursacht dieser Wechsel beim Zeilenumbruch von Texten in den Schriften Helvetica und Futura: Die Wahrscheinlichkeit ist hoch, dass sich der Zeilenumbruch ändert und die Texte deshalb anders aussehen als geplant. Außerdem bringt die Postscript-Familie sehr viel mehr Schnitte mit als die vorinstallierte Truetype-Familie.
Sichtbar werden die Probleme mit Helvetica und Futura schon im Finder: Öffnet man den Ordner mit der Postscript-Variante der Helvetica, stockt die Darstellung der Symbole kurz und zeigt nur ein Standardsymbol statt der Vorschau auf die Schrift (hier im Bild: „HelveNeuRom“). Bei der Schrift Futura ist das Problem einfach zu lösen: Man entfernt die Truetype-Schrift aus dem Ordner „Festplatte > Library > Fonts“. Danach kann die Postscript-Form der Futura vorzugsweise im Ordner „Benutzer > Library > Fonts“ speichern. Damit ist diese Schrift für alle Programme verfügbar. Bei der viel gebrauchten Helvetica ist der Fall jedoch etwas komplexer. Sie ist im Ordner „Festplatte > System > Library > Fonts“ gespeichert und der Versuch, sie zu löschen, wird von Mac-OS X 10.5 nicht toleriert. Das Betriebssystem zeigt eine Fehlermeldung, die besagt, dass die Schrift vom System wieder hergestellt wurde und tatsächlich finden sich „Helvetica.dfont“ und „HelveticaNeue.dfont“ wieder aufgelistet im Ordner.
Eindeutiger Name für neue Schrift
TIPP Wir raten davon ab, Dateien aus dem Ordner „Festplatte > System“ zu entfernen – bei Schriftdateien macht Mac-OS X das automatisch rückgängig, bei anderen Dateien legt man im schlimmsten Fall das Betriebssystem lahm. Selbst wenn es gelänge, die Schrift Helvetica zu entfernen, kann eine solche Aktion zu diversen Darstellungsproblemen und sogar zu Programmabstürzen führen.
Eine oft empfohlene Lösung für das Problem ist der Neukauf der Schriftfamilie Helvetica als Opentype-Version. Da diese Version einen anderen eindeutigen Namen mit dem Zusatz LT (das LT steht für „Linotype“) hat, verträgt sich diese Helvetica mit der Betriebssystem-eigenen Variante. Doch jeder Schriftschnitt dieser Opentype-Helvetica kostet bei Adobe 34 Euro (die komplette Familie inklusive Condensed, Compressed, Light, Helvetica Neue und andere kostet bis zu 1000 Euro), außerdem ist der Kauf eigentlich überflüssig, weil Mac-OS X sehr wohl mit Postscript-Variante arbeiten könnte – wenn das Namensproblem nicht wäre. Außerdem hat man bei der Opentype-Schrift das Problem, dass die Laufweiten leicht differieren. Der Umbruch der Textzeilen kann deshalb in der Druckerei möglicherweise anders verlaufen als beim Design geplant.
Fazit
Apple hat den Anwendern mit seiner Umstellung keinen Gefallen getan. Mit unseren Tipps lässt sich der Schriftenärger jedoch vermeiden.
Postscript-Namen ändern
Mit einem kostenlosen Programm kann man eindeutigen Namen der Postscript-Schrift ändern und dann diese geänderte Variante im Layout benutzen. Hat man die Software installiert, braucht es vier Schritte, um zum Beispiel Helvetica als Postscript-Schrift unter Mac-OS X 10.5 nutzen zu können.
Zuerst lädt man von der Internet-Seite http://fontforge.sourceforge.net unter „Download > Application“ die für den jeweiligen Mac passende Version von Fontforge: „intelmacX.5“ für Macs mit Intel-Prozessor oder „macX.5_ppc“ für die älteren Modelle mit Power-PC-Prozessor. Danach installiert man die Software, die sich dann aber nur mit dem Dienstprogramm X11 nutzen lässt. X11 ist eine andere Methode, Fenster und Menüs auf den Monitor zu bringen („X Window System“), die aus der Unix/Linux-Welt kommt. Ab Mac-OS X 10.5 landet X11 automatisch auf der Festplatte im Ordner „Programme > Dienstprogramme“, wenn man es nicht explizit bei der Installation des Betriebssystems ausschließt.
Schritt 1: Zuerst muss man deshalb das Dienstprogramm X11 starten. Die Software Fontforge startet man über das Menü „Programme > FontForge“. Um die gewünschte Schrift zu öffnen, wählt man den Befehl „File > Open Font“ und aktiviert den Filter „All Files“. Dann kann man das LWFN-Dokument der Postscript-Schrift Helvetica (zum Beispiel HelveNeuRom) öffnen.

Schritt 2: Fontforge zeigt dann im Fenster mit der Buchstabenliste ein weiteres Menü an. Dort wählt man den Befehl „Element > Font Info…“ und trägt in den Zeilen „Fontname“ und „Family Name“ die Änderungen ein, die die Namen einzigartig machen. Wir haben dazu die zwei Buchstaben „OT“ eingefügt. Das Fenster schließt man mit „OK“.

Schritt 3: Der Befehl „File > Generate Fonts“ öffnet das Fenster mit den Formateinstellungen. Als Ausgabeformat eignet sich Truetype oder Opentype (jeweils Mac Dfont), alternativ kann man die geänderte Schrift wieder im Format „Postscript 1“ speichern, was für eine präzise Darstellung von Vorteil ist. Alle Einstellungsmöglichkeiten zu erläutern würde hier zu weit führen, in der Regel muss man nichts verändern und kann direkt mit der Taste „Save“ die Schrift speichern. Fehlermeldungen kann man bei der Umwandlung in ein anderes Schriftformat ignorieren. Sie entstehen, weil zum Beispiel Opentype einige zusätzliche Definitionen erlaubt, die bei Postscript 1 nicht nötig sind – die Schrift wird auch ohne sie funktionieren.

Schritt 4: Die umbenannte Helvetica legt man am besten im Ordner „Benutzer > Library > Fonts“ ab. Sie ist dann im Programm „Schriftsammlung“ und anderen Programmen sichtbar. Der Vergleich zeigt: Die Laufweiten der Originalschrift und der umbenannten in Mac-OS X 10.5 sind identisch.
Schriftunterschiede erkennen

Den Unterschied zwischen der Schrift Futura (von Mac-OS X 10.5) und der Variante von Adobe sieht man am einfachsten im Programm „Schriftsammlung“. Hier kann man im Menü unter „Vorschau > Schriftinformationen einblenden“ zu jeder Schrift die wichtigsten Informationen einblenden. So sieht man unter „Art“, dass die Futura im Ordner „Festplatte > Library > Fonts“ im Format Truetype ist. Entfernt man diese Schrift und installiert die Futura von Adobe, so steht unter Art „Postscript-Type1“. Der Name einer Schrift ist zugleich die ID, deshalb kann Mac-OS X nicht zwei Schriften mit identischem Namen gleichzeitig laden. Ärgerlicherweise bekommt die systemeigene Schrift den Vorzug vor einer Schrift im Privatordner „Benutzer/[benutzername]/Library/Fonts“. Apple wäre besser beraten gewesen, wenn die Entwickler der systemeigenen Schrift einen anderen Namen gegeben hätten.