
Die Nachricht, dass ab März auch der Playboy auf das iPad kommt, hat bei IT-Systemadministratoren nicht nur helle Freude hervorgerufen. Natürlich sollte auf einem Firmen-Gerät keinesfalls irgendwelche kompromittierende Inhalte genutzt oder gespeichert werden, aber in der Praxis sieht das leider meist anders aus. Jenseits der Hinweise auf Unternehmensrichtlinien und einigen Dienstprogrammen zum Netzwerk-Management stehen dafür aber kaum Kontroll-Mechanismen zur Verfügung.
Will Stofega, ein Analyst bei IDC, sieht die Hemmschwelle, private Inhalte auf ein Gerät zu laden, sinken. “Das Speichern von pornografischen Inhalten auf Desktops war schon immer ein Problem, aber mit mobilen Geräten wie Laptop und iPad wird das Problem nur größer. Natürlich ist es nicht im Interesse der Firma, wenn in der Mitte einer Präsentation eines Mitarbeiters plötzlich Inhalte von Playboy eingeblendet werden.”, erklärt Stofega. Er begrüßt Apples Richtlinien , keine anstößigen Inhalte im App Store zuzulassen, drängt aber gleichzeitig Apple und Dritthersteller, Management-Tools und Filter für browser-basierte Inhalte jenseits des App Stores zur Verfügung zu stellen.
Das Problem besteht natürlich nicht nur auf der Apple Plattform. Steve Jobs hat bereits die Android-Plattform dafür kritisiert, dass dort kompromittierende Inhalten zu einfach zugänglich sind. Die meisten Systemadministratoren verweigern eine Diskussion, wo die Grenze zwischen erlaubter Privatnutzung und Unternehmenseinsatz gezogen werden muss. Henry Mayorga, ein IT-Manager bei Baron Funds in New York beschreibt sein Problem, 50 iPads im Wi-Fi-Netz der Firma zu überwachen und setzt dazu Blue Coat Systems Software zum blockieren unerwünschter Daten ein. “Blue Coat aber funktioniert nur innerhalb der Firewall und benötigt spezielle Proxy-Einstellungen auf dem iPad. […] Weitaus schwieriger ist es, das iPad so zu konfigurieren, dass auch ein gewiefter Anwender die Sperren nicht aushebeln kann. Leider unterstützt Apple aber bisher die Anforderungen an Sicherheitsmaßnahmen im Unternehmenseinsatz nur unzureichend.”, klagt Mayorga.
Richtig problematisch wird es aber erst dann, wenn der Mitarbeiter sein privates Gerät zum Unternehmenseinsatz nutzt. Damit verlieren bei dem iPad die Systemadministratoren jeden Einfluss und müssen die Apps zur Privatnutzung erlauben. Research in Motion (RIM) hat dieses Problem besser angegangen: Der Blackberry Enterprise Server bietet Filter für das Laden von Inhalten und für Privat/Firma- Mehrfachnutzung können auf dem Blackberry Playbook mehrere Profile “Persona” angelegt werden, sodass zum Beispiel beim Ausscheiden eines Mitarbeiters dann einfach das Firmenprofil mit all den dort gespeicherten Daten gelöscht werden kann. Aber letztendlich hindert auch diese Lösung einen Mitarbeiter nicht daran, zum Beispiel Pornodarstellungen auf seinen Tablet-Computer zu laden.
Jack Gold von der gleichnamigen Analystenfirma sieht das Problem eher gelassen und schätzt, dass Apps wie Playboy auf allen Plattformen das gleiche Risiko darstellen, sei es nun Desktop, Laptop, Netbook oder Tablet. “Es ist nicht einfach, die Download-Aktionen eines Mitarbeiter auf seinem eigenen Gerät zu begrenzen, aber das Unternehmen muss sich darauf verlassen können, das Privates privat bleibt und jeder Mitarbeiter verantwortungsbewusst handelt”, fasst Gold die Diskussionen zusammen.
Kevin Burden, ein Analyst bei ABI Research, stimmt zu und fordert zur umfassenden Aufklärung der Mitarbeiter über alle Folgen auf. Jegliche Darstellung von kompromittierenden Inhalten setzt nicht nur die Verträge mit dem betroffenen Kunden aufs Spiel, sondern ruiniert nachhaltig den Ruf der Firma und ist außerdem strafbar für den Mitarbeiter. Burden erinnert dabei an einen seiner Kollegen, der seinen Arbeitscomputer zur Reparatur brachte und anschließend wegen Nutzung und Speichern von Kinderpornografie für Jahre ins Gefängnis ging.