München/Macwelt – Für unser Lehrstück in Sachen Mac-Kompatibiltät sind eine Pocket Mstation, Virtual PC mit mindestens Windows 98, rudimentäre DOS-Kenntnisse und viel Zeit von Nöten.
Doch der Reihe nach: Auf die Pocket Mstation stoßen wir bei den Recherchen zu dem Vergleichstest der aktuellen Ausgabe (Macwelt 1/02, Seite 52) in ihrer amerikanischen Variante als Neo Jukebox. Auf der Website des amerikanischen Vertriebs finden sich Macintosh-Treiber, also sollte das Gerät auch Mac-kompatibel sein. Der deutsche Vertrieb kennt sich mit Macs zwar nicht aus (Originalton: “Nur unser Grafiker hat so was”), schickt uns aber ein Testgerät, das tatsächlich Treiber für Mac-OS 8.6 und Mac-OS 9 auf einer Diskette enthält. Nun sollte es keine Probleme mehr geben – wofür hat man schließlich einen mit USB-Karte (und Diskettenlaufwerk) ausgerüsteten Power Mac 9600. Also Diskette rein, Treiber installieren, Neustart und Player anschließen.
Erste Überraschung: das Mac-OS meldet, für das angeschlossene USB-Gerät seien keine Treiber vorhanden und bietet an, solche im Internet zu suchen. Die Suche bleibt aber erfolglos. Was nun? Vielleicht sind die Treiber ja veraltet, es wäre nicht das erste Mal. Nächste Überraschung: Die im Handbuch angegebene Support-Webseite existiert nicht. Nächste Anlaufstelle ist der amerikanische Vertrieb SSIAmerika, hier gibt es neuere Treiber. Herunterladen, Installieren, Neustart. Danach erscheint zwar keine Fehlermeldung mehr mit der Suche nach einem geeigneten Treiber, aber auch kein Festplatten-Symbol auf dem Schreibtisch. Was kann jetzt noch Ursache des Problems sein? Vielleicht ein Konflikt mit einer bestimmten Systemversion oder bestimmten Systemerweiterungen?
Es folgen mehrere Stunden Neustarts mit unterschiedlichen Systemversionen von 9.0.4 bis 9.2.1, doch ohne Erfolg. Egal welche Kombination von Systemerweiterungen aktiv ist, oder ob USB von Apple eingebaut oder nachgerüstet wurde – die Mstation erscheint nicht auf dem Schreibtisch. Ein Anruf beim technischen Support des deutschen Vertriebs fördert außer profunder Apple-Unkenntnis und dem Versprechen, sich zu erkundigen, nichts zu Tage.
Doch werden wir hartnäckig. Zunächst einmal ist interessant, ob der Player wenigstens im Mehrheits-Betriebssystem aus Redmond funktioniert – vielleicht ist der USB-Anschluß ja kaputt. Für solche Zwecke gibt es Virtual PC, das seit Version 3 mit Windows 98 auch USB-Geräte anspricht. Also Virtual PC starten, Treiberdiskette einlegen, Treiber installieren, Neustart, Mstation anschließen – und tatsächlich. Wie in der Anleitung versprochen erscheint das Gerät als Wechselfestplatte unter Windows. Von unserem Erfolg leichtsinnig geworden, öffnen wir einen Ordner auf dem Laufwerk und dann noch einen Unterordner. Diese Aktion bringt Windows zum vollständigen Stillstand. Nach einen Neustart erzeugt ein erneuter Versuch das gleiche Ergebnis. Also auch hier Probleme.
Ein letzter Blick auf die Support-Seite von SSIAmerika führt ganz unten auf der Seite zu einem Hinweis auf USB-Probleme mit Macs und Windows-Rechnern. Diese sollen sich durch ein Update der Firmware des IDE-USB Brückenchips beheben lassen. Zu diesem Zweck gibt es ein DOS-Programm und eine Kurzanleitung. Das könnte es doch sein.
Auf ein Neues: Herunterladen, unter Virtual PC Installieren – Programm ist nicht da, jedenfalls nicht wie versprochen im Windows-Startmenü. Die Suchfunktion fördert das Programm zu Tage, doch statt abzulaufen, erzeugt es nur Fehlermeldungen von nicht gefundenen Unterprogrammen. Des Rätsels Lösung zeigt das DOS-Script im Texteditor: Es erwartet die Dateien in englisch benannten Verzeichnissen, die das deutsche Windows nicht kennt. Das Problem ist schnell behoben und endlich läuft das Programm. Zunächst zeigt es die vorhandene Firmwareversion als 1.5 an und versucht dann, die Version 2.6 aufzuspielen. Beim Versuch bleibt es, denn Windows ist schneller. Noch bevor der eigentliche Updatevorgang laufen kann, funkt Windows dazwischen, versucht einen Treiber für das vermeintlich neue USB-Gerät zu finden und meldet es zur Sicherheit erst einmal ab – Ende des Updatevorgangs. Im fünften Anlauf haben wir dann doch Erfolg. Ohne Unterbrechung läuft das Programm durch. Die Spannung steigt – wird der Player nun auch auf dem Mac-Schreibtisch erscheinen? Virtual PC beenden, Gerät vom USB-Kabel ab- und wieder anschließen und siehe da: Als Ergebnis unserer kleinen Bastelei erscheint die Mstation als Wechselfestplatte auf dem Schreibtisch. Danach verrichtet das Gerät am Mac klaglos seinen Dienst.
Hartmut Könitz