
Sein Name ist Tethers, Nelson Tethers, und er hat nichts von einem smarten Geheimagenten a la 007. Dementsprechend wird der Puzzle Agent unsanft nicht im Bett mit einem hübschen Bond-Girl geweckt, sondern sehr prosaisch aus seinem zweifellos verdienten Beamtenschlaf auf einem Schreibtischstuhl in der FBI-Abteilung für Rätselforschung (“Puzzle Research Department”). Sein Auftrag: Die Regierungsarbeit in Washington ist ernsthaft beeinträchtigt, weil aus Scoggins keine Radiergummis mehr kommen, wodurch auch der US-Präsident in seiner Regierungsarbeit gehandicapt ist. Dafür treffen aus dem Dorf in Minnesota Puzzles und andere schräge Rätsel ein, die nur Cracks wie Agent Tethers lösen können – mit Hilfe des Spielers, versteht sich.



























Scoggins: Herausfordernde Puzzles am Fließband
Das Adventure ist im Cartoon-Stil von Graham Annable gestaltet. Atmosphärisch erinnert die kühle Schneewelt mit den ländlichen, engstirnig und verschroben wirkenden Bewohnern an den Film “Fargo” der Brüder Coen. Ganz offensichtlich haben die Einwohner etwas vor dem Puzzle Agent Tethers zu verbergen, denn sogar der Sheriff des Ortes wirkt alles andere als kooperativ. Die Fakten: In der Radiergummi-Fabrik hat es eine Explosion gegeben, und deren Tür ist nun mit einem seltsamen Mechanismus versiegelt. Hauptaufgabe ist es, ein fehlendes Zahnrad aufzuspüren, das in dem Mechanismus fehlt. Außerdem ist der Vorarbeiter Isaac Davner spurlos verschwunden. Die Einwohner von Scoggins neigen geradezu zwanghaft zum Lösen von Rätseln und Puzzeln (“Das Lösen von Rätseln hindert dich daran Fragen zu stellen, auf die du nicht wirklich Antworten haben willst”, orakelt der Sheriff) und teilen sich in dieser Form auch häufig mit.
Der Puzzle Agent rätselt
So kämpfen wir uns mit Tethers, der wichtige Erkenntnisse immer wieder in seinem Diktiergerät festhält, durch unsere schlichte Unterkunft mit der redseligen Wirtin, den unheimlichen Wald, das geheimnisumwitterte Fabrikgelände oder ein kleines Gasthaus, indem wir mit Holzblöcken Fahrrouten für unser Schneemobil legen, Geheimschriften entziffern, Schalter, Leitungen und Rohre miteinander verbinden, Figuren zusammenlegen oder andere skurrile Aufgaben lösen. Diese folgen bekannten Mustern, sind aber teilweise für weniger erfahrene Tüftler nicht leicht zu lösen – zumal das Spiel samt Rätsel-Anweisungen komplett nur auf Englisch vorliegt und es gelegentlich nicht für jeden trivial sein könnte, die Anleitungen einwandfrei zu verstehen. Der Fortschritt im Spiel wird automatisch gespeichert, eigene Speicherstände lassen sich nicht anlegen, das ist aber bei den meist kurzen Szenen, die gegebenenfalls zu wiederholen sind, nicht nötig. Immerhin kann man mehrere Benutzer mit eigenem Spielfortschritt einrichten.
Witzig, böse, Borderline
Zum Glück sind wir bei der Lösungssuche nicht allein gelassen. Ein internes Hilfesystem liefert bei Bedarf wichtige Hinweise, mit denen im Zweifel auch ohne Walkthroughs aus dem Internet alles zu lösen sein sollte. Um allerdings stets Zugriff auf die Tipps zu haben, muss man fleißig Kaugummis sammeln, die überall in Scoggins an Wänden oder Gegenständen kleben. Je nachdem, wie viele Fehlantworten oder Hinweise man benötigt hat, erhält der Spieler eine Bewertung als Rätsel-Experte – zwischen “Borderline” und “Top Agent”. Zu den Rätseln kommen kleinere Portionen an Action und Horror. So wird Nelson Tethers auch den Revolver zücken und die hübsche Wirtin zur Motorsäge greifen. Hässliche rote Zwerge tauchen unversehens wie aus einem fürchterlichen Albtraum auf und belegen eindringlich, dass es in Scoggins wirklich nicht mit rechten Dingen zugeht. Die Kombination aus dem Setting, den Dialogen und Rätseln sowie den überraschenden Wendungen macht den abgedrehten Spaß von Puzzle Agent aus – der irreal bis surreal wirkende Cartoon-Stil tut ein Übriges.
Fazit
Wer als Rätselfreund vor dem stellenweise anspruchsvollen Englisch nicht zurückschreckt, sollte zugreifen. Puzzle Agent für Mac (ab Mac-OS X 10.5) und PC gibt es bereits für 10 US-Dollar (auf Steam für regulär 8 Euro), zudem sind Demos verfügbar. Auch auf iPhone und iPad lässt sich Puzzle Agent spielen, das Adventure ist für iOS über den App Store erhältlich und kostet in der iPhone-Version 3,99 Euro , in der Fassung für das iPad 5,49 Euro .
Info: Telltale Games