
Photosmith kann die Fotos (RAW und JPEG) mit Zooms bis auf 1:1-Darstellung sichten, in Sammlungen organisieren, mit Wertungen, Stichwörtern und weiteren Metadaten versehen und diese Bearbeitungen zusammen mit den Bildern auf den Rechner transferieren und synchronisieren. Die eigentliche Bildbearbeit beherrscht Photosmith nicht.

Startet man Photosmith auf dem iPad das erste Mal, werden zunächst alle gesicherten Fotos mit Ausnahme der über iTunes gepflegten Alben verarbeitet. Dieser Prozess dauert etwas und ist nicht so trivial, wie es auf den ersten Blick scheinen mag. Die Einlese-Verarbeitung bereitet die Aufnahmen zum Sichten in Photosmith vor, liest Metadaten aus und ermöglicht vergleichsweise schnelle Bilddarstellungen selbst in 1:1-Details von RAW-Aufnahmen mit über 20 Megapixel. Wir testen Photosmith mit RAW- und JPEG-Aufnahmen von vier Kameras, darunter die Canon EOS 600D. Die App hat die drei Bildansichten Raster, Lupe und Vollbild. Die Rasteransicht zeigt Bildminiaturen und dient auch der Organisation der Bilder in Sammlungen. Einige Auto-Sammlungen sind bereits vorhanden und zeigen den letzten Bildimport sowie gerade ausgewählte, unmarkierte und zurückgewiesene Aufnahmen. Benutzersammlungen werden, wenn synchronisiert, in Lightroom mit übernommen. Das Zuweisen mehrerer selektierter Aufnahmen geht per Drag&Drop auf den Sammlungsnamen sehr einfach.
Taggen am iPad

Die Lupenansicht ist der eigentliche Arbeitsbereich von Photosmith. Hier zeigt die App eine Einzelansicht und einen Filmstreifen und rechts die Bereiche zum Eintragen der Metadaten. Der Anwender kann hier Lightroom -konforme Sterne-Wertungen und Farblabels verleihen, Bildtitel und Bildunterschriften vergeben, die wichtigsten Exif-Daten sichten, und eigene IPTC-Einträge vornehmen. Das Auslesen der Exif-Daten bereitet bei einigen Kameramodellen Photosmith noch Schwierigkeiten, so werden einige Kameranamen nicht erkannt. Photosmith fehlen auch die Lightroom -Flaggenwertungen “als ausgewählt markieren” und “zurückgewiesen”, da diese in Lightroom-Sammlungen modale Stati annehmen (bewegt man ein geflaggtes Bild aus einer Sammlung, wird in Lightroom die Flagge aufgelöst). Jedenfalls werden in Photosmith zurückgewiesene Bilder später nicht mitsynchronisiert. Die Stichwortvergabe, auch in Baumstrukturen, kann mit mitgelieferten Standard-Stichwörtern geschehen, die erst aktiviert werden müssen. Diese sind allerdings nur englischsprachig. Das größte Manko in der Lupenansicht ist zur Zeit, dass Photosmith nicht mehrere selektierte Aufnahmen auf einmal mit Metadaten auszeichnen kann, sondern immer nur die gerade aktive Aufnahme taggt. Gut gefällt uns der Auto-Advance-Button, wenn dieser aktiv ist, wird nach einer Sterne- oder Farblabelwertung automatisch zum nächsten Bild im Filmstreifen gewechselt.
Die Vollbildansicht kann ebenso wie die Lupenansicht 1:1-Details der Fotos anzeigen. Die Feinbilddarstellung wird dabei kachelweise aufgebaut und dauert bei Raw-Aufnahmen bis zu 3 Sekunden – am iPad ist das mit die schnellste 1:1-Darstellung in einer App. Besitzer eines iPad 2 sind hier gegenüber dem iPad der ersten Generation im Vorteil. Der Unterschied zum Bildaufbau bei größeren JPEG-Dateien ist übrigens nicht sehr groß.

Sind die Bilder in Photosmith einmal in Sammlungen organisiert und mit Metadaten versehen, braucht man in der App nur noch auf den Sync-Button zu klicken, der übrigens in allen drei Ansichtsmodi zur Verfügung steht. Photosmith wartet dann auf die Anfrage aus Lightroom. Damit der Sync-Prozess zustande kommt, benötigt man eine Verbindung via Wifi-Netzwerk. Synchronisationen via USB-Kabel (der klassische iTunes-Weg) oder Bluetooth funktionieren mit Bilddaten nicht. Allerdings kann man die Bilddaten “klassisch” via USB oder mit einer anderen App auf den Rechner und nach Lightroom importieren und Photosmith macht anschließend den Sync-Prozess nur mit den Metadaten In Lightroom geänderte Metadaten werden übrigens zurücksynchronisiert. Neben dem Lightroom-Sync kann Photosmith die Bilder auch an Facebook, Flickr und Dropbox sowie per E-Mail verschicken.
Plug-in iPad to Lightroom Sync

Die Gegenstelle in Lightroom ist das kostenlos erhältliche Plugin “iPad to Lightroom Sync”. In diesem Dialog wählt man, welche Bilder samt ihrer Metadaten transferiert werden sollen. Man hat die Wahl zwischen allen Bildern oder einer Sammlung. Mehrere Sammlungen auf einmal lassen sich in einem Sync-Prozess nicht übertragen. Wünschenswert wäre auch eine Filterung nach Dateiformaten oder ein Ausschluss von PNG-Dateien (dem internen Bildformat des iPad). Nachdem man auch das Zielverzeichnis festgelegt hat, hier hat man die Wahl, die Fotos zusätzlich nach Datumsordnern und/oder einem eigenen Unterverzeichnis zu organisieren, kann der Sync-Prozess mit Lightroom beginnen.
Beim Sync-Prozess mit Lightroom wird der normale Importieren-Dialog von Lightroom nicht verwendet. Damit lassen sich Entwicklungseinstellungen von Lightroom nicht gleich beim Import anwenden, sondern erst danach. Der Übertragungsprozess bei Photosmith beinhaltet, dass nun auch Fotos und Metadaten in Lightroom zusammengeführt werden – auf dem iPad sind sie noch getrennt gehalten. Überträgt man beispielsweise mit einer anderen App ein in Photosmith getaggtes Foto, so sind die eingegebenen Metadaten nicht in der Datei vorhanden. Je nach Bandbreite des Wifi-Netzwerkes kann die Übertragung reichlich Zeit in Anspruch nehmen – besonders wenn man Raw-Dateien oder gar RAW+JPEG-Paare überträgt. Da würde es Sinn machen, etwa nur JPEGs via Camera Connection Kit oder Eye-fi auf das iPad zu befördern und gegebenenfalls RAW-Aufnahmen auf der Kamera zu belassen, um sie später mit den getaggten JPEGs zusammenzuführen. Wie viele andere Apps auch (darunter etwa die Eye-fi App ) übernimmt Photosmith jedoch nicht den Originalnamen der Aufnahme, sondern die interne Dateibenennung des iPad. Aus dem Raw+JPEG-Paar P10111259.ORF / P10111259.JPG wird dann P10111259.ORF (aus der Kamera/Karte nach Lightroom importiert) und 1000000037.JPEG (aus Photosmith nach Lightroom importiert). Das es anders geht, beweist die App Photosync: sie behält die Originalnamen der Dateien bei. Allerdings kann Photosync weder direkt mit Lightroom kommunizieren noch Bilder taggen. Wer seine Bilder ohnehin umbenennt (auch das ein Feature-Wunsch an die Photosmith-Entwickler), nur JPEG oder nur Raw fotografiert, wird dieses Manko nicht so schlimm finden.
Empfehlung
Für Lightroom-Anwender, die viel mit Kamera und iPad unterwegs sind, ist Photosmith bereits in seiner ersten Version eine sehr empfehlenswerte App. Das Tool ist für eine schnelle Verarbeitung im Rahmen der iPad-Leistungsfähigkeit optimiert und die momentan einzige direkte Schnittstelle zu Lightroom, die mehr als Bildtransfers anbietet. Noch stehen einige Möglichkeiten aus, die wir gerne in dieser App sehen würden, beispielsweise eine Lokalisierung, den Erhalt der Original-Dateinamen und das Taggen mehrerer Bilder auf einmal.