
Viele iPhone – und iPod-Touch-Besitzer, die früher einen Laptop mit auf Geschäftsreise nahmen, sparen sich inzwischen die Schlepperei. Das iPhone bietet neben der Handyfunktion dank der Internetverbindung auch Zugriff auf Mail und Web. Seit iPhone-OS 2 gibt es zudem im App Store Programme, mit deren Hilfe sich Dateien aus gängigen PC-Applikationen auf das iPhone übertragen und dort nutzen lassen. Das iPad ist zwar kein vollwertiges Laptop, wird vielen aber noch stärker als Büro für unterwegs dienen. Umso wichtiger wird der Datenschutz mit iPhone-OS.
So praktisch iPhone und iPad als mobiles Büro auch sein mögen, wie auch am Laptop muss der Benutzer dafür Sorge tragen, dass sensible Daten nicht in falsche Hände geraten. Bei Dieben ist ein iPhone noch beliebter als ein tragbarer Computer, auch auf das iPad werden es Langfinger absehen. Im Fall eines Diebstahls kommt zum finanziellen Schaden unter Umständen ein weit größerer, wenn Unbefugte Zugangsdaten für Bankgeschäfte, vertrauliche Memos, Umsatzerwartungen eines Unternehmens und so weiter auf dem iPhone finden.
Trügerischer Schutz
Nun vermittelt Apple in seiner Werbung für das iPhone und das aktuelle iPhone-OS durchaus den Eindruck, die Daten seinen sicher. Mit der Funktion “Code-Sperre” etwa lässt sich der Zugang zum iPhone über eine vierstellige Zahl sichern, das Backup über iTunes kann man seit iPhone-OS 3 zudem verschlüsseln.
Beide Mechanismen helfen aber nur, einen schnellen, neugierigen Blick des Tischnachbarn abzuwenden. Hat ein Dieb Zugriff auf das iPhone und einen Mac oder Windows-PC zur Verfügung, ist das Entfernen der Code-Sperre und Anlegen eines ungeschützten Backups eine Frage von wenigen Minuten.
Alle dafür benötigten Tools lassen sich kostenlos im Internet laden, ein wenig technisches Verständnis vorausgesetzt, kann man die Schutzmechanismen umgehen. Darüber hinaus lässt sich das komplette Disk-Image des iPhone mit geeigneter Software auf einen PC übertragen und dort mit forensischen Tools nach Daten durchforsten.
Ein Hauptproblem des iPhone ist die Tatsache, dass die Daten bei der Übertragung auf den PC vom iPhone unverschlüsselt übermittelt werden.
Schutzmechanismen
Bis Apple die genannten Probleme behebt, ist es die Sache des Anwenders, Vorsichtsmaßnahmen zu ergreifen. Mithilfe einiger Grundregeln und geeigneter Programme aus dem App Store sowie eines sicheren Workflows bei der Nutzung von Dateien am iPhone geben Sie Datendieben keine Chance.
Grundregeln
So einfach das Programm Notizen am iPhone auch zu bedienen ist, Bankdaten, Zugangsnamen zu Foren und ähnlich sensible Daten haben hier nichts zu suchen. Dafür gibt es im App Store haufenweise Programme, die derartige Informationen einfach aufnehmen und diese dann verschlüsselt als Datei auf dem iPhone ablegen. In den meisten Fällen kommt hier die Verschlüsselung über AES-256 zum Einsatz, daran beißen sich sogar Geheimdienste die Zähne aus. Ein potenzieller Dieb kann die Datei zwar vom iPhone auf den PC kopieren, scheitert aber an ihrer Dekodierung, hier gibt es schlichtweg keine Option.
Ebenso verführerisch ist es, das iPhone als mobilen USB-Stick zu nutzen, um alle für die Arbeit benutzten Daten unterwegs dabeizuhaben. Legt der Benutzer die Files unverschlüsselt auf das iPhone, haben Datendiebe auch hier einfaches Spiel.
Empfehlenswerter ist es daher, die Daten als verschlüsselte Datei auf das iPhone zu kopieren und am Zielort wieder auf einen PC zu übernehmen und dort zu entschlüsseln.
Wer unterwegs Zugriff auf die Daten haben muss, sollte lieber ein geschütztes WebDAV-Volume nutzen und die Informationen online aufrufen und nutzen. Für Bilder und Abbildungen in den verschiedenen Grafikformaten schließlich gibt es ebenfalls im App Store geeignete Programme, um diese lokal zu verschlüsseln.
Lösungen für alle
Wir zeigen im folgenden Workshop Lösungen für den sicheren Transport der Daten auf dem iPhone und iPod Touch.
Daten verschlüsseln mit Msecure
Bankdaten & Co am iPhone verschlüsseln

Mit Msecure bietet Mseven Software eine englischsprachige App, mit deren Hilfe sich alle wichtigen Daten einfach verschlüsselt speichern lassen. Die App bietet neben Eingabemasken für Webadressen auch solche für Konten und Kreditkarten, E-Mail-Accounts, Vielfliegernummern und vieles mehr. Bei der ersten Nutzung ist ein Masterpasswort festzulegen, mit dessen Hilfe die Datei später verschlüsselt wird. Vergisst der Benutzer dieses Passwort, kann nicht einmal der Hersteller helfen. Msecure nutzt den neben AES-256 ebenfalls als absolut sicher geltenden Blowfish-256-Algorithmus zur Verschlüsselung. Der Benutzer kann der App getrost alle wichtigen Daten anvertrauen. Msecure für iPhone und iPod Touch gibt es im App Store, das Programm kostet 2,39 Euro.
Lösung für Mac und Windows-PC

Der Hersteller der iPhone-App bietet für 15 Dollar optional Msecure für Mac-OS X respektive Windows. Der Anwender kann mit der Lösung auch am PC seine wichtigen Daten sicher verwalten. Zusätzlich bietet die Desktop-Version die Synchronisation mit der iPhone-App. So hat der Benutzer sämtliche wichtigen Daten verschlüsselt auf iPhone und Rechner.
Verschlüsselung mit Password Wallet
Vertrauliche Daten auf iPhone und Mac verschlüsseln

Selznick Scientific Software stellte bereits kurz nach dem Start des App Store mit Password Wallet für 3,99 Euro eine Lösung vor, die im Leistungsumfang mit Msecure vergleichbar ist. Password Wallet speichert die Daten in einer mit AES-256-verschlüsselten Datei, Datendiebe haben auch hier keine Chance.

Der Benutzer kann alle Arten von sensiblen Daten speichern, Kategorien lassen sich frei definieren. Auch bei Password Wallet ist zunächst ein Masterpasswort zu vergeben, nur das gibt dem Benutzer Zugriff auf die Daten. Das Programm lässt sich im Gegensatz zu Msecure auch in Deutsch bedienen, bietet ansonsten einen vergleichbaren Funktionsumfang. Selznick Scientific Software hat schon lange eine MacVersion des Programms im Angebot (20 Dollar), die sich optional nutzen lässt. Der Datenabgleich mit der App erfolgt per WLAN.
Unverschlüsselte Dateien am iPhone
Briefcase

Wer Dateien auf das iPhone kopieren und dort betrachten will, benötigt eine App, die den Job übernimmt. Briefcase von Hey Mac Software ist eine Lösung für 3,99 Euro.

Briefcase setzt voraus, dass am Mac oder Windows-PC ein SSH-Server läuft. Unter Mac-OS X ist der über die Systemeinstellung “Freigaben > Entfernte Anmeldung” einzuschalten, unter Windows ist zunächst ein SSH-Server zu installieren. Der Benutzer hat dann Zugriff auf sein PC-Home-Verzeichnis und kann Daten auf das iPhone laden.
Datacase

Datacase von Veiosoft für 5,49 Euro ist quasi das Gegenstück zu Briefcase. Während Letzteres den Besitzern eines iPhone oder iPod Touch Zugriff auf das Home-Verzeichnis von Macs oder Windows-PCs ermöglicht, bietet Datacase Rechnern unter Mac-OS X, Windows und Linux Zugriff auf die Mediapartition der mobilen Endgeräte.

Datacase stellt Verbindungen über AFP, Bonjour, FTP und HTTP her. Zur Nutzung von Datacase muss man am Mac oder PC keine Software installieren.
Verschlüsselte Dateien am iPhone
Dateiverschlüsselung am PC

Will man iPhone oder iPod Touch als USB-Speicherstick benutzen, ist zunächst eines der beiden oben genannten Programme oder eine ähnliche App zu installieren. Ansonsten lassen sich Daten nicht auf die Mediapartition der Geräte schreiben. Handelt es sich bei den Daten um sensible Informationen, empfiehlt es sich, am Mac oder Windows-PC mit dem kostenlosen Programm Truecrypt eine verschlüsselte Image-Datei, “Container” genannt, zu erzeugen. Kopieren Sie die Daten einfach auf das Image und dann die verschlüsselte Image-Datei auf das iPhone. Sie lässt sich danach auf den Zielrechner übertragen und dort entschlüsseln.
Bilder verschlüsseln

Collect 3 bietet mit Picture Safe für 1,59 Euro eine App, mit deren Hilfe sich Bilder in einem verschlüsselten Bereich auf dem iPhone ablegen lassen. Picture Safe bietet zumindest Schutz vor einfachem Zugriff, der Benutzer muss den vierstelligen Code kennen.

Bilder lassen sich per WLAN übertragen, etwa auch Grafiken im geeigneten Format. Picture Safe bietet jedoch keinen Schutz, wenn das iPhone-Image gehackt und ausgelesen wird, hier sorgt nur die in Schritt 1 beschriebene Option mit Truecrypt für Sicherheit.
Alternative Online-Speicher
Dropbox an Mac und PC

Eine weitere Option, Daten sicher vor neugierigen Blicken zu verbergen und dennoch im Zugriff zu haben, ist Dropbox. Dabei handelt es sich um ein kostenloses Online-Volume, auf dem sich, per E-Mail-Adresse und Passwort geschützt, Dateien aller Art speichern lassen. Die Daten kann man einfach mit dem Mac- oder Windows-Client auf das Online-Volume kopieren, sie stehen dann zur Verfügung. Dropbox arbeitet ähnlich wie Apples iDisk als WebDAV-Volume, der Apple-Dienst setzt jedoch eine kostenpflichtige Mitgliedschaft bei Mobile Me voraus, die mit 79 Euro pro Jahr zu Buche schlägt.
Dropbox fürs iPhone

Dropbox gibt es auch als kostenlose App in Apples App Store. Laden Sie sie auf das iPhone. Nach der Eingabe Ihrer Benutzerdaten für Dropbox (E-Mail-Adresse und Passwort) haben Sie Zugriff auf alle Dateien im Online-Volume und können diese zum Betrachten per WLAN- oder Datenverbindung laden.

Ist die Arbeit getan, wählen Sie “Settings” in Dropbox und hier “Unlink iPhone from Dropbox”. Beim nächsten Zugriff sind so wiederum die Accountdaten einzugeben.
Datensicherheit allgemein
Code-Sperre nutzen

Zwar lässt sich die Code-Sperre von geübten Hackern umgehen beziehungsweise löschen, dennoch bietet sie einen guten Schutz vor neugierigen Blicken, ist das iPhone kurzzeitig unbeobachtet.

Wählen Sie am iPhone “Einstellungen > Allgemein”, und tippen Sie auf “Code-Sperre”. Hier ist eine vierstellige Zahl einzugeben. Das iPhone lässt sich ab dann nur nach Eingabe des Codes nutzen.