Genau genommen kommt nicht der vom iTunes Music Store bekannte Standard AAC zum Einsatz, sondern das von den schwedischen Audiocodec-Spezialisten Coding Technologies entwickelte AAC-plus, auch HE-AAC (“High Efficiency Advanced Audio Coding”) genannt. Hierbei handelt es sich um eine Erweiterung des AAC-Audiostandards, die besonders in niedrigen Bitraten eine deutlich verbesserte Klangqualität ermöglicht. AAC-plus erreicht dies durch eine Technik namens SBR (Spectral Band Replication), in der die in niedrigen Bitraten problematischen hohen Frequenzen vom Rest des Signals getrennt komprimiert und abgelegt werden. So kann AAC-plus schon in 128 kbit/s 5.1-Sound in sehr hochwertiger Qualität kodieren. CD-Qualität wird etwa mit 32 kbit/s erreicht, gute Stereo-Qualität mit nur 24 kbit/s. Natürlich unterstützt AAC-plus neben Mehrkanal-Sound auch – passend zur DVD Audio – Abtastraten bis zu 96 kHz. Da in höheren Bitraten die hohen Frequenzen von bisherigen AAC-Codecs ohnehin schon gut kodiert werden, besteht hier kein Unterschied mehr zu AAC-plus.
Was dies für Apple und den iPod bedeutet, ist noch nicht vollends klar. Aber es sieht gut aus, zumindest deutlich besser als mit Windows Media Audio: Laut Auskunft von Coding Technologies ist AAC-plus abwärtskompatibel. Das heißt, Decoder, die nur AAC und nicht AAC plus können (beispielsweise ein iPod) ignorieren den SBR-kodierten Teil einfach und spielen das normal kodierte Signal ab. Es ist auch denkbar, dass Apple mit einem Firmware-Update den AAC-plus Codec nachrüstet. Da der iPod allerdings weder über Mehrkanal-Ausgang noch über einen 96 kHz-fähigen A/D-Wandler verfügt, kommen einige Vorteile des AAC-plus-Formats nicht zum Tragen. Airport Express unterstützt jedoch sowohl Mehrkanalsound als auch verlustlose digitale Übertragung und würde sich mit AAC plus gut vertragen.
Apple arbeitet mit Coding Technologies in diversen Standardisierungsgremien zusammen und ist – besonders als erklärter Unterstützer von MPEG4 – interessiert an der Implementierung der Technik. Fraglich ist allerdings, wie sich die beiden unterschiedlichen DRM-Systeme unter einen Hut bringen lassen.
Auf jeden Fall wäre AAC-plus eine Antwort auf die gerade auftretenden Probleme der US-Musikindustrie mit kopiergeschützten Audio-CDs mit Windows Media Audio. Da die darauf meist enthaltenen WMA-Files nicht auf dem iPod lauffähig sind, häufen sich bei den Plattenlabels inzwischen die Beschwerden der Kunden und so sucht man händeringend nach einer Lösung.
Info Coding Technologies