
Der Hersteller der Player „Nomad“ und „Zen“ erklärte, er habe das dieser Tage zugeteilte Patent mit der Nummer 6,928,433 bereits im Januar 2001 angemeldet und damit klar vor Apple und Microsoft einen Schutz für die Ordnung von Musikdateien reklamiert. Die beschriebene Methode erlaubt es mit Hilfe von Metadaten-Tags Musikinformationen hierarchisch anzuordnen. Creatives Nomad Jukebox erschien im September 2000, 13 Monate vor der Premiere des iPod, der Hersteller hat das Konzept nach eigener Angabe bereits in neun Generationen von Musik-Playern integriert.
Dazu gehören neben den Nomads MP3-Player der Baureihen, Zen, Zen Micro Photo und Zen Vision. “Vor dieser Erfindung gab es keine Möglichkiet, mit der großen Anzahl von Songs effektiv umzugehen, die man auf einen Player laden kann,” erklärt Creative-CEO Sim Wong Hoo.
Da Apple eine vergleichbare Technologie auch in iPod und iPod Mini verwendet, stellt sich für Creative die Frage einer Patentklage gegen Apple oder die Einforderung von Lizenzgebühren.
Craig McHugh, Präsident von Creative Labs ist der Meinung, dass das Unternehmen alle ihm zur Verfügung stehenden Alternativen ausschöpfen würde. Der Hauptaugenmerk der Firma sei jedoch weniger auf juritische Scharmützel gerichtet, sondern auf „neue Produkte und fortschreitende Innovationen“.
McHugh kritisiert Apples Vorgehensweise. Der Mac-Hersteller sei sehr eifrig, wenn es darum ginge, seine wirtschaftlichen Rechte zu wahren. Andererseits habe die Jobs-Company keine Marktuntersuchungen auf mögliche Patentverletzungen angestrengt.
Im Patent-Streit zwischen Apple und dem Microsoft-Entwickler John Platt hat das US-Patent- und Markenamt Creative aus zweierlei Gründen nicht einbezogen. Zum einen ging es bei der Klage des Microsoft-Entwicklers John Platt nicht um die hierarchische Anordnung von Musikinformationen, sondern um das allgemeine Layout. Zum anderen ist das US-Patent- und Markenamt nicht dazu verpflichtet, mehr als einen Streitfall auf einmal zu bearbeiten.
Kommentar: Angriff über die ungeschützte Flanke

Wer sich von wem inspirieren ließ, hat nun das US-Patent- und Markenamt entschieden. Demnach muss Apple mit Forderungen des Konkurrenten aus Taiwan rechnen, der Cupertino im letzten November noch vollmundig den „Krieg der MP3-Player“ erklärt hat. Damals ging es zwar darum, dank massiver Marketingausgaben Boden gegenüber dem Platzhirschen gut zu machen. Weltweit sieht sich die Firma von Sim Wong Hoo auf Platz zwei, während Apple in einem Quartal sechs Millionen iPods verkauft, brachte Creative so viele Stück seiner Player in den ersten drei Quartalen des Jahres an den Mann und die Frau. Allzu laut klingt der Kanonendonner der Patentattacke auf Apple bisher nicht. Eine Klage mit dem Ziel eines Verkaufsverbotes würde ihr Ziel nicht erreichen. Creative müsste bei einem derart aggressiven Angriff mit schweren Imageschäden rechnen. Aber der Zen-Hersteller hat alle Karten in der Hand, von Apple Lizenzgebühren zu fordern. Der iPod, für den Apple an sich Lizenzgebühren sparen und daher mehr auf eigene Entwicklungen zurückgreifen wollte, würde nicht billiger, sondern womöglich teurer. Creative könnte wiederum das Geld in weitere Entwicklungen und Werbemaßnahmen investieren und damit Apple auf den Pelz rücken. In einem fairen Wettstreit, hoffen wir, denn von Kriegen haben wir die Schnauze voll. (pm)