
DJ-Software im Test
Wir konzentrieren uns in diesem Test auf acht kommerzielle Profiwerkzeuge, die nicht an spezielle Hardware gekoppelt sind und für den öffentlichen Auftritt entwickelt wurden.








Beim Testen legen wir besonderes Augenmerk auf die Stabilität der einzelnen Programme und versuchen Abstürze zu provozieren. Eine professionelle DJ-Applikation darf auch bei wilden Gigs nicht hängen bleiben. Neben den Grundfunktionen wie Tempoanzeige, Crossfader, Playlist und die Benutzerfreundlichkeit, bewerten wir, wie man einzelne Sets für die Vorbereitung gestaltet, wie gut die Software im Live-Umfeld arbeitet und was die Programme für die Nachbearbeitung bieten.
Anforderungen an DJ-Software
Das Abspielen von Musik mag auf den ersten Blick wie eine triviale Angelegenheit aussehen. Song rein, Play-Knopf drücken, fertig. Doch schon auf den ersten Seiten des “Handbuchs für DJs” wird klar, dass es hier einiges mehr zu tun und zu beachten gibt. Das fängt beim abchecken des Clubs an. Ein guter DJ kennt seine Umgebung und sein Publikum. Er hat immer eine Taschenlampe, einen Spiegel und Backup-Material dabei.
Beim Set sollte man das Tempo langsam aufbauen und nicht gleich mit 192 BPM einfahren. Wichtig: kein Stilmix und saubere Übergänge. Musikwünsche sollte man am Ende der Playlist einfügen oder gar nicht (wenn sie beispielsweise von einem zu betrunkenen Gast stammen). Auch ist es ratsam, stets mindestens zwei langsame Stücke einzubauen, damit jene, die beim ersten Schmuse-Song noch keinen Partner gefunden haben, noch eine zweite Chance bekommen.
Diese Fakten stellen gewisse Ansprüche an ein DJ-Programm. Es sollte zwei Decks haben und über eine Vorhör-Möglichkeit verfügen, damit man über den Kopfhörer in den nächsten Titel reinhören kann. Das Tempo der beiden Titel sollte ersichtlich sein und es muss eine Möglichkeit geben, Tempi aneinander anzugleichen, damit die Übergänge exakt passen. Zudem braucht man einen Crossfader mit dem man von einem Deck auf das Andere überblendet. Ebenso wichtig ist der passende Hardware-Controller. Es gibt eine Reihe von Midi-Controllern, die die Arbeit ungemein erleichtern. Wenn man bereits einen Favoriten hat, sollte man vorher schauen, ob dieser mit der Software kompatibel ist.
Einige Software Hersteller bieten passende Geräte an und umgekehrt. Es gibt auch DJ-Programme, die fest an bestimmte Controller gekoppelt sind, also nicht ohne Hardware funktionieren. Nicht zu kurz kommen sollte auch ein möglichst großer Spassfaktor und die intuitive Bedienung. Wenn Funktionen, die man häufig braucht irgendwo in einem Untermenu versteckt sind, kann die Software schnell zur Partybremse werden.
Deckadance Club Edition

Die Club-Version von Deckadance bietet alle wichtigen Funktionen. Die Oberfläche ist übersichtlich aufgebaut. Oben links und rechts sind die zwei Decks mit Titel, Album, Artist, Tempi- und der Wellenform-Anzeige des Songs. Diese ist hilfreich, um einen optischen Hinweis auf die nächsten Minuten des Stücks zu bekommen. Der Crossfader ist in der Mitte der beiden Decks angebracht und verfügt über zwei Autofade-Knöpfe, mit denen man sanft von einem Deck zum anderen wechselt. Neben den Funktionen zum Loopen, Backsearch und Forward kommt Deckadance auch mit einem Vinyl-Deck zum Scratchen.
Wer allerdings seine Musik in iTunes verwaltet, wird mit Deckadance nicht glücklich, denn auf eine Integration von iTunes-Songs und Playlists muss man verzichten. Die Benutzeroberfläche ist gut strukturiert und man findet sich schnell zurecht. Uns gefallen die Scratch-Decks und die Online-Hilfe, die eine kurze Einarbeitungszeit ermöglicht. Deckadance lässt sich mit der Tastatur steuern und erweist sich im Test als stabil. Wir können es nicht zum Absturz bringen. Manchmal reagieren die Regler allerdings nur mit Verzögerung und einige Funktionen brauchen ein kurzes Nachschlagen in der Dokumentation. Das Handbuch fällt mit 36 Seiten schmal aus, aber der Hersteller bietet ein rege benutztes Forum und Support auf seiner Website an.
Der Funktionsumfang überzeugt uns, Deckadance hat alles dabei und bietet auch für Einsteiger wichtige Funktionen an, den Anfang erheblich erleichtern.
Disco XT

In der Grundeinstellung von Disco XT stört uns der Kontrast des Layouts. So sind Knöpfe und Regler schwer zu erkennen. Durch die verschiedenen integrierten Skins lässt sich dies allerdings beheben. Disco XT bietet zudem die Möglichkeit das gesamte Bedienfeld dem eigenen Geschmack anzupassen. So kann man beispielsweise lediglich die zwei Decks und die Playlist einblenden oder zusätzlich das Waveform-Display und den Mixer. Leider lassen sich die einzelnen Elemente nicht beliebig anordnen.
An Funktionen bringt Disco XT alles Notwendige mit und noch ein wenig mehr. In iTunes erstellte Playlists lassen sich direkt ansteuern und abspielen und die in Disco XT zusammen gestellten Playlists kann man in iTunes speichern. Es lassen sich auch Videos abspielen. Man steuert Disco XT mit der Tastatur, wobei man die Tastenbelegung individuell einstellen kann.
Das zZusammenstellen von Sets ist einfach und auch die Bedienung der Decks geht flott von der Hand. Was Disco XT fehlt ist ein Vinyl-Scratch-Deck zum live Scratchen. Für Einsteiger ist dies zwar nicht so wichtig, aber wer später mehr will, stößt bald an Grenzen. Dann ist zusätzliche Hardware nötig.
Bei unserem Stabilitätstest bringen wir Disco XT zwar nicht zum Absturz, aber es reagiert zwischenzeitlich mit leichter Verzögerung.
Djay

Djay kommt mit einer aufgeräumten Benutzeroberfläche, die sich auf das Wesentliche konzentriert. Man findet zwei Plattenteller mit Tempianzeige, Sync-Knopf, Crossfader und Equalizer. Auf der rechten Seite blendet das Programm die iTunes Bibliothek ein. Hier findet man sich auf Anhieb zurecht. Man zieht einfach den gewünschten Titel auf einen Plattenteller und Djay spielt ihn ab.
iTunes ist nicht nur integriert, die Software es setzt voll auf die Verwendung von iTunes-Playlists. Man kann mittels Automix eigene Sets zusammenstellen oder die Automix-Funktion ein Set zusammenstellen lassen. Die so erzeugten Sets lassen sich an iTunes überttagen. Wer iTunes nicht zur Musikverwaltung verwendet, wird mit Djay jedoch nicht glücklich.
An DJ-Funktionen bietet das Programm alles, was es braucht: Tempo-Sync, Looping, Cuepoints, Skipping, Übergänge, Vorhören, Effekte, Sampler, Session Recording. Außerdem findet man sich auf Anhieb zurecht.
Djay läuft zudem sehr stabil. Wir können es nicht in Verlegenheit bringen und es spielt jederzeit sauber und reagiert prompt auf alle Kommandos.
Djay lässt sich mit der Tastatur steuern oder mit einem von sechs externen Hardware-Controllern. Gut gefallen uns die Scratch-Möglichkeiten, für die man ein Multitouch-Trackpad der neusten Generation mit Mehrfinger-Gesten verwendet. Wir vermissen jedoch eine Wellenform-Anzeige.
Für Einsteiger ist Djay ideal, denn eine Lernkurve ist praktisch nicht vorhanden, man kann sofort loslegen. Aber auch für Fortgeschrittene dürfte Djay interessant sein, denn es hat alles dabei was es braucht, ist einfach zu bedienen und macht Spaß.
Megaseg DJ

Bei Megaseg fallen zunächst die runden, blauen Knöpfe auf. Sie erinnern eher an eine Webseite als an ein Programm. Doch daran gewöhnt man sich. Megaseg bietet ein Layout mit zwei Decks und darunter die Musikbibliothek- sowie die Playlist-Ansicht. Das Programm greift auf die iTunes-Bibliothek zu, man kann aber auch andere Quellen anzapfen. Playlists lassen sich schnell und einfach zusammenstellen. Der Mixer bietet alle Grundfunktionen wie Tempoanzeige und Anpassung, Looping, Cuepoints, Skipping, sowie einen Crossfader mit vier vordefinierten Übergängen an. Vorhören auf beiden Decks ist ebenso möglich. Darüber hinaus bietet Megaseg die Möglichkeit Videos abzuspielen.
Prima ist die Editier-Funktion, mit der man Einstellungen von Lautstärke, Tempo oder Intro Countdwon pro Stück festlegt und speichert. Ebenso sind der Play-Count und die History-Funktion sehr hilfreich. Die Möglichkeiten Playlisten zu erstellen sind umfangreich, dagegen ist der Mixer schwach ausgefallen.
Mit Megaseg lässt sich schnell ein Set zusammenstellen, es hat alle wichtigen Funktionen eingebaut und arbeitet stabil. Die Bedienung ist einfach und die wichtigen Knöpfe finden sich am richtigen Ort. Das Programm ist für Einsteiger und Fortgeschrittene geeignet, die Wert auf eine gute Vorbereitung der Sets legen, Live dann aber nicht mehr viel rumschrauben wollen.
Mixmeister Fusion

Bei Mixmeister stehen die Playlist und die Timeline im Vordergrund. Die Oberfläche ist dreiteilig. Links oben sieht man die Musikbibliothek, rechts oben die Playlist und darunter die Timeline. Mittels Drag-and-drop stellt man die Playlist zusammen .Unten auf der Timeline sieht man dann die jeweiligen Wellenformen aneinandergereiht. So kennt man das beispielsweise von einem Musikbearbeitungsprogramm her. Das ermöglicht nicht nur eine gute Übersicht über den aktuellen Titel sondern über das gesamte Set.
Mixmeister bietet die Möglichkeit die erzeugten Playlists an iTunes zu exportieren oder gleich auf CDs zu brennen. Playlists lassen sich flott zusammenstellen, doch sobald es an die Feineinstellungen geht, steigt die Lernkurve langsamer an. Dafür bietet Mixmeister ein ausführliches Handbuch und Tutorials mit Schritt-für-Schritt Anleitungen.
Wer mehr Wert auf ein gut abgestimmtes Set legt, als auf eine komfortable Bedienung während des Auftritts, für den ist Mixmeister die richtige Wahl. Es bietet viele Möglichkeiten bei der Erstellung der Playlists, hat alle wichtigen Funktionen und einiges mehr, allerdings ist die Bedienung nicht immer intuitiv.
Für Einsteiger können wir Mixmeister daher nur bedingt empfehlen. Zudem stürzt die Demoversion beim Manipulieren von Effekten während des Abspielens ab.
Ultramixer Pro

Ultramixer Pro zeigt ein aufgeräumtes Deck. Alle Funktionen sind auf der Arbeitsfläche untergebracht. Es gibt kein Menü, es finden sich lediglich sechs Knöpfe für weitere Funktionen am unteren Rand. Die zwei Decks sind oben platziert, jeweils darunter liegen die Playlists der einzelnen Decks. Das Layout ist übersichtlich aufgebaut und man hat die Funktionen schnell im Griff.
Ultramixer Pro lädt iTunes-Titel- und Playlists, Dateien aus dem Dateisystem oder direkt von einer CD. Die zusammengestellten Playlists kann man im Winamp-Format sichern und wieder laden. Das Erstellen von Playlists geht schnell und einfach.
Ultramixer lässt sich via Tastatur steuern, die Tastenbelegung kann man ändern. Alle wichtigen Funktionen sind vorhanden. Es gibt Tempoanzeige, Tempos-Sync, Loop, Search und Crossfader. Den Stabilitätstest besteht hat Ultramixer Pro ohne Schwierigkeiten.
Gut gefällt uns der eingebaute Sampler und die Playhistory. Ultramixer Pro ist mit seiner intuitiven Bedienung für Einsteiger geeignet. Dank des großen Funktionsumfangs finden aber auch Fortgeschrittene genügend Möglichkeiten.
Traktor Pro

Auf den ersten Blick erscheint die Oberfläche von Traktor unübersichtlich, aber wenigen Klicks passt man sie den individuellen Bedürfnissen an. Es sind alle Grundfunktionen vorhanden und dazu noch einiges mehr. Traktor bietet zwei Decks und es lassen sich zwei weitere darunter einblenden. Die Decks sind mit Tempoanzeige, Pitch, Fader, Waveform-Anzeige der laufenden Minuten und einem Stripe für den Überblick über den gesamten Titel ausgerüstet.
Ein Vinyl-Deck zum Scratchen ist ebenfalls integriert. In der Mitte darunter ist der Crossfader angebracht und im unteren Teil der Oberfläche der Media-Browser und der Playlist-Editor.
Playlists stellt man einfach mittels Drag und Drop aus dem Media-Browser zusammen. Ganze Playlists oder einzelne Titel lassen sich auch aus iTunes übertragen, oder aus dem Dateisystem.
Die erstellten Playlists speichert Traktor allerdings nicht zurück nach iTunes. Interessant ist die Möglichkeit, Playlists als HTML-Seiten zu exportieren.
Den Stabilitätstest besteht Traktor problemlos. Es reagiert jederzeit und ohne Verzögerung auf unsere Kommandos.
Traktor ist eine Empfehlung sowohl für Einsteiger als auch für Fortgeschrittene. Es ist ratsam, sich zu Beginn ein Minimal-Deck einrichten und dann mit zunehmender Erfahrung mehr Funktionen einzublenden.
Virtual DJ Pro

Virtual DJ Pro zeigt nach dem Start ein reich gedecktes Hauptdeck. Mittels Skins lässt es sich den eigenen Bedürfnissen anpassen. Zehn verschiedene Layout-Skins werden vom Hersteller mitgeliefert.
Am oberen Rand findet sich die Wellenform-Anzeige der laufenden Titel. Die zwei Decks sind gleich darunter, inklusive Tempoanzeige, Wellenform-Übersicht, Vinyl-Scratchpad, Crossfader, Looper, Sampler und Effekte. Im unteren Bereich liegt der Medien-Browser, inklusive iTunes-Integration. Außerdem findet man hier die Playlist-Anzeige.
Playlisten lassen sich schnell zusammenstellen und speichern. Leider kann man sie nicht nach iTunes übertragen. Virtual DJ Pro lässt sich mit der Tastatur steuern. Modifikation der Tastaturkürzel sind möglich. Im Test bringen wir das Programm nicht zum Ruckeln oder gar zum Abstürzen.
Prima Extras sind die Scratch-Funktionen und die Video-Integration. Virtual DJ Pro ist sowohl für Einsteiger als auch für Fortgeschrittene geeignet. Man kann es den jeweiligen Bedürfnissen anpassen.
Fazit

Von den hier getesteten DJ Programmen erfüllen alle Kandidaten die Minimalanforderungen. Dennnoch gibt es Unterschiede, die für den Einsatzzweck wichtig sind. Alle Produkte lassen sich als Demoversionen von den Websites der Hersteller herunterladen. Man sollte diese Möglichkeit nutzen und die Software ausgiebig in der eigenen Umgebung testen. Nur so findet man den Plattenjongleur, der am besten zu den eigenen Wünschen passt.
Einsteiger Djay und Megaseg DJ sind intiutiv in der Bedienung und kommen mit einem hohen Spassfaktor. Zudem wird man nicht gleich mit einer Fülle von Funktionen erschlagen. Auch Traktor Pro eignet sich für Einsteiger, es empfiehlt sich allerdings die Oberfläche zu vereinfachen.
Profis Wer neben Musik auch Videos abspielen möchte, sollte sich Disco XT , Virtual DJ oder Megaseg DJ genauer anschauen.