Für fünf Dollar im Monat sollen nach diesen Plänen Musikliebhaber Zugang zu allen Titeln der Labels erhalten. Diese Flatrate für den MP3-Player hört passenderweise auf den Namen “Total Music”. Doch in der Rechnung tauchen einige unbekannte Größen auf.
Zwischen Universal Music und Apple hängt der Haussegen schon seit Monaten schief: Der Musik-Gigant hat seine langfristigen Lieferverträge für den iTunes-Store wie berichtet nicht verlängert und behält sich seit dem Sommer eine monatliche Kündigung vor. Hintergrund sind die nach Ansicht des Labels zu geringen Umsatzbeteiligungen, 29 Cent pro 99-Cent-Song findet Jean-Bernard Levy, Chef der Muttergesellschaft Vivendi, “unanständig”. Universal ruft nach flexibleren Preismodellen, scheitert aber an der harten Apple-Linie. Jetzt verbrüdern sich die drei Major Labels. Universal Music und Sony BMG haben nach Informationen der BusinessWeek einen Pakt geschlossen, mit Warner Music sei man “in Gesprächen”. Nicht dabei ist EMI: Die britische Plattenfirma ist die Hauptstütze im DRM-freien Verkauf bei iTunes, das neue iTunes Plus-Angebot bestreitet Apple ausschließlich mit den Songs aus dem EMI-Katalog – was sich offenbar für das britische Traditionshaus lohnt – allen Raubkopier-Ängsten zum Trotz. Dass das so genannte digitale Rechtemanagement (DRM) beim Endkunden und in der Verbraucherschutz-Politik gar nicht so gut ankommt, ist hinlänglich bekannt. Universal Music sammelt seit diesem Jahr Erfahrungen im Verkauf von MP3s ohne Kopierschutz: bei Amazon und in einer Kooperation mit BestBuy, WalMart und Google.
Das Geschäftsmodell hinter “Total Music”
Dass die drei großen Labels bei “Total Music” auf ein DRM verzichten werden, erscheint unwahrscheinlich – das dürfte auch eine der großen Schwächen des iTunes-Gegenprodukts sein, steht doch der Ausschluss des iTunes-iPod-Ecosystems zu erwarten. Denn die fünf Dollar pro Monat für die Musikflaterate soll nicht der Endkunde direkt zahlen, sondern Hardwarehersteller und Mobilfunkprovider, deren MP3-Telefone mit dem Dienst aufgewertet werden sollen. Nach dem BusinessWeek-Bericht kalkuliert Universal Music mit einer durchschnittlichen Lebensdauer eines MP3-Players von 18 Monaten, die anfallenden Musik-Gebühren von kumuliert 90 Dollar werden beim Kauf des Geräts fällig. Ein bis dato günstiger Flash-Player würde sich damit drastisch verteuern und das Magazin fragt zurecht, ob sich für so ein Modell dann noch genügend Käufer finden werden und ob so aufgewertete Player oder Handys den Herstellern das erhoffte Mehr an Geräteumsatz bescheren könnten. Vergleichbare Angebote wie Napster kosten den Kunden gegenwärtig 15 Dollar oder Euro pro Monat. Im Grunde greift Universal Apples Geschäftsidee auf: Die Anschaffung der Hardware wird für den Kunden kostspielig, das Befüllen mit Musik hingegen günstig. Apple nimmt mit 99 Cent im Vergleich zu anderen Anbietern günstige Songpreise, “Total Music” bietet dem Endkunden quasi eine lebenslange Flatrate – bis das Endgerät entsorgt wird. Die Künstler, so behauptet ein ehemaliger Manager, stünden hinter dem Modell, das der “einzig richtige Weg” sei, “um es mit Steve Jobs aufzunehmen”. Konkrete Hinweise, ob und welche Hardware-Produzenten und welche Mobilfunk-Anbietern sich von der “Total Music”-Idee angetan zeigen, nennt der Bericht nicht. Universals Gewinn ist im ersten Halbjahr 2007 um ein Viertel gesunken – und Steve Jobs sieht den Angriff von Doug Morris gelassen. Gegenüber der BusinessWeek zeigt sich der Apple-Chef großherzig: “Doug ist ein ganz besonderer Typ, er ist der letzte große Plattenboss, der gelernt hat, wie man Künstler aufbaut und betreut. Er ist ‘old school’. Ich mag ihn sehr.” Bild: mcgough, via Flickr.com , einige Rechte